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Chance vertan

Kein Landesfest 2015: Nachdem die Sozialdemokraten mit ihrer Entscheidung gegen eine Bewerbung der Stadt Bad Vilbel um die Ausrichtung die Mega-Party im Ansatz gestoppt haben, reagieren Politik und Stadtmarketing auf die neue Situation.

Bad Vilbel. Nach Ansicht von CDU-Stadtrat Klaus Minkel wurde mit der Absage einer Bewerbung um den Hessentag „eine Jahrhundertchance“ vergeben. Durch dieses Nein der SPD zur Ausrichtung des Hessentages verliere die Stadt Bad Vilbele „enorm viel Geld“, sagte er. Offensichtlich habe in den Reihen der Genossen aber am Ende die Mutlosigkeit gesiegt.

Ähnlich äußert sich auch Ehrenbürgermeister Günther Biwer (CDU): „Die Entscheidung muss man respektieren. Jedoch nimmt die SPD damit in Kauf, dass wir alle auf Vorteile zugunsten der Stadt nun verzichten müssen“. Präziser sagt es der Intendant der Burgfestspiele, Claus-Günther Kunzmann, der die Entscheidung der SPD ebenfalls bedauert. „Jetzt haben wir auf Jahre hinaus gesehen keine Chance mehr, die so dringend notwendige Sanierung des Kurhauses anzugehen.“

25 Mio. Investitionen

Die SPD-Fraktion hatte sich nach längerer Diskussion schließlich für das endgültige Aus zum Hessentag 2015 ausgesprochen. Das Votum sei „eindeutig“, nicht einstimmig, ausgefallen, wie Bad Vilbels SPD-Chef Udo Landgrebe sagte (die FNP berichtete).

In einem gemeinsam mit CDU und FDP verhandelten Papier sei man von etwa 25 Millionen Euro Investitionen ausgegangen, wovon das Land die Hälfte über Zuschüsse getragen hätte. Übrig geblieben wäre ein Minus von vermutlich sechs Millionen Euro, das dem Imagegewinn für die Stadt und dem Ausbau der Infrastruktur gegenüber gestanden hätte.

Doch das sei der SPD am Ende zu riskant gewesen. Nach Aussage der CDU-Fraktionsvorsitzenden Irene Utter wäre ein vorzeitiges Festlegen auf eine „Zuschuss-Untergrenze“ seitens des Landes taktisch unklug gewesen, denn dann hätte das Land gleich zu Beginn gewusst, wie weit es die Stadt hätte herunterhandeln können.

Stadtverordnetenvorsteher Josef Maetz (CDU) wollte sich persönlich nicht zur aktuellen Situation äußern. Das sei Angelegenheit der Parteien, sagte er. Allerdings räumte Maetz ein, die Entscheidung werde unmittelbare Auswirkungen auf den Ausbau der städtischen Infrastruktur haben.

Tadel und Lob

Für die Freien Demokraten bedauert deren Stadtverordneter Kai König die Entscheidung der SPD. Sie respektierten zwar ihr Votum, jedoch seien damit viele gute Projekte auf Jahre verschoben worden. „Mit dieser Entscheidung der SPD ist eine große Chance, das Wir-Gefühl der Bürger zu erhöhen, vertan worden“, meint König. Dabei sei die erste Hürde bereits genommen gewesen, denn der Hessentagsbeauftragte der Landesregierung, Heinrich Kaletsch, habe im Januar betont, die Ausrichtung des Hessentags 2015 sei durchaus möglich.

Kurt Liebermeister (CDU), Vorsitzender des Vereins Stadtmarketing und Vize-Stadtverordnetenvorsteher, bedauert die Entscheidung der SPD, doch müsse er sie akzeptieren. Allerdings müssten nun dringende Infrastrukturmaßnahmen zurückgestellt werden. Als Vorsitzender des Stadtmarketings werde er ein verstärktes Augenmerk darauf haben, dass der Ausbau der Stadtmitte nicht unter dieser Entscheidung leide.

Ganz anders reagiert Grünen-Fraktionschefin Hannelore Rabl: Sie lobt ausdrücklich die Entscheidung der SPD. Allerdings müssten einige Infrastrukturprojekte „den neuen finanziellen Möglichkeiten angepasst“ werden, betont die grüne Kommunalpolitikerin.