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Bio-Gas fürs Kombi-Bad – 350 bis 400 Hektar „Energiepflanzen“ könnten für Anlagebelieferung ausreichen

Bad Vilbel. „Energie ist eine Zukunftsgeschichte“, sagt Diplom-Ingenieur Rajib Pal. Er plant vom Bad Vilbeler Stadtteil Massenheim aus für halb Deutschland Biogas-Anlagen. Die Niederlassung West der im oberbayrischen Obertaufkirchen beheimateten Umwelt-Technik Süd GmbH (UTS) hat in 2006 zehn Anlagen ausgestattet. Bald könnte ein weiterer Großauftrag hinzukommen. Bad Vilbels Stadtwerke-Chef Klaus Minkel will sich demnächst eine Biogas-Anlage im bayrischen Miltenberg ansehen. Eine solche Anlage mit einer Leistung von einem Megawatt könnte auch das geplante städtische Kombibad mit Energie und Wärme versorgen, ein möglicher Standort sei in der Massenheimer Gemarkung des Quellenparks, erläutert Pal.

Für die Belieferung dieser Anlage werde eine landwirtschaftliche Fläche von zirka 350 bis 400 Hektar benötigt, auf der „Energiepflanzen“ wie Getreide oder Mais angebaut werden könnten. Diese Umstellung auf erneuerbare Energien verspricht den Landwirten eine zusehends wirtschaftlichere Zukunft und ein zweites Standbein, erläutert Pal. Die Bayern seien Vorreiter bei Biogas: Dort stünden allein rund 2000 der bundesweit 4500 Anlagen. Die elektrische Gesamtleistung hat 2006 zirka 1100 MW betragen. Nach Angaben des Umweltministeriums wurden in 2005 rund 2500 Gigawattstunden (GWh) Strom durch Biogas erzeugt. Das entspreche 0,42 Prozent des Gesamtstromverbrauchs von zirka 600 000 GWh in Deutschland. Betrachtet man den Energieverbrauch Hessens ohne Verkehr, könnten 30 Prozent des Energiebedarfs mit Biogas gedeckt werden.

Auf die Wachstumsbranche Biogas hat sich die UTS bereits vor 13 Jahren konzentriert, zwei Jahre zuvor war das Unternehmen als Spezialist für Gülletechnik gegründet worden, mit Pump- und Rührtechnik sowie Kläranlagenausrüstung. Die Firma halte 25 Patente und beschäftige insgesamt 85 Mitarbeiter in Deutschland, berichtet Pal.

Nach Massenheim zog die UTS Anfang 2006, vor allem wegen der zentralen Lage im Rhein-Main-Gebiet. Dort stehen die Zeichen weiter auf Expansion. Von jetzt vier soll das Unternehmen bis zum Jahresende auf neun Beschäftigte anwachsen. Gesucht wird noch ein Azubi für Bürokommunikation, dazu kommen zwei Mitarbeiter im Verkauf und zwei Monteure, die den geplanten Service-Stützpunkt betreuen sollen. Entsprechende Lagerflächen hat die UTS in einer angrenzenden Halle angemietet.

Zwar ist eine Biogas-Anlage mit 500 Kilowatt mit 1,6 bis 1,8 Millionen Euro nicht billig, doch sie amortisiere sich schon nach fünf bis maximal acht Jahren, sagt Anlagenbauer Pal. Außerdem gewährleiste das Energieeinspeisungsgesetz für 20 Jahre feste Einnahmen: derzeit neun bis 16 Cent pro Kilowattstunde. Für Bauern lohne sich eine solche Anlage schon ab einer Anbaufläche von 80 bis 100 Hektar und einer Leistung ab 180 Kilowatt, sagt Pal. Weil Hessen in Sachen Biogas Nachzügler sei, gebe es hier auch noch Zuschüsse. Klar sei, dass die Energiepreise weiter stiegen, weshalb Biogas immer rentabler würde.

Noch gebe es bei vielen Landwirten Berührungsängste gegenüber Biogas, erklärt Pal, weil dafür das angebaute Getreide und damit potentielle Lebensmittel verbrannt würden. Diesem Sachverhalt stellt Pal das Argument gegenüber, dass früher von der EU überschüssige Lebensmittel sogar vernichtet wurden. Biogas habe dagegen einen echten Nutzen, um Ackerbauerzeugnisse nicht zu Discountpreisen verkaufen zu müssen, sondern die Wertschöpfung des Betriebs zu sichern.

Weitere Infos unter www.umwelt-technik-sued.de und www.biogas.org