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Das Wort zum Sonntag: Kunstwerke zum Wegwerfen?

Auf dem Schreibtisch eines Freundes entdeckte ich ein Computer-Schaltmodul. Ich nahm es vorsichtig in die Hand, betrachtete es von allen Seiten, fasziniert über so viel technische, ebenmäßige Schönheit. Hunderte von goldglänzenden Leiterbahnen führten wie die Geleise auf einem riesigen Miniatur-Güterbahnhof zu Gruppen von buntfarbig markierten Schaltelementen, und das alles in einer geometrischen Ordnung, faszinierend! Mein Freund beobachtete mich aufmerksam: „Sieht gut aus, so eine Steckschaltung. Da waren Ästheten als Konstrukteure dran. Fast schon ein Kunstwerk, aber das Ding hat eine Macke, irgendwo sitzt ein Kurzschluss.“

„Und was machst Du jetzt damit?“, fragte ich. „Wegschmeißen“, knurrte er; „es sei denn, du willst es dir an die Wand hängen, auf Eiche macht sich so was ganz attraktiv.“ Ich klopfte ihm auf die Schulter und bedankte mich. – Zurück zuhause hielt ich das mir in so freundlicher Weise verehrte Modul prüfend und begutachtend an die Wand. Es war überaus dekorativ, und ich freute mich, es vor der Verschrottung bewahrt zu haben.

Da baut man, dachte ich, komplexere Systeme, hoch kompliziert, voll integriert, als konstruktive Einheit in sich geschlossen und somit nicht mehr reparierbar. Sicherlich, so zu verfahren war rationeller in der Fertigung, vereinfachte das Beheben von Pannen und Ausfällen, und damit sanken unter dem Strich gesehen Kosten und Zeitaufwand. Logisch und kühl berechnen: Wenn etwas seine Funktion verliert und damit keinen Nutzwert mehr hat, wird es ausrangiert. Wenn etwas nicht schnell genug oder nicht mehr einwandfrei arbeitet, werfen wir es weg, Schaltungen, Maschinen, Systeme; Mitarbeiter; die sich abgenutzt haben; Ehepartner; die nicht mehr den Vorstellungen entsprechen; ungeborene Kinder, die unsere Zukunftspläne durcheinander zu bringen drohen, und selbst Gott, wenn wir merken, dass wir ihm auf Dauer nicht mehr ausweichen können, weil seine Liebe uns nicht so lassen wird, wie wir sind.

„Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein“, hatte man rund 40 Jahre lang im Brustton der Überzeugung in der früheren DDR zitiert. Ist nicht alles planbar; beherrschbar und machbar durch den menschlichen Geist, die moderne Technik und die richtige Ideologie? In einer Zeit des Kunstdüngers, der Bewässerungsanlagen, Versicherungen und Sozialsysteme? „Vor der Zukunft ist uns nicht bange, erstens haben wir sie im Griff, und zweitens fängt sie erst morgen an!“

Wozu dann noch Gott? – „Ihr Lieben“, sagt Gott in der Bibel immer wieder; „ich bin auf der Suche und auf dem Weg zu Euch. Ihr seid für mich so wertvoll, dass ich mit Jesus Christus das Äußerste getan habe, um Euch klarzumachen, dass Ihr keine Wegwerfartikel seid, sondern ihr seid das Kostbarste in meiner Schöpfung. Darum: Werft Euer Vertrauen zu mir nicht weg, denn ich warte auf Euch, wenn Ihr treu und beständig bleibt und tut, was ich will: Euer Vertrauen in meinen Sohn Jesus Christus zu investieren, damit Ihr eine Zukunft habt, die über das Ende Eures Lebens hinausreicht“ (nachzulesen in Hebräer 10,35).

Eine gute Zeit wünscht Ihnen

Ihr Pfarrer Werner W. Krieg,

Massenheim