Karben/Bad Vilbel. Sichtlich erleichtert waren die meisten der 38 Delegierten am Mittwochabend im Bürgerzentrum, als das Ergebnis der geheim durchgeführten Wahl zum SPD-Landtagskandidaten für den Wahlkreis 25 (Wetterau I) verkündet wurde. Mit nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung hatten somit 92 Prozent der Delegierten Udo Landgrebe aus Bad Vilbel zum Nachfolger des ehemaligen hessischen SPD-Partei-Vize, Jürgen Walter, bestimmt.
Zwar erwähnte Landgrebe zu Beginn seiner Vorstellungsrede kurz, warum er nun nach nur knapp einem Jahr vom Ersatzbewerber für den Landtagssitz zum Kandidaten aufsteigen konnte – nämlich durch das „unsolidarische Verhalten“ der vier Abweichler. Danach war der Name des bisherigen Spitzenreiters der Wetterauer SPD, Jürgen Walter aus Friedberg, jedoch tabu. Der neue Ersatzbewerber für den Wahlkreis 25, der Karbener SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Görlich, forderte seine Genossen auf, nach der Wahl im Januar das Thema noch einmal aufzuarbeiten.
Landgrebe und Görlich waren sich einig, dass Solidarität zur Partei stets Vorrang haben müsse. „Solidarität wirft man nicht einfach so über Bord“, erklärte der in Bad Vilbel als selbstständiger Unternehmensberater tätige 58-Jährige, der auch Vorsitzender der Vilbeler Genossen und Stadtverordneter ist. Nur um die eigenen Interessen zu befriedigen, dürfe keiner eine Gemeinschaft wie beispielsweise eine Partei als Schauplatz nutzen. Landgrebe warb trotz der momentanen schlechten SPD-Umfragewerte um die Unterstützung aller Genossen im Wahlkreis. „Nur wenn wir ebenso offen und ehrlich über die Ereignisse der vergangenen Wochen reden wie über unsere moderne und zukunftsweisende sozialdemokratische Politik, werden wir das Vertrauen bei den Wählern zurückerobern können.“ Er streifte alle wichtigen Politikfelder, von der Wirtschaft über gerechte Löhne bis zur Bildung. Und griff den amtierenden CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch an. Der habe Hessen abgewirtschaftet, übermäßig verschuldet und auch in Sachen Bildung total versagt. Dass der bevorstehende Wahlkampf wegen des Meinungstiefs recht schwierig werden wird, bestätigt dann auch Thomas Görlich, der ebenfalls mit 92 Prozent zu Landgrebes Ersatzbewerber gewählt wurde. Man müsse mehr auf die Menschen zugehen und sich um ihre Sorgen und Nöte kümmern. Das fange mit einer verbesserten Infrastruktur wie der Nordumgehung um Groß-Karben an und höre mit umstrittenen Windrädern an der Friedberger Grenze zu Wöllstadt auf.
Mit der Wahl Landgrebes zum Direktkandidaten für den Wahlkreis 25 am Mittwochabend stehen nun alle drei SPD-Landtagskandidaten für die Wetterau fest, neben Landgrebe sind das Lisa Gnadl für die östliche Wetterau (Wahlkreis 26) und Matthias Görlach für die nördliche Wetterau (Wahlkreis 27).