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„Cabaretisten“ üben in der Reithalle – Das Erfolgsmusical spielt um die Jahreswende 1932/1933 in Berlin und Erfolgsregisseur Egon Baumann inszeniert es

Bad Vilbel. Mit dem Song „Willkommen, bienvenue, welcome“ wird Musical-Darsteller Matthias Pagani, in Bad Vilbel als Jesus und Che Guevara bekannt, in diesem Sommer das Publikum in der Burg begrüßen. Pagani spielt in dem Musical „Cabaret“ den Conferencier, der in einem zwielichtigen wie zweitklassigen Nachtclub durchs Show-Programm führt.

Mit insgesamt 25 Vorstellungen steht das Musical „Cabaret“ in dieser Saison bei den Burgfestspielen am häufigsten auf dem Spielplan. Unter der Regie von Egon Baumgarten probt das Ensemble seit Anfang Mai in einer ehemaligen Dortelweiler Reithalle.

Seit elf Jahren inszeniert der Baumgarten für die Burgfestspiele und gilt somit als „Wiederholungstäter“, wie Dramaturgin Ruth Schröfel während der Proben zu „Cabaret“ anmerkte. Die Bezeichnung kann fast auf den gesamten Stab übertragen werden, denn mit Thomas Pekny als Bühnenbildner und Ausstatter, Thomas Lorey als musikalischen Leiter und auch Alexander Katt als Regieassistent sind weitere Theaterleute mit im Boot, die auch in den Vorjahren mit Baumgarten erfolgreiche Inszenierungen in die Vilbeler Burg brachten. Neu mit dabei ist die für die Choreographie zuständige Mecki Fiedler. Das Leitungsteam und das Ensemble hat zudem in der Regie-Hospitanz neben Lea Walde noch einen ganz besonderen Unterstützer: Ehrenbürgermeister und Burgfestspiel-Mitbegründer Günther Biwer ist mit Eifer zu Diensten, besorgt Requisiten, kümmert sich um dies und jenes und erledige alles mit „viel Spaß und Eifer“, wie Baumgarten lobend erwähnte.

„Cabaret“ spielt um die Jahreswende 1932/1933 in Berlin. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise, der immensen Arbeitslosigkeit und Verelendung weiter Bevölkerungsschichten sind noch spürbar und stehen im krassen Gegensatz zur Amüsierwut in den Vergnügungsvierteln. Der englische Schriftsteller Cliff Bradshaw nimmt Quartier in einer Pension, die schon bessere Zeiten erlebt hat. Dort verliebt er sich in die Nachtclub-Sängerin Sally Bowles und bekommt mit, wie Nationalsozialisten bei der Bevölkerung Gehör finden und Hitler schließlich als „Retter“ von den gesellschaftlichen Eliten die Kanzlerschaft regelrecht angetragen bekommt.

Die Handlung von „Cabaret“ basiert auf den autobiografischen Geschichten des Schriftstellers Christopher Isherwood. Der US-amerikanische Komponist John Kander und der Liedtexter Fred Ebb schrieben das Musical, das 1966 am Broadway uraufgeführt wurde. 1972 kam die gleichnamige Verfilmung von Regisseur Bob Fosse in die Kinos und machte die Schauspielerin Liza Minelli als Sally auch in Europa zum Star.

In Bad Vilbel wird Britta Balzer die Sally spielen. „Es sind tolle Songs, die ich da singen darf“, schwärmt sie. Als Herausforderung sieht sie jedoch auch das Konzept von Egon Baumgarten an. Er legt großen Wert darauf, dass seine Darsteller nicht nur gut singen und tanzen können, sondern auch schauspielerisch die Handlung betonen und nicht in den Hintergrund drängen. Auch der Conferencier ist nicht einfach der neutrale Kommentator, sondern werde als Mensch mit einer eigenen und gebrochenen Biografie gezeigt. Dass mache diese Rolle für ihn sehr spannend, erklärt Schauspieler Matthias Pagani. Die Zielrichtung von Regisseur Baumgarten, dass Geschichten erzählt und Charaktere statt Typen gezeigt werden, spiegele sich auch bei den Show-Girls des Kit-Kat-Clubs wider, die nicht uniform ausgestattet werden, wie Kostümschneiderin Christine Rademacherin verrät.

Die Musik ist natürlich an den Stil der 30er Jahre orientiert und dabei sehr „bläserlastig“, wie Thomas Lorey sagt. Reizvoll an der Auswahl der rund 30 Songs, die in der Inszenierung zum Vortrag kommen, findet es Alexander Katt, dass neben bekannten Liedern, auch eine ganze Reihe von selten gespielten in der Burg erklingen werden – „die sind bei den meisten anderen Produktionen gestrichen“.

Die Premiere von „Cabaret“ findet am 10. Juni, 20.15 Uhr statt. www.kultur-bad-vilbel.de.