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Aussteigen aus dem Trott – Das Wort zum Sonntag

Vor genau einer Woche wanderte ich ein Stück des „Adlerweges“ im schönen Urlaubsland Tirol. Unter dem Motto „Abheben“ ist man eingeladen, beschwingt wie ein Adler in die leicht begehbaren Höhen zu steigen.

Wo immer wir in diesem Jahr Urlaub gemacht haben, es ging uns allen um das Aussteigen aus dem gewohnten Trott und den Mühen des Alltags. Das war einfach dran und hat uns gut getan. Hoffentlich sind wir erfüllt von schönen Eindrücken und erholt nach Hause gekommen, sind sozusagen wieder gelandet und blicken dankbar auf diese Zeit zurück. Nun sollten wir mit neuen Kräften und viel Schwung die meist alten Aufgaben und Herausforderungen gut angehen können.

Erholung und Kraftzufuhr brauchen wir nicht nur einmal im Jahr. Den Alltag regelmäßig zu unterbrechen ist ein notwendiges, ja ein überlebensnotwendiges Gebot. Es zu übergehen, kann schlimme Folgen für unseren Körper wie für unsere Seele haben. Nicht von ungefähr setzen sich die christlichen Kirchen in der langen jüdisch-christlichen Tradition ausdrücklich für die Bewahrung und Pflege der Feiertagskultur in unserem so stark von der Ökonomie geprägten Lebensstil ein. „Ohne Sonntage gibt es nur noch Werktage“ – so wirbt die evangelische Kirche einprägsam auf Plakaten. Der immer noch gesetzlich geschützte Sonntag schenkt uns allen eine Auszeit im Wochenrhythmus, die wir frei nutzen dürfen. Vorschriften gibt es da keine. Aber Empfehlungen. So auch folgende: Leicht und beschwingt kann man ja auch auf den heimatlichen Wegen entlang der Nidda oder in Wald und Flur der Wetterau mit dem angrenzenden Vogelsberg unterwegs sein. Wenn ich so unterwegs bin, habe ich gerne eine Taschenbibel mit mir. Dann lese ich, hörbereit mit allen Sinnen, den Psalm 104 über das „Lob des Schöpfers“. Da werde ich hinein genommen in eine Weite, die mir mit meinem Leben einen sinnvollen Platz in der Welt zuweist. Innerlich aufgeräumt und mit einer guten körperlichen Spannung gehe ich dann wieder auf eine neue Woche zu. Ich weiß mich von Gott begleitet und gehalten.

Matthias Gärtner,

Pfarrer in Dortelweil