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Als die Flut kam – Wolkenbrüche am Donnerstagabend setzen viele Keller unter Wasser

Die Straßenkanalisation in Groß-Karben konnte die Wassermassen nicht mehr bewältigen. Foto: Niehoff
Die Straßenkanalisation in Groß-Karben konnte die Wassermassen nicht mehr bewältigen. Foto: Niehoff

Das Unwetter Michaela dauert zwar nicht lang, vielleicht 45 Minuten. Doch für die von den Wassermassen Betroffenen schien diese dreiviertel Stunde eine Ewigkeit zu sein.

Karben/Bad Vilbel. Als sich der Himmel gegen 19 Uhr verdunkelte, ahnten die Einsatzkräfte der Karbener Feuerwehr, dass sie in dieser Nacht zum Zuge kämen. „Aber dass es so schlimm würde, dass hat selbst uns überrascht“, meint Stadtbrandinspektor Thomas Bier am Freitagmorgen bei den Aufräumarbeiten.

In Karben löste der Wolkenbruch eine riesige Schlammlawine oberhalb Groß-Karbens aus. Die hatte sich von den Feldern in der Waldhohl herkommend in die Heldenberger Straße ergossen und setzte diese in wenigen Minuten unter Wasser und Schlamm. Die braune Soße verstopfte Kanäle mit ihrem Schlamm und bahnte sich einen Weg in viele Keller. Besonders schlimm hatte es Familie Vieth in ihrer Souterrain-Wohnung in der Bahnhofstraße 24 erwischt.

Dem Schicksal ergeben

„Als das Wasser die Treppe herunterzulaufen begann, habe ich noch gehofft, dass es mit Aufwischen geht. Dann aber kam es plötzlich wie bei einer Springflut“, berichtet Stephanie Vieth, nach den Strapazen einer durchwachten Nacht. Sie hatte sofort die Feuerwehr gerufen, denn innerhalb von nur knapp 10 Minuten stand das Wasser acht Zentimeter hoch in der 100-Quadratmeter-Wohnung.

„Wir haben nur noch unsere Wertgegenstände in Sicherheit gebracht und uns ansonsten dem Schicksal ergeben“, sagt die Mittdreißigerin. Dass Stephanie Vieth neben ihrem Schaden an Hausrat und Möbeln auch den Feuerwehreinsatz bezahlen muss, lässt sie kalt: „Das ist Sache der Versicherung.“

Mit 100 Einsatzkräften war die Karbener Feuerwehr in dieser Nacht im Einsatz. „Zum Glück ging es nur ums Auspumpen von Kellern und das Abspritzen der Straßen. Personenschäden hatten wir keine“, zog der Stadtbrandinspektor am folgenden Morgen Bilanz.

Bestürzt vom Ausmaß der Schäden zeigte sich Bürgermeister Guido Rahn (CDU): „Das ist schrecklich für die Anwohner.“ Gegen solche Naturgewalten seien die Bürger Karbens aber ebenso machtlos wie ihre Stadtverwaltung.

Innerhalb der vergangenen 15 Jahre hatten Schlammlawinen nach Gewittern mit Starkregen bereits zweimal Karben heimgesucht: 1999 standen vom Kaicher Weg herunter Teile von Burg-Gräfenrode unter Wasser, im Sommer 2008 hatte es Häuser in mehreren Straßenzüge rund um den Tannenweg in Klein-Karben getroffen.

Mittlerweile versucht die Stadt mit Gegenmaßnahmen wie der Vergrößerung von Kanalrohren oder der Errichtung großer Einläufe in die Kanalisation an Ortsrändern, der Gefahr Herr zu werden. Auch in Groß-Karben gibt es erste Pläne. An der Stelle, wo sich am Donnerstag Schlammmassen in den Ort gewälzt haben, soll demnächst ein Baugebiet entstehen. „Das wird dann vor solchen Überflutungen ausreichend geschützt“, kündigt Guido Rahn an. Damit dürfte in wenigen Jahren dann auch für die Einwohner im alten Ortskern die Gefahr gebannt sein.

Nach dem Wolkenbruch haben auch in Bad Vilbel viele Bürger im Rathaus und bei den Feuerwehren angerufen. „Das Unwetter hat uns zum Glück nicht so heftig getroffen wie anfangs befürchtet“, schildert Stadtbrandinspektor Karlheinz Moll. Insgesamt seien 25 Einsätze gefahren worden. Alle Feuerwehren der fünf Stadtteile waren im Einsatz. Die Helfer pumpten zahlreiche vollgelaufene Keller aus, darunter auch den von Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU).

In Bad Vilbel ergossen sich in nur wenigen Augenblicken über 20 Liter Regen pro Quadratmeter auf Straßen und Häuser, vor allem in Gronau standen Untergeschosse im Wasser.