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Auf dem Dorfplatz fing alles an

Mit dem Dorfplatzfest 1990 fing alles an. Es fand anschließend 25 Mal statt.
Mit dem Dorfplatzfest 1990 fing alles an. Es fand anschließend 25 Mal statt.

Jörg Schatz und Horst Tryba blicken zurück auf 32 Jahre »Wir Massemer«

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blicken Horst Tryba (links) und Jörg Schatz auf 32 Jahre »Wir Massemer« zurück. Foto: Eickhoff

Bad Vilbel. Nach 32 Jahren und insgesamt 271 Veranstaltungen ist Schluss. Der Verein »Wir Massemer« hat sich aufgelöst. Er hat in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur das Bild des Stadtteils maßgeblich geprägt. Die Gründungsmitglieder Jörg Schatz und Horst Tryba blicken zurück.0

Wenn Horst Tryba und Jörg Schatz ins Reden kommen, dann hören die beiden so schnell nicht auf. Vor ihnen liegen Bilder aus 32 Jahren Vereinsgeschichte der »Wir Massemer«. Der ehemalige Vorsitzende Tryba nimmt einen Flyer vom Dorfplatzfest in die Hand und grinst. »Damit fing alles an«, sagt er. »Da waren wir noch gar kein Verein«, ergänzt Schatz. »Und dass daraus 32 Jahre werden, das hätte wohl damals auch niemand vermutet«, sagt er und lacht.

50 000 Euro für die Kinderkrebshilfe
Jörg Schatz kommt 1990 die Idee, ein Fest auf dem Dorfplatz auszurichten. »Massenheim war wie eine Schlafstadt vor Frankfurt. Der Platz musste feierlich eingeweiht werden. Deshalb habe ich die Vereine angeschrieben – und es haben sich viele bereit erklärt zu helfen. Konrad Ahrens hat uns einen Ochsen gespendet. Damit fing es an.« Dabei war auch Horst Tryba. »Es war ein rauschendes Fest. Als am nächsten Tag der Getränkelieferant kam, um die Fässer abzunehmen, hat er gesagt, dass das nicht sein könne. Das war wirklich unglaublich schön.« Besonders stolz sind die beiden auf den Erfolg. »17 000 D-Mark hat das Fest eingebracht. Die haben wir sofort in die Renaturierung des Erlenbaches gesteckt.«
Auf dem Hahnenkamm in der Nähe von Alzenau feierten sieben Leute das gelungene Ereignis. »Und wie das dann halt so ist, haben wir nachts beschlossen, einen Verein zu gründen«, sagt Tryba und lacht. »Wir haben sogar einen Betrag festgelegt mit dem wir einsteigen und haften.« Schatz freute es. »Ich wusste, dass ich diese engagierte Gruppe zusammenhalten muss.« Der Verein »Wir Massemer« wurde schließlich im Dezember 1990 von Johannes von Wysocki, Jörg Schatz, Hans Hasenklever, Kurt Schneider, Konrad Ahrens, Michael Milchsack und Horst Tryba gegründet. »Eigentlich hätten wir ›Mir Massemer‹ heißen müssen, aber da wir alles nur Eingeplackte waren, wollten wir eine Mischung. Deshalb verbanden wir Hochdeutsch mit Dialekt«, sagt Tryba.

So entstanden die »Wir Massemer«. Die Idee: Das Zusammenleben, Kunst und Kultur in Massenheim zu fördern. Und das setzen die Mitglieder um, noch bevor der Verein offiziell gegründet ist. »Wir kamen zurück und haben uns überlegt, einen Weihnachtsmarkt zu organisieren«, sagt Tryba. Innerhalb von sechs Wochen bauen die Mitglieder neun Hütten und eine Krippe. »Die sind heute noch gut erhalten und könnten verwendet werden, auch wenn die Stadt uns für die vergangenen Jahre dankenswerterweise welche gestellt hat.«
Was sich dann entwickelt, ist eine echte Massenheimer Erfolgsstory. Die Mitglieder organisieren insgesamt 271 Veranstaltungen. Konzerte, Stadtteilfeste in Zusammenarbeit mit anderen Massenheimer Vereinen, Jugend- und Umweltaktionen, Pflanzaktionen oder auch die Dorfreinigung. Bei den »Wir Massemern« gibt es alles. Von Kunst bis Kultur.

Den Stadtteil verschönert
Tryba und Schatz berichten von der Dorfreinigung. »Da war immer was los. Es gab für jeden eine Urkunde und für den Verein mit den meisten Teilnehmern einen Preis«, sagt Tryba. Aber auch der Kidstag – »bei einem Fahrradkurs hat jedes Kind einen eigenen Pokal bekommen« – sei immer beliebt gewesen. Jazz-Mittage, Klassikkonzerte, Osterfeuer. »Wir haben so viel gemacht, und es wurde trotz anfänglicher Schwierigkeiten, weil wir eben keine echten Massenheimer waren, alles so gut angenommen. Das war eine unglaubliche Zeit«, sagt Tryba. Die »Wir Massemer« springen der katholischen Kirchengemeinde zur Seite und helfen bei der Organisation der Faschingssitzungen. »Wir wollten die Tradition nicht sterben lassen. Die Karten waren ruckzuck ausverkauft«, sagt Tryba. Der Höhepunkt bleibt für die beiden Gründungsmitglieder aber, neben dem Weihnachtsmarkt, immer das Dorfplatzfest. »Wir hatten einen Hypnotiseur, bekannte Comedians und Bands hier zu Gast. Es war richtig Leben im Stadtteil.«

Doch den »Wir Massemern« geht es nicht nur um Kunst und Kultur. Sie geben auch etwas zurück. Die Mitglieder bauen Boule-Bahnen, spenden an die Tafel, errichten ein Ortseingangsschild, besorgen Tische und Bänke vor den Maronenbäumen in Massenheim. »Wir haben uns auch am Bronze-Apfel beteiligt«, sagt Schatz. Aufs Konto des Vereins geht außerdem die Leitgans der Gänsefamilie am Dorfplatz oder auch der Massemer am Rathaus-Ensemble. Wer heute durch den Stadtteil läuft, trifft auf Aktionen oder Beteiligungen der »Wir Massemer«. »Wir haben außerdem jedes Jahr an die Kinderkrebshilfe gespendet. In all den Jahren sind dabei in etwa 50 000 Euro zusammengekommen«, sagt Tryba. »Wir haben uns von Anfang an die Aufgabe gesetzt, die Vereine zu unterstützen. Das haben wir unter anderem getan, indem die Vereine, das auf den Veranstaltungen erwirtschaftete Geld für sich behalten konnten.«

In den vergangenen Jahren sind aber nicht nur die 152 Mitglieder des Vereins immer älter geworden. »Es gibt immer weniger, die sich ehrenamtlich engagieren wollen«, bedauert Schatz. Das Interesse an einigen Veranstaltungen ging zurück. »Die Corona-Pandemie war dann der letzte Anstoß, den Verein aufzulösen«, sagt Tryba.
»Es war eine unglaublich schöne Zeit. Wir haben das Beste daraus gemacht«, sagt Tryba. In Massenheim sei immer was los gewesen. Das habe sich wieder leicht gedreht. Das macht Horst Tryba und Jörg Schatz zwar traurig, aber sie wollen anderen Vereinen mit Rat und Tat zur Seite stehen. »Damit in Massenheim bald wieder was los ist.«
Von Patrick Eickhoff