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Alte Sachen leben

Karbener Nachwuchs erkundet vier Tage lang das Heimatmuseum

Die Museums-Kinder bereiten eine Fotosafari für die Eltern vor, bei denen die Erwachsenen erraten sollen, welcher Teil des Museums zu sehen ist. Foto: Mag
Die Museums-Kinder bereiten eine Fotosafari für die Eltern vor, bei denen die Erwachsenen erraten sollen, welcher Teil des Museums zu sehen ist. Foto: Mag

Unter dem Motto „Unser Museum lebt!“ veranstaltete der Museumsdienst des Karbener Geschichtsvereins eine Projektwoche. Vier Workshops für Kinder verschiedener Altersgruppen beschäftigten sich vier Tage lang mit dem Museum und seinen Ausstellungsstücken.

Karben. „Wir haben insgesamt 35 Kinder hier, darüber sind wir wirklich sehr froh“, erklärt Charlotte Jäkel, Organisatorin des Museumsdienstes. „Erst kurz vor Annahmeschluss kamen die ganzen Anmeldungen. Wir dachten schon, wir müssten absagen“, ist Stadtrat Jürgen Hintz (CDU) erleichtert.

Solche Aktionen wie diese Woche seien wichtig, findet Jäkel: „Die Kinder sollen wissen, dass es das Museum gibt und die Geschichte ihres Heimatortes kennenlernen. Unsere Öffnungszeiten sind ja nicht immer ideal für Familien, und so kriegen die Kinder einen einfachen Zugang.“ Einer der Workshops ist für die eher älteren Kinder gedacht: „Hier bei uns geht es um alte Sachen“, sagt Monika Heinz, Leiterin des Workshops.

Geschichten erdacht

Die Kinder haben verschiedene Gegenstände aus dem Museum zur Auswahl bekommen, alles alte Ausstellungsstücke. „Wir haben zum Beispiel einen alten Helm und eine Schultasche aus Leder hier. Jetzt überlegen wir uns Geschichten, in denen es darum geht, was diese Sachen schon alles erlebt haben könnten“, sagt der elfjährige Navid.

Neben ihm sitzt die zehnjährige Janika. Sie hat ein Buch aus dem Jahre 1936 in der Hand, mit dem Titel „Heinzelmann“. Die Seiten sind schon etwas verblichen, ein Autor steht nicht dabei. „Vorne steht aber ein Name im Buch, mit Bleistift geschrieben. Das war wohl die Besitzerin“, sagt sie. Die alte Handschrift ist sehr schwer zu lesen, gemeinsam mit Monika Heinz glaubt sie den Namen Klara Köffin entziffert zu haben. „Es macht total viel Spaß, es ist so spannend, sich zu überlegen, was das Buch schon alles erlebt hat“, findet Janika. Nach ihrer Vorstellung hat das Buch Klara gehört. „Sie hat es so oft gelesen, bis sie es auswendig kannte und dann leider an der Nidda verloren“, erzählt sie. „Ich gestalte nun außerdem noch ein neues Titelblatt für das Buch.“

Ute Lange von der Karbener Künstlerinitiative ist keine Mitarbeiterin des Museumsdienstes, war aber trotzdem gleich begeistert: „Gestern habe ich den Kindern die Geschichte erzählt, die erklärt, wo die Seesterne her kommen“, sagt sie. Der achtjährige Tom fasst diese kurz zusammen: „Zwei Sterne haben sich im Himmel gestritten und sind ins Meer gestürzt. Die Fische hatten Angst vor dem Glanz, deshalb haben sie sich mit Sand bedeckt“, beschreibt er. „Heute malen wir Szenen aus der Geschichte, und zum Schluss wird ein Bilderbuch daraus“, schildert Lange.

Tolle Fotomotive

Dorina Koock ist derweil mit einer Gruppe Kinder in der Halle unterwegs, in der die landwirtschaftlichen Fahrzeuge ausgestellt sind. Die Kinder haben Kameras von zuhause mitgebracht und bereits eine Vielzahl an Motiven fotografiert. „Wir haben das Museum in verschiedene Rubriken eingeteilt und machen Fotos in den einzelnen Bereichen. Die Eltern sollen bei der Ausstellung erraten, aus welchen Bereichen des Museums die einzelnen Bilder stammen“, sagt Mitarbeiterin Koock. Für sie wird es nach langjährigem Engagement die letzte Woche im Museum sein, das komplett von ehrenamtlichen Mitarbeitern geleitet wird.

Die elfjährige Lea hat einen alten Traktor als Motiv entdeckt. Ihre Freundin Juliane ist auf den Fahrersitz geklettert und bietet der Gruppe so ein tolles Fotomotiv. „Ich fotografiere sehr gern, es macht viel Spaß“, sagt Lea. „Auch, dass man dabei noch etwas über die vielen Stücke hier lernt. Das Museum hat viel Interessantes zu bieten“, findet die Schülerin.

Die Erstklässler und Vorschulkinder werden von Christel Fiebelkorn betreut. „Gestern haben wir das Märchen vom Rumpelstilzchen gelesen. Kennt ihr den berühmten Spruch noch?“, fragt sie in die Runde. „Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind! Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!“, schallt es im Chor. Was genau in der Gruppe geschieht, sollte eine Überraschung bleiben. Doch haben die Kinder bereits farbenfrohe Namensschilder angefertigt. Wofür, wurde erst am Freitag in der gemeinsamen Ausstellung für die Eltern verraten.