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Das Wort zum Sonntag – Aber

Einer der schönsten und häufigsten Sätze in der Bibel ist »Fürchte dich nicht«. Um ehrlich zu sein: Davon geht die Angst oft nicht weg. Vielleicht kennen Sie das, dass jemand zu Ihnen sagt: »Du brauchst doch keine Angst zu haben.« Hat Ihnen das wirklich mal geholfen?
Das Coronavirus macht Angst und wir sorgen uns. Angst davor, dass wir Menschen verlieren, die uns lieb sind. Davor, dass Konflikte in den Familien aufbrechen und der Schmerz von Menschen, die unter häuslicher Gewalt leiden, unermesslich ist. Davor, dass unser Gesundheitssystem überfordert sein wird und dass Menschen alleine sterben müssen. Davor, dass diese Krise unsere Betriebe und unsere Demokratie gefährdet.
Jesus selbst hat zugegeben, dass er Angst hatte. Im Angesicht seines Todes hat er gebetet: »Sei mir gnädig Herr, denn mir ist Angst.« Und zu seinen Freundinnen und Freunden hat er zum Abschied gesagt: »In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.« Jesus sagt nüchtern und klar: Angst gehört zu unserem Leben in dieser Welt.
Aber.
Aber: Seid getrost. Dieses Aber hebt die Angst nicht auf. Es soll weder beschönigen, noch vertrösten, aber eben doch: trösten.
Etwas von der Zusage, dass Jesus die Welt überwunden hat, ist selbst in diesen Tagen spürbar.
Ja, es gibt Angst und Tod.
Aber: In Wuhan können die Menschen nach so vielen Jahren des Lärms die Vögel wieder hören. Der Himmel ist nicht mehr voller Smog, sondern blau und klar.
Ja, es gibt Krankheit und Isolation.
Aber: Die Menschen sind im Gebet zum Glockengeläut verbunden, öffnen ihre Fenster und singen vom Balkon.
Ja, es gibt Hamsterkäufe.
Aber: In Gronau und Niederdorfelden haben sich z.B. »Sorgenetze« gegründet und überall in unserer Stadt bieten viele Menschen ihre Hilfe an und sind für andere da.
Ja, es gibt Panik.
Aber: Die Menschen werden langsamer. Nehmen sich Zeit für Spaziergänge und zum Kochen. Rufen ihre Lieben an. Erkundigen sich nach den Nachbarn. Erkennen, wie verletzlich wir sind und wie wenig wir wirklich unter Kontrolle haben. Merken, worauf es wirklich ankommt: Auf die Liebe.
Ja, es gibt Angst.
Aber: Es gibt Trost. Den wünsche ich Ihnen von Herzen – in Krankheit und Gesundheit.

Ihre Pfarrerin
Elisabeth Krause-Vilmar,
Evangelische Kirchengemeinde Gronau und Niederdorfelden