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»Basislager« für den pastoralen Weg – Pfarrei Süd ist wichtiger Meilenstein

Arbeitstreffen im Freien (von links): Annette Goy (St. Martinus Ober-Erlenbach), Diakon Diethard Fries (Ober-Erlenbach und Burgholzhausen) und Monika Burkard (Gemeindereferentin Bad Vilbel). Foto: Privat
Arbeitstreffen im Freien (von links): Annette Goy (St. Martinus Ober-Erlenbach), Diakon Diethard Fries (Ober-Erlenbach und Burgholzhausen) und Monika Burkard (Gemeindereferentin Bad Vilbel). Foto: Privat

Bad Vilbel/Wetterau. Unter dem Titel »Pastoraler Weg« läuft seit 2019 ein Erneuerungs- und Strukturprozess im Bistum Mainz. Das bedeutet auch für die rund 15 000 Katholikinnen und Katholiken im Süden des Dekanats Wetterau-West den Aufbruch in pastorale Räume, die noch nie zuvor ein Katholik betreten hat. »Viele haupt- und ehrenamtliche katholische Gläubige engagieren sich in Expeditions-Teams als Vorhut, um den gangbarsten Weg in die unbekannte Zukunft der katholischen Kirchengemeinden vor Ort ausfindig zu machen«, schreibt das Dekanat Wetterau-West in einer Pressemitteilung.

Diese Expeditions-Teams sind im Dekanat schon seit Januar 2020 unterwegs. Sie starteten, sobald die Zugehörigkeiten der bisherigen Gemeinden zu den künftig drei Pfarreien feststanden. Dann sei der »Wettereinbruch mit Lawinengefahr« in Form von Corona gekommen. Im Sommer und Herbst 2020 seien nach ersten Erfahrungen die »Expeditionsausrüstung« angepasst und im gesamten Dekanat insgesamt neun Teilprojektteams (TPT) gebildet worden – je drei in jeder Zukunfts-Pfarrei.
Die Teams erstellten eine Bestandsaufnahme und entwickelten Empfehlungen für künftige pastorale Schwerpunkte. Die inhaltliche Arbeit ist jetzt mit einer Ergebnisdokumentation vorerst abgeschlossen, die nach den Sommerferien die Pfarrgemeinderäte in den Gemeinden der Pfarrei Süd diskutieren werden.

Die Kirche, ein unbekanntes Gelände
»Das Ziel ist noch lange nicht erreicht, und das unbekannte Gelände Kirche der Zukunft noch lange nicht vermessen, aber es wurden Basislager eingerichtet, die für die kommenden Vorstöße eine solide Ausgangslage geschaffen haben«, heißt es in der Mitteilung weiter.

In der künftigen Pfarrei Süd aus den Gemeinden der bisherigen Pfarrgruppen Bad Vilbel, Harheim/Nieder-Eschbach und Ober-Erlenbach/Burgholzhausen haben sich über 30 Personen in Teilprojektteams Diakonie (Nächstendienst), Liturgie (Gottesdienst) und Verkündigung engagiert. Im Gespräch mit den Projektleitern und Teilprojektleitern wurde deutlich, wie inspirierend die Zusammenarbeit trotz aller Schwierigkeiten empfunden wurde.

Zur Leitungsaufgabe habe sich niemand aufgedrängt, aber »ich wollte die Sache nicht länger hinauszögern und war bereit, im Falle meiner Wahl diesen Dienst zu tun«, bemerkt Petra Bastian (Gemeindereferentin St. Nikolaus Bad Vilbel). Es gab gewisse Bedenken, nicht zuletzt, weil man nur per Videokonferenzen arbeiten konnte. Aber spätestens nach einem gemeinsamen Gottesdienst wandelte sich die Stimmung in gegenseitiges Wohlwollen und Interesse. Überhaupt war das Interesse an der Nachbargemeinde ein tragendes Element, wie Jürgen Werner (St. Nikolaus Bad Vilbel) für sich persönlich und seine Teammitglieder feststellt: »Fast alle haben den Fokus auf die gesamte künftige Großpfarrei und nicht nur auf die eigene Kirche gelegt.« Und Monika Burkard (Gemeindereferentin St. Nikolaus Bad Vilbel), neben Jürgen Werner die zweite Projektleiterin des TPT Liturgie, ergänzt: »Alle sind sehr bereit, dass wir uns vernetzen, uns gegenseitig inspirieren und miteinander die Herausforderungen für die Zukunft angehen.« Für die Umsetzung der Inspirationen wird es darauf ankommen, junge Ehrenamtliche zu gewinnen, zu qualifizieren und ihnen Raum zur Entfaltung zu geben. Jürgen Werner, selbst Rentner, sagt: »Die Alten dürfen nicht sagen, wo es langgeht.«

 Ehrenämtern sind von zentraler Bedeutung
Das Thema Ehrenamt ist beim Thema Diakonie schon immer zentral. »Wir hatten es in gewissem Sinn leicht«, erläutert Diakon Diethard Fries (Ober-Erlenbach und Burgholzhausen), »da die diakonischen Angebote auch bisher weitgehend von Ehrenamtlichen getragen werden und wir daher nicht so sehr von der geringeren Anzahl an Priestern betroffen sind.«

Im TPT Diakonie ist man sich einig, dass Nachfolge Jesu heißt, die Nöte der Menschen zu erkennen und sie zu unterstützen. Das wird nun durch die Zusammenarbeit verstärkt. Annette Goy (Ober-Erlenbach, TPT Diakonie): »Die neue Großpfarrei sehe ich als Chance. Wir können gut laufende Projekte und Initiativen in unseren Kirchorten fortsetzen, aber auch neue Inspirationen aus den anderen Kirchorten aufnehmen. Synergien können entstehen und wir unterstützen unsere Aktivitäten gegenseitig.«

Für die ehrenamtliche Projektleiterin Barbara Löhr (Verklärung Christi Bad Vilbel-Heilsberg) hat sich die Erkenntnis verstärkt, »dass wir Ehrenamtlichen immer mehr mit eingebunden werden und zum Teil neue Aufgaben bekommen. Das bleibt spannend und interessant.«

Auf diesem spannenden Weg sei bei den Verantwortlichen viel Wertschätzung und Neugierde zu spüren. Man weiß, dass noch ein gutes Stück Arbeit bevorsteht, aber was bis jetzt getan werden konnte, sei erledigt. Und die Expedition »Pastoraler Weg« ist ihrem Ziel ein Stück nähergekommen. (zlp)