Veröffentlicht am

Ärger mit Pfiff – In Gronau gibt es weiter Unmut wegen Lärm und Hupen • Bürger fordern Bahnschranke

Über die hupenden Züge am unbeschrankten Gronauer Bahnübergang ärgern sich Anwohner, wie berichtet, schon geraume Zeit. Doch auch Raser und der Lärm von Lastwagen beim Überfahren der Gleise kommen hinzu.

Bad Vilbel. Eigentlich ist es ein ernstes Thema, doch Hermann Rohde und Roland Schüler, die gleich nebenan in der Dresdner Straße wohnen, machen sich einen Spaß daraus, dem Reporter zu zeigen, wo der Krach am Übergang herkommt.

Hüpfen auf der Matte

Sie hüpfen auf den zwischen den Gleisen verlegten Hartgummi-Matten, die dabei nachgeben. Dieser Effekt sorge dafür, dass besonders bei Lastwagen lautstarke Erschütterungen zu vernehmen seien, sagt Rohde. Im sanierten Bahnhof in Kilianstädten liege Beton zwischen den Gleisen, der nicht zu Lärmerschütterung führe.

An diesem Vormittag ist es sehr ruhig, doch „wenn’s dunkel ist, geht hier die Post ab“, sagt Rohde. Dabei seien ihm die Anlieger des verkehrsberuhigten Neubaugebietes unangenehm aufgefallen. Dort dürften sie nur Schritttempo fahren, doch beim Abbiegen auf die Steigungsstrecke der Vilbeler Straße würden sie mit ihren „PS-Bolzen“ so richtig aufdrehen. Das Thema Raser in der Vilbeler Straße habe in der jüngsten Gronauer Ortsbeiratssitzung für heftige Diskussionen gesorgt.

Er und sein Nachbar Schüler verstehen nicht, weshalb dort nicht Tempo 30 vorgeschrieben sei – so wie in den Nebenstraßen und am Ortsausgang in Richtung Rendel. Es gebe noch ein Mittel, um das Verkehrstempo zu drosseln, sagt Rohde. Versetztes Parken zum Beispiel. Doch das habe nicht funktioniert. Anwohner hätten ihre Autos halb auf dem Gehweg geparkt – aus Sorge, dass diese von vorbeirasenden Fahrzeugen geschrammt würden. Das Resultat: sie hätten Strafzettel wegen des Parkens auf Gehwegen erhalten. Nun parke niemand mehr auf der Vilbeler Straße.

Am Bahnübergang wundern sich die Anwohner noch immer über die Hup-Praxis der Züge der Niddertalbahn. Weil der Übergang Berger Straße nicht beschrankt ist, müssen sie dort ein Signal geben. Doch manche Zugführer hupen ein Mal, andere zwei Mal. Und das so durchdringend, dass Helmut Morcinek aus der Dresdener Straße 7 seine Mieter verloren hat. Die Familie könne wegen der gellenden Geräusche nicht mehr schlafen, die von 4.55 bis 23.45 Uhr ertönten.

Die Grünen stellen am kommenden Dienstag im Stadtparlament den Antrag, „unverzüglich alle Maßnahmen in die Wege zu leiten, um die Beschrankung des Bahnübergangs Berger Straße noch in diesem Jahr sicherzustellen und somit eine Gefahren- und unerträgliche Lärmquelle kurzfristig zu beseitigen“. Dies entspreche einem FDP-Antrag, den der Ortsbeirat im März einstimmig angenommen habe.

Den Anwohnern geht es aber nicht nur ums Hupen, sondern auch um eine Gefahrenquelle. So verlaufe über die Berger Straße auch ein stark frequentierter Radweg aus Richtung Bergen-Enkheim. Erst kürzlich seien zwei Mountainbiker fast vor einen Zug gerast, sagt Rohde. Der Ortsbeirat habe zu Verhandlungen mit der Bahn aufgefordert, bestätigt Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU). Die Stadt warte auf Rückantwort. Doch seine Haltung sei klar: „Keine Schranken“, betont Frank. Auf der Niddertal-Bahnstrecke gebe es noch sechs bis neun weitere unbeschrankte Übergänge. Bei einem defizitären Haushalt könne die Stadt den Schrankenbau nicht übernehmen und unterhalten. Eine Tempomessung an der Vilbeler Straße sei denkbar, „ist aber im Moment nicht vorgesehen“.