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Dem Walzer gefrönt

Bürgerzentrum mausert sich beim Neujahrskonzert zum Operettentempel

Ein Auftakt nach Maß für das „Erste Karbener Neujahrskonzert“: Ausverkaufter Saal im Bürgerzentrum und begeisterte Zuhörer. Das Orchester, Solisten und Chor haben am Sonntag eine gelungene Mischung bekannter Melodien der Wiener Musik geboten.

Karben. Was für ein berauschender Abend mit wunderbarer Musik aus der Welt der Wiener Operette! Die gut 700 Zuhörer im Saal erlebten ein erstklassiges Konzert im Walzertakt. Das renommierte Johann-Strauß-Orchester Wiesbaden unter der Leitung von Herbert Siebert fesselte von den ersten Tönen an und überzeugte in den leisen Passagen ebenso wie in den rasanten – etwa in der Ouvertüre „Die Fledermaus“ von Johann Strauß Sohn (1825-1899) und im „Wettrennen-Galopp“ von Johann Strauß Vater (1804-1849). Die Musiker versprühten gute Laune mit ihren Darbietungen der leichten Muse aus der Hochzeit der Wiener Walzermelodien und Operetten. Sie zupften und strichen die Saiten ihrer Instrumente unter dem Dirigat von Siebert, der das Orchester vor gut 40 Jahren gründete.

Es besteht aus Mitgliedern renommierter Orchester in Wiesbaden, Frankfurt, Stuttgart und Bamberg und tritt regelmäßig im Wiesbadener Kurhaus auf, gastierte in der Alten Oper Frankfurt, in der Kölner Philharmonie und nun im Karbener Bürgerzentrum.

Möglich gemacht hat dies Operntenor Manfred Fink aus Petterweil, der fast zwei Jahrzehnte als festes Ensemble-Mitglied an der Deutschen Oper in Düsseldorf wirkte.

Gastspiele führten ihn an die Hamburger und Wiener Staatsoper, an die Pariser Oper, zu den Salzburger Festspielen, ins La Fenice in Venedig und an die Mailänder Scala, um nur einige seiner internationalen Auftritte zu nennen. Seine musikalischen Wurzeln hat Manfred Fink aber, der schon als Zwölfjähriger mit Schlagermusik von sich reden machte, in der Wetterau; im Petterweiler Männerchor ist Fink Ehrenmitglied.

Seine Idee eines Neujahrskonzertes in Karben unter Mitwirkung des Männerchores Karben/Petterweil hatte für die Sänger umso mehr Reiz, da sie sich nur auf den Gesang konzentrieren konnten. Die Veranstaltung zu organisieren, habe eine Konzertagentur übernommen, berichtete Chorsprecher Eckhard Oechler.

Und so intonierte der Petterweiler Männerchor zusammen mit dem Männerchor „Edelweiß“ aus Gambach, beide unter der Chorleitung von Hermann Jung, Chorpassagen in Liedern wie „Als flotter Geist“ aus dem „Zigeunerbaron“ von Strauß Sohn (1885) und „Freunde, das Leben ist lebenswert“ aus der Operette „Giuditta“ (1934) von Franz Lehár (1870-1948). Die Laiensänger haben sich im Zusammenklang mit den Profi-Musikern ganz wacker geschlagen.

Die Solo-Partien beider wie weiterer Lieder trug Tenor Manfred Fink vor, der mit brillantem, hellem Tenor begeisterte. Ihm zur Seite stand Koloratursopranistin Lilla Galambos, die schon als Kind auf der Bühne des Budapester Operetten-Theaters stand und ihre Gesangsausbildung am Vienna Konservatorium mit Auszeichnung absolvierte. Sie umschmeichelte die Ohren ihrer Zuhörer mit ihrem weichen Sopran bis in die hohen Töne in den Liedern wie „Mein Herr Marquis“ aus der „Fledermaus“ und „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ aus „Giuditta“ und begeisterte mit ihrem schauspielerischen Talent.

Zum Höhepunkt, dem Duett „Lippen schweigen“ aus „Die lustige Witwe“ (1905) von Lehár, tanzten beide eng umschlungen im Walzerschritt über die Bühne.

Wenn auch das Neujahrskonzert „Gruß aus Wien“ der Tradition der Wiener Neujahrskonzerte folge, wolle man doch eigene Akzente setzen, meinte Moderator Rainer Zagovec zu Beginn; in Karben stehe der Gesang im Vordergrund. Locker und humorvoll moderierte Zagovec den Abend, trug Neujahrsgrüße vor, erzählte witzige Anekdoten und gab heitere Erläuterungen zu Komponisten und ihren Werken.

Das Publikum gab schon zur Pause stehende Ovationen und beklatschte jeden musikalischen Vortrag euphorisch, und bekam am Ende dafür Zugaben von den erfreuten Künstlern.

„Fantastische Musiker und Solisten, gut vorgetragen“, schwärmte einer Zuhörerin, die aus Wien stammte. Eine andere Zuhörerin erkundigte sich schon vehement nach dem Termin für ein nächstes Konzert. Bei solch überragendem Erfolg wird das Neujahrskonzert mit dem Zusatz „Erstes“ bestimmt eine Fortsetzung im nächsten Jahr finden.