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Ausbau-Pläne der Bahn

Land will S6 Bad Vilbel–Friedberg ausbauen – Offenlage in Rathäusern läuft

Wie wird das Naturschutzgebiet Kloppenheimer Wäldchen effektiver geschützt? Naturschutzbund-Vorsitzender Jürgen Becker lässt sich die veränderten Planungen für den S-Bahn-Ausbau von Architektin Rona Caspari von der DB Netz AG erläutern. Foto: den
Wie wird das Naturschutzgebiet Kloppenheimer Wäldchen effektiver geschützt? Naturschutzbund-Vorsitzender Jürgen Becker lässt sich die veränderten Planungen für den S-Bahn-Ausbau von Architektin Rona Caspari von der DB Netz AG erläutern. Foto: den

Die überarbeiteten Planungen der Deutschen Bahn für den Ausbau der S-Bahn-Linie S6 Frankfurt–Friedberg können die Wetterauer noch bis Anfang Dezember einsehen. Viele Betroffene, etwa im Rathaus Karben, nutzen das.

Karben. „Wie tief werden die Pfähle in den Boden getrieben?“ Jürgen Becker, Chef des Naturschutzbundes in Karben, lässt sich erklären, wie künftig die Main-Weser-Bahn in Höhe des Naturschutzgebietes Kloppenheimer Wäldchen verlaufen soll. Architektin Rona Caspari von der DB Netz AG hat einen Plan ausgebreitet, der diesen Teil des Ausbaus der S6 zeigt.

Caspari und ihre Kollegin Heidi Koppe touren durch die Rathäuser der südlichen Wetterau. Hier läuft seit der vorigen Woche die Offenlage der geänderten Planung.

Spektakuläre Brücke

Das Verfahren ist Teil des Genehmigungsprozesses. Das Land will zwei eigene Gleise exklusiv für die S 6 bauen, damit diese pünktlicher und zuverlässiger fahren kann. „Die Bahn ist der Planungs- und Auftragnehmer“, erklärt Ekkehart Böing vom Fachdienst Bauen der Stadt Karben. Auf dem Abschnitt Frankfurt–Bad Vilbel besteht Baurecht, ab 2017 sollen Bagger rollen.

Bauabschnitt zwei ist noch lange nicht so weit, hier läuft erst das Genehmigungsverfahren. Neu ist, dass die Bahn-Mitarbeiter den Bürgern vor Ort die Planungen erläutern. „Das ist prima“, freut sich Jürgen Becker. Er kann seine Fragen direkt stellen. Auch sind die Pläne viel besser verständlich.

„Wir wollen die Bürger nicht alleine lassen“, erklärt Heidi Koppe. Die Bauingenieurin hat den Hut auf für die Planung Bad Vilbel–Friedberg. Schwerwiegende grundlegende Veränderungen habe es gegenüber der ersten Planung nicht gegeben, betont sie. Unter anderem sind Erfahrungen aus dem ersten Bauabschnitt eingeflossen: Nachdem die Bahn dort das Erschütterungsgutachten nacharbeiten musste, wurde das gleich für den zweiten Abschnitt miterledigt. Im Detail geht die Bahn auf diverse Einwendungen aus der Beteiligungsrunde eins ein.

Die augenscheinlichste an der Brücke der Landesstraße L 3205 zwischen Kloppenheim und dem Stadtzentrum: Diese wird durch einen echten Hingucker ersetzt, eine Stabbogenbrücke. „Wie die Osthafenbrücke in Frankfurt an der EZB“, sagt Heidi Koppe. Bloß, dass die Karbener Konstruktion natürlich nicht eingeschwommen wird, sondern von einem Nachbargrundstück eingeschoben werden soll.

Warum der Aufwand? Damit seien bloß noch zwei kurze Wochenendsperrungen nötig sowie eine mehrwöchige, wenn die Brücke eingeschoben werde. 40 Meter lang soll das Bauwerk die dann vier Gleise überspannen.

Eine weitere Änderung ist für die Fußgängerbrücke zwischen Okarben und dem Gewerbegebiet Spitzacker geplant. „Wir werden sie nur verlängern und einen neuen Aufgang auf der Ostseite bauen“, erklärt Rona Caspari. Die Idee, sie neu zu bauen inklusive einer 142 Meter langen Aufgangsspindel auf jeder Seite, wird zu den Akten gelegt. „Weil das zu viel Platz benötigt und die Stadt es nicht mitfinanzieren möchte.“ Weiterhin werde der Übergang daher nur behindertenfreundlich sein, nicht aber vollständig behindertengerecht.

Weitere Änderungen: Es soll ein breiteres Bahnsteigdach für Groß-Karben geben und eine Fledermaus-Überflughilfe am Heitzhöfer Bach. Zudem erhält die Bahnstrecke am Kloppenheimer Wäldchen eine Bohrpfahl-Stützwand statt einer breiten Böschung. „Damit können wir mehr Fläche des Naturschutzgebietes erhalten“, erklärt Heidi Koppe. Naturschützer Becker aber macht sich auch Sorgen um den Grundwasserhaushalt. Um den Eingriff so gering wie möglich zu halten, werde nur jeder zweite Pfahl tief gegründet, erklärt Rona Caspari. Wie tief aber die anderen gehen? Sie durchforstet die Unterlagen, kann es nicht finden „Darf ich Ihnen das zuschicken?“, bietet sie Becker an. Gern, sagt er. Noch mehr Detailinformationen wünscht sich der Nabu, am liebsten die Ergebnisse der hydrologischen Untersuchung. Die richtigen Ansprechpartner dafür kennt Jürgen Becker nun. Die Chefplanerin ist dankbar für jeden Besucher. „Dann können wir direkt Erläuterungen geben.“ Und die meisten Fragen gleich beantworten. (den)