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Büchner gefeiert

Zum 200. Geburtstag ihres Namensgebers widmeten sich alle Schüler des Bad Vilbeler Georg-Büchner-Gymnasiums dem berühmten Namensgeber – eine moderne Annäherung an den Revolutionär.

Bad Vilbel. Wenn 1550 Schüler sich gleichzeitig auf ein Thema stürzen sollen, kann es schnell chaotisch werden. Es sei denn, sie haben viel Phantasie und es gelingt ihnen, dem sehr allgemeinen Thema Georg Büchner neue, überraschende und pfiffige Facetten abzugewinnen. Das rein literarische Motiv löste sich so in unzählige Fragmente auf, die dann am Ende eine spannende moderne Annäherung an den Goddelauer Berufsrevolutionär boten.

30 Ausstellungen, 13 Darbietungen und drei Mitmachaktionen standen gestern Vormittag gleichzeitig auf dem Programm, wobei alle Akteure zugleich auch selbst als Besucher unterwegs waren. An allen Ecken warben Hinweiszettel auf die Veranstaltungen. Und um 12 Uhr musste alles schon wieder abgebaut werden. Eine originelle Annäherung an Büchner gelang Sylvia Reibeling und ihrer Gruppe. „Wir machen blau“, hieß das Projekt, das Büchners Bruder Wilhelm gewidmet war, der wiederum den künstlichen Farbstoff für Ultramarinblau erfand.

„Als Georg Büchner zur Schule ging“, schaut sich der elfjährige Tom an. Er sitzt vor einer alten Schiefertafel und vielen historischen Fotos, hat aber auch noch die Bilder vom Ausflug zu Büchners Geburtshaus in Goddelau vor Augen. Fünf Mal sei er damals umgezogen, erzählt Tom und berichtet, anno 1895 hätten 214954 unter 14-Jährige in Preußen arbeiten müssen – aber nicht Büchner, der stamme aus einer wohlhabenden Familie.

Eine Annäherung zu Fuß suchten 17 Schüler mit Begleiterin Alina Vetter. Vom Speyrer Dom wanderten sie zum Hambacher Schloss, eine Entschleunigung des Reisens, die rasch zur Strapaze wurde. Dass sich dort 1832 knapp 30000 Menschen aus den Staaten des Deutschen Bundes versammelten – und das ohne Handy oder Auto, beeindruckte die Gruppe. Abends habe ihnen alles wehgetan.

Inmitten eines Sichtschutzes, der ein amerikanisches Großraumbüro symbolisieren soll, haben sich Marie Sauer und Natalie Guth mit literarischen Texten zurückgezogen. Den Vergleich Shakespeare – Danton haben sie sich vorgenommen.

Was hat Mathe mit Büchner zu tun? Diese Frage beantwortet Leistungskursschüler Fabian Grun mit einem Wort: „Kryptographie“. Diese Verschlüsselungstechnik gab es zu dessen Zeiten zwar noch nicht, doch haben die Gymnasiasten herausgefunden, dass er die verbotenen Werke seines „Landboten“ mit Zahlen codierte.

Anschaulicher wird der Zeitbezug bei Kunstlehrerin Herta-Maria Reitz, die in einem ausladenden Reifrock auftritt. Zwanzig Schülerinnen und ein Schüler der neunten Klasse haben auf Reifröcke „Stoff“ in Gestalt von Papier gekleb. In die Niederungen des Alltags zog es die Teilnehmer des Projektes Kinderarbeit. „Wir haben Interviews in der Neuen Mitte gemacht“, erzählt Emilie Brauns. Wie viele Kinder heute noch arbeiten müssten, fragten sie Passanten. Fünf Millionen, dachten die meisten. Es sind aber 195 Millionen, erklärt Emilie.