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Bieter lieferten sich heißes Duell – Außergewöhnliche Auktion – zwei Gemälde von Thomas Patch gingen für 457 500 Euro an bekannte Londoner Galerie

Bad Vilbel. Die Herbst-Auktion des Auktionators Reinhard Blank erregte unter Sammlern, Kunsthändlern und Galeristen in ganz Europa großes Interesse. Die Telefondrähte glühten als die 2800 Positionen Kunst, Antiquitäten und Varia bei der 142. Auktion im Vilbeler Auktionshaus Blank am Freitag und Samstag versteigert wurden.

Den Anfang machten 750 Positionen aus den Bereichen Grafik, Aquarell, Zeichnung und Gemälde. Highlights waren zwei großformatige Stadtansichten (Vedutenmalereien) von Florenz des englischen Malers, Karikaturisten und Kupferstechers Thomas Patch (1725 Exeter – 1782 Florenz). Er lebte und arbeitete ab 1747 in Rom und ab 1755 in Florenz. Gemalt hat er Veduten aus Florenz und Umgebung vor allem im Auftrag britischer Touristen.

Verstärkt wurden die vielen Bieter im Saal durch drei am Telefon mitbietende Galeristen aus London, Florenz und Mailand. Sie hatten die Gemälde vor der Auktion in Bad Vilbel in Augenschein genommen. Beide Gemälde stammen aus dem Nachlass einer Bad Vilbeler Familie, deren Großvater in den 1920er Jahren im Kunsthandel tätig war. Das 174 x 88 cm große Ölgemälde auf Leinwand „Piazza della Signoria in Florenz“ (Blick auf die Piazza della Signoria in Florenz) wird auf das Jahr 1760 datiert. „Patchs Darstellung umfasst die gesamte Breite der weitläufigen Platzanlage, wobei der Fokus auf der Präsentation der Hauptsehenswürdigkeiten liegt“, sagte Reinhard Blank. Unter den internationalen Bietern brach ein heißer Kampf um das Gemälde aus. Den Zuschlag erhielt für 210 000 Euro die Londoner Galerie.

Spannend war auch die Versteigerung des zweiten Gemäldes von Patch „Blick auf den Arno mit der Ponte Santa Trinità“, Öl auf Leinwand, 175x 89 cm. „Der Betrachter schaut vom Südufer aus den Fluss entlang in Richtung Ponte Vecchio auf einen Teil des Lungarno Corsini und die Ponte Santa Trinità.“ Auch hier kam die angesehene Londoner Galerie vor ihren italienischen Konkurrenten zum Zug. Sie erhielt für 165 000 Euro den Zuschlag. Zu den 375 000 Euro für beide Gemälde kommen noch 22 % Aufgeld, so dass der Rechnungsbetrag bei 457 500 Euro liegt.

Versteigert wurden auch drei Blätter mit Kohlezeichnungen von George Grosz mit Aktdarstellungen, jeweils beidseitig signiert und datiert 1919.

Eine winterliche Szene „heimkehrender Bauer mit Schlittengespann“ des russischen Malers Yuliy Yulevich Klever (1850 – 1924) sowie ein prächtiges Blumen-Stillleben von Gottfried Wilhelm Völcker (1775 – 1849).

Bei der zweiten Auktion des ersten Teils kamen aus dem Nachlass eines Bankiers und Sammlers 450 Positionen mit über 200 Lokomotiven der Spur HO unter den Hammer. Bis auf vier Trafos fanden alle Positionen neue Liebhaber. Die meisten Teile ersteigerte ein Frankfurter Sammler und Spielzeughändler.

Am Samstag standen beim zweiten Teil der Auktion 1600 Positionen Antiquitäten und Varia zur Versteigerung. Der Gesamtumsatz lag hier nach Auskunft des Auktionators bei knapp 700 000 Euro. Ein belgischer Händler ersteigerte eine auf 2500 Euro geschätzte Puttigruppe in Marmor (wohl Frankreich 19. Jh.) für 17 000 Euro. Eine Bronzemedaille von 1932 mit Goetheporträt von Professor Hchr. Madelung war auf 20 Euro geschätzt und ging am Ende für 1000 Euro an einen bayerischen Sammler.

Ein reich geschnitzter Historismusschrank in Nussbaum ging nach einem heißen Bieterduell statt der aufgerufenen 1200 Euro für 4300 Euro an seinen neuen Besitzer. Fünf Telefonbieter kämpften um eine Deckenlampe von Emile Gallé, die auf 1000 Euro geschätzt war. Für 2900 Euro erhielt der neue Besitzer den Zuschlag.

Die 143. Frühjahrs-Auktion findet am 7. und 8. Mai 2011 im Auktionshaus Blank statt.