Chapeau, Herr Rahn! Die Wahl ist gewonnen. Die Bürger haben einen Wechsel gewollt, sind das Hickhack zwischen Stadtparlament mit CDU-, FWG- und FDP-Mehrheit und rot-grüner Rathausspitze leid. Kein „Weiter so wie bisher“, sondern ein Neuanfang sollte her, und der Wahlausgang ist für die Stadt durchaus historisch zu nennen: In der bald 40-jährigen Geschichte der Stadt wird es erstmals einen Christdemokraten auf dem Rathausstuhl geben.
Und so darf zunächst einmal ausgiebig gefeiert werden. Und ein kleines Päuschen sei dem gewählten Kandidaten und den Wahlhelfern gegönnt. Die harten Wochen des intensiven Wahlkampfes sind geschafft. Ein Wahlkampf, den Guido Rahn und sein Koalitionsteam mit Themen bestritten hat, Konzepte entworfen (Kleinkinderbetreuung), Ideen vorgestellt (Schwimmbad), Pläne entwickelt (Innenstadt) hat. Der gewählte Kandidat Rahn hat eine Zukunft für Karben visionär vorgestellt, die es nun gilt, in die Tat umzusetzen.
Die Arbeit wartet also nicht auf den künftigen Bürgermeister, die Koalition muss sofort loslegen. Am 1. April 2010 ist Amtsübernahme, im März 2011 die nächste Kommunalwahl. Jetzt gilt es für Rahn und die Koalitionsparteien, in kurzer Zeit die Weichen zu stellen, deutlich zu machen, wohin die Entwicklung in Karben geht.
Und die SPD in Karben, im Land, im Bund? Der Niedergang der Volkspartei scheint unaufhaltsam und wirkt sich im Kleinen wie im Großen aus. Erst der Verlust der absoluten Mehrheit, die Koalition mit den Bündnis-Grünen, der Gang in die Opposition im Stadtparlament und nun stellen die Sozialdemokraten nicht einmal mehr den Bürgermeister. Jochen Schmitt und seine Unterstützer fanden kein Mittel gegen eine geschlossen auftretende Koalition. Sie schafften es nicht, trotz Amtsbonus, zu punkten, Themen zu setzen, reagierten oft.
Schmitt, der mit seiner Kandidatenkür vom Amt des Parteivorsitzenden zurücktrat, der auf seinen Plakaten auf das SPD-Logo verzichtete, weil, wie er öfters betonte, dies eine Personenwahl sei. Oder war dies doch nur der Versuch, sich vom zurzeit wirklich nicht glänzenden Image der SPD zu befreien? Dazu die Zurückhaltung der Grünen, die sich erst wenige Wochen vor der Wahl dazu durchrangen, Schmitt ihre Unterstützung zuzusichern. Nun müssen sich die Sozialdemokraten erst einmal Gedanken um ihre Zukunft machen. Im Kleinen wie im Großen.
Christine Wieberneit