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Ärger um neue Parkverbote

Besorgte Anwohner (von links): Monika Roth, Jeannette Muth und Silke Wirth sind mit den gezackten Streifen nicht einverstanden und sammeln Unterschriften der Anwohner. Foto: Eickhoff
Besorgte Anwohner (von links): Monika Roth, Jeannette Muth und Silke Wirth sind mit den gezackten Streifen nicht einverstanden und sammeln Unterschriften der Anwohner. Foto: Eickhoff

Bad Vilbel. Silke Wirth und Jeannette Muth stehen in der Bahnhofstraße im alten Ortskern Dortelweils. Links und rechts parken Autos vor den Häusern und Hoftoren. »Da hat es noch nie Probleme gegeben«, sagt Muth, die seit 1996 Anwohnerin ist. Beide zeigen frustriert in Richtung Boden. »Plötzlich haben wir hier an der Kreuzung zur Untergasse diese Markierungen ohne Vorwarnung.« Gezackte Linien machen deutlich: Parken und Halten ist dort nicht mehr erlaubt. »Ich dachte erst, es zieht jemand um, als es hieß, man solle die Stelle freihalten«, erzählt Silke Wirth. »Und auf einmal waren die Streifen da. Wir verstehen nicht, was das soll.«
Die Anwohner der Bahnhofstraße schließen sich zusammen. »Mittlerweile haben wir 49 Unterschriften gesammelt und auch eine Anfrage an die Stadt gesendet«, sagt Silke Wirth. »Wo sollen wir den parken? Die Markierung geht weit in die Straße hinein. Das ergibt keinen Sinn, zumal es nie Beschwerden gab.«
Mehr parkende Autos
Die Stadt hat für die neue Zickzackmarkierung, die seit rund drei Wochen aufgemalt ist, eine einfache Erklärung. »Die Zahl der auf der Straße parkenden Fahrzeuge hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Dies ist mit der Situation von vor 40 Jahren keinesfalls vergleichbar. Der Verkehrsfluss kam in den letzten Monaten immer wieder ins Stocken, teilweise zum Erliegen, da begegnende Fahrzeuge nicht aneinander vorbeikamen«, sagt Pressesprecher Yannick Schwander.
Wirth und Muth können dem kaum zustimmen. »Begegnen sich zwei Autos im oberen Teil der Bahnhofstraße, kommen sie nur schwer aneinander vorbei«, sagt Wirth. Wenig später stößt mit Monika Roth eine dritte Anwohnerin dazu. Sie betont: »So richtig verstehen kann ich die Anordnung nicht. Sie sorgt eher für noch mehr Chaos.«
Denn die Bahnhofstraße ist offizieller Zufahrtsweg zum Sportplatz. Dort herrscht die ganze Woche über reger Betrieb. »Die 30er-Zone beachtet hier kaum jemand. Dadurch, dass jetzt die Parkplätze wegfallen, ist die Straße breiter. Wir befürchten, dass jetzt noch schneller gefahren wird«, sagt Wirth. »Am besten wäre es, man würde die Zu- und Abfahrtsregel in Richtung Sportplatz ändern. Das würde vieles vereinfachen.«
Pressesprecher Schwander bringt noch weitere Punkte ein. »In der Vergangenheit gab es immer wieder vermehrte Hinweise zur regelwidrigen Parksituation, was zu Problemen für Feuerwehr und Müllabfuhr führte.« Ein weiterer Aspekt ist die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer. Es handelt sich um den offiziellen Weg zur Sportanlage.«
Jeannette Muth widerspricht. Und mit der Wehr oder der Müllabfuhr gab es keine Probleme. Es hat alles jahrelang funktioniert.« Das schnelle Fahren sei ein viel schlimmeres Problem. »Die Verkehrssicherheit geht vor. Doch anstatt uns die Parkmöglichkeiten zu nehmen, hätte man über ein Anwohnerparken nachdenken können. Außerdem wurden wir nicht informiert.«
Yannick Schwander erläutert: »Die Straßenverkehrsbehörde erlässt Verkehrszeichen auf Grundlage geltender Gesetze. Die Berücksichtigung von Einzelwünschen spielt hier eine untergeordnete Rolle, auch eine Information vorab ist nicht üblich.«; Anwohnerparken sei auch wegen der strengen gesetzlichen Vorgaben keine Alternative.
Kein Platz mehr
Die Anwohnerinnen haben dafür nur bedingtes Verständnis. »Nicht jeder hat genug Stellplätze. Ich stelle mein Auto mittlerweile viel weiter oben in der Straße ab, weil kein Platz mehr ist«, sagt Wirth.
Schwander sagt, dass es nicht nur negative Meinungen innerhalb der Bahnhofstraße gibt. »Die Stadt erhielt diverse E-Mails, Anrufe und Schreiben, in denen sich Anwohner bedankt haben, dass dieser Bereich markiert wurde.« Wirth, Muth und Roth sehen das anders. »Wir haben einen guten Austausch in der Nachbarschaft, saßen, bis Corona kam, regelmäßig zusammen und tauschen uns über alles aus«, sagt Wirth. Für die Begründungen der Stadt haben sie kein Verständnis. »Wir hoffen, die Stadt überlegt noch einmal, ob es keine Alternativen gibt«, sagt Wirth. »Man kann nicht alles nach dem Sportplatz richten und die Anwohner vergessen.«
Von Patrick Eickhoff