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Computer-Domizil

4,5 Millionen Euro investiert der Eigenbetrieb der Stadtwerke in ein neues Lager- und Bürogebäude im Massenheimer Gewerbegebiet. Das mietet ab Oktober die IT-Firma WT Systems. Sie leistet bundesweit Wartung und Neuinstallation von Groß-Computersystemen.

Bad Vilbel. Trotz der Sommerhitze ist es kühl in der neuen Lagerhalle in der Straße Am Stock in Massenheim. Das Gebäude selbst ist fast fertig, soll im September den neuen Mietern übergeben werden. Noch fehlt die Ausstattung, auch Bilder des Innenraums sind aus Sicherheitsgründen von der Versicherung nicht erwünscht. Denn künftig soll hier Wertvolles lagern. PCs, Notebooks, Drucker, Server, TFT-Bildschirme. Und das im großen Stil, bis zu 450000 Geräte muss die Logistik pro Jahr bewältigen, berichtet Geschäftsführer Michael Weber.

WT Systems ist bundesweit für Großkunden im Einsatz. Bei einer Bank wird bundesweit die Auslieferung von 200000 Geräten betreut – mit Servern, PCs, Laptop-Arbeitsplätzen, Arbeitsplatz- und Netzwerkdruckern. Einem Finanzdienstleister organisierte man den Austausch von 2000 Notebooks in 240 Geschäftsstellen.

Fünf Service-Stützpunkte in ganz Deutschland, von Hamburg über Gera, Hannover, Düsseldorf, Stuttgart und München, müssen täglich beliefert werden. Doch noch mehr Verkehr gab es am bisherigen Firmensitz in Maintal. Dort unterhält die Firma inzwischen zehn Lager. Den ganzen Betrieb zusammenzuführen, das war für Michael Weber und seinen Bruder Oliver das Ziel. In Maintal aber habe es nur ältere Objekte gegeben, die den hohen Anforderungen, auch an die Sicherheit, nicht genügt hätten. Auch die Gewerbesteuer sei mit 340 Punkten über der von Bad Vilbel mit 300 Punkten.

Weber, der inzwischen selbst nach Bad Vilbel gezogen ist, lobt die Stadt. Sie sei „extrem günstig für mittelständische Betriebe.“ In Massenheim nutzt WT Systems jetzt 3500 Quadratmeter Lager, 1000 für den Computer-Service und 1500 für Büros. Das Gelände ist 12000 Quadratmeter groß. Beim Bau seien die Stadtwerke „auf unsere Bedürfnisse total eingegangen“, lobt Weber – vom Zuschnitt bis hin zu Farbgestaltung und Teppichböden, „ein bisschen so, als ob wir selbst gebaut hätten“.

Doch kann die Firma ihr Kapital anderweitig nutzen, hat einen Zehnjahres-Mietvertrag. Den will Weber auf jeden Fall verlängern, „weil man es optimaler als hier nicht treffen könnte“. 4,5 Millionen Euro Baukosten hat der Eigenbetrieb Stadtwerke dort investiert, sagt dessen Leiter Klaus Minkel. Für das Gebäude zahlt die IT-Firma 120000 Euro jährlich. Außerdem investiert sie nach Webers Angaben zirka 250000 Euro in die Ausstattung von Möbeln über die ausgefeilte Alarmanlage bis hin zu einem Hochregalsystem.

Als Geschäftsmodell hat sich WT Systems eine Nische gesichert – als Bindeglied zwischen den Computerherstellern und deren Großkunden. Die Firma bekommt die neuen Geräte bald zentral nach Bad Vilbel geliefert – bei der Auslieferung neuer Modelle („roll-out“) oder als Austausch. Dort werden sie von Servicetechnikern vorinstalliert und schließlich zu den Kunden gebracht. Auch Wartungsservice wird angeboten. Dabei kann deutschlandweit binnen vier Stunden für Reparatur oder Ersatz gesorgt werden. Das bedingt eine komplexe Logistik und Planung. Schon seit einem Jahr bereiten sich die Maintaler auf das entscheidende Wochenende im Oktober vor, wenn die Firma über ein Wochenende hin umzieht – dennoch muss der Service nahtlos weiterlaufen.

Im Gegensatz zu Systemhäusern biete WT Systems aber nicht nur bestimmte PC-Marken an, sondern sei marktneutral, so Weber. Unter jenen Wettbewerbern, die das Angebot von der Hardware bis zur Systempflege markeneutral anböten, sei WT Systems einer der drei bis vier größten Anbieter Deutschlands, schätzt der Geschäftsführer. In Massenheim wird es unterdessen bald ernst. Schon in zwei, drei Wochen kommt der Teppichboden, die Halle soll im September übergeben werden. Schon zum 1. Oktober ist der Einzug geplant. Doch am bisherigen Firmensitz in Maintal gehen erst im November die Lichter aus, weil ein betreutes Bankenprojekt aufgrund komplizierter Leitungstransfers und technischer Abläufe erst später umziehen kann.