Veröffentlicht am

Den Blick wieder nach vorne richten

Bad Vilbel. Als „bedauerlich“ bezeichnen CDU-Fraktionschefin Irene Utter und FDP-Kollege Jörg-Uwe Hahn die gescheiterten Pläne des chinesischen Investors Changqing Lu, ein Großhandelszentrum in Bad Vilbel zu errichten. „Dennoch war es richtig, diese Option einzuräumen. Die Stadt war ein fairer Verhandlungspartner. Allerdings wurden Risiken durch einen klugen Optionsvertrag ausgeschlossen“, fassen die beiden zusammen. Das Scheitern zeige, dass China trotz gewaltiger wirtschaftlicher Entwicklungen noch immer keine freie Wirtschaft habe. Die fehlende Konvertierbarkeit der Währung erweise sich als Hemmschuh für die weitere internationale Ausrichtung der chinesischen Wirtschaft“, erklärten die Fraktionsvorsitzenden von CDU und FDP im Bad Vilbeler Stadtparlament Irene Utter und Jörg-Uwe Hahn.

Erstklassiges Areal

Die Koalition ist der Auffassung, dass sich die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und China in den kommenden Jahren intensivieren werden. „Ein Großhandelszentrum in Bad Vilbel wäre ein Vorteil für die gesamte Region gewesen.“ Doch von Anfang an hätten die Koalitionäre die Chancen realistisch eingeschätzt und den Kapitalfluss von China nach Deutschland als größte Hürde angesehen. Erfreulich sei, dass durch die umfangreiche Medienberichterstattung der Quellenpark als eine erstklassige Immobilie in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit getreten sei. Zahlreiche Anfragen bei der Stadt ließen auf Grundstücksverkäufe noch in diesem Jahr hoffen.

Lieber wäre es den Koalitionären gewesen, wenn der Gewerbeteil des Quellenparks zuerst bebaut worden wäre. Nun aber könne die Wohnbebauung nach vorne gezogen werden. Hierfür gäbe es mehrere Interessenten. Die Koalition möchte durch Grundstücksverkäufe die Ansprüche der Alt-Eigentümer abgelten. Laut Utter stehen hier 15 bis 16 Millionen Euro im Raum. Durch die Preisentwicklung der vergangenen zwei Jahre sei nun sogar auf einen höheren Erlös zu hoffen. Sollte sich die Koalition nun auf die Wohnbebauung konzentrieren, müssten auch Themen wie Straßen, öffentliche Verkehrsmittel und Kinderbetreuung auf die Überholspur kommen. Dennoch soll das Gewerbe weiter hohen Stellenwert haben, nun aber eher im kleineren und mittleren Segment. „Wir möchten zusätzlich das Großprojekt Segmüller zu einem schnellen und guten Ende führen. So kann und wird der Quellenpark nunmehr anders, aber ebenso sinnvoll ausgebaut werden“, erklären Hahn und Utter. Weil die vereinbarte Zahlung der ersten Rate nicht zustande gekommen ist, fordern die Grünen nun erneute Haushaltsberatungen.

In dem vor Weihnachten verabschiedeten städtischen Haushaltsentwurf seien die 45 Millionen Euro fest eingeplant gewesen. Nach den „jetzt vorliegenden Tatsachen ist dieser Haushalt nur noch Makulatur“, sagt der Stadtverordnete Christian Kolb.

Das sieht Irene Utter nicht so. Großprojekte wie das Kombibad seien nie mit der erhofften Zahlung der 45 Millionen Euro verbunden gewesen. „Wir hatten gehofft, mit dem Geld die Alt-Eigentümer auszuzahlen und ein Darlehen abzulösen. Das dürfte schwieriger werden“, sagt die CDU-Fraktionschefin. Die Höhe des Darlehens beziffert sie auf rund 25 Millionen Euro.

Lus Hinhaltetaktik

Mit dem nun doch geplatzten Deal sei das „Schwarzpulver Minkels“ für die Stadt endgültig verschossen, frohlockte der Grüne Ulrich Rabl. Seine Fraktion hätte sich wegen der „finanziellen Risiken und der Undurchsichtigkeit dieser Geschäftsbeziehungen“ strikt gegen das Grundstücksgeschäft mit dem chinesischen Investor ausgesprochen.Die „Hinhaltetaktik“ im Geschäft mit Investor Lu habe aber einen zügigen Verkauf der Grundstücke bisher blockiert, kritisiert Rabl. Die Grünen setzen sich anstelle von Großprojekten für die Ansiedlung mittelständischer Unternehmen und mehr Wohnbebauung im Quellenpark ein. Immerhin eine Gemeinsamkeit zu CDU und FDP.