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Der doppelte Schulleiter – Ungewöhnlich: Peter Schramm ist Chef in Büdesheim und Niederdorfelden

Niederdorfelden/Schöneck. In manchen Wochen gebe es durchaus Tage, an denen er seinen Kindern abends keine Gute Nacht wünschen könne. Harald Schramm (46), Schulleiter der Struwwelpeter-Schule in Niederdorfelden, hat derzeit für seine drei und sieben Jahre alten Kinder und seine Ehefrau weniger Zeit. Denn seit Januar hat er für eineinhalb Jahre die Vertretung für Kollegin Mareike Meister übernommen. Meister ist Schulleiterin der Sterntaler-Schule im benachbarten Büdesheim und in Elternzeit.

Mit 13 Stunden wöchentlich sei er an die Sterntaler-Schule abgeordnet, erzählt Schramm, so dass er nun als Schulleiter parallel für zwei Grundschulen verantwortlich ist. An manchen Tagen ließen sich die Termine schlecht koordinieren. Da könne es schon mal vorkommen, „dass ich zwischen beiden Schulen hin- und herfahre“.

An der Struwwelpeter-Schule werden rund 230 Schüler von 20 Lehrern unterrichtet, an der Sterntaler-Schule sind zwölf Lehrer für 170 Schüler zuständig. Der Schulleiter habe vielfältige Aufgaben. So müsse er die Schule führen und im pädagogischen Sinne weiterentwickeln. Zudem ist er fürs Personal zuständig wie für die Strukturierung von Arbeitsabläufen, skizziert Schramm sein Tätigkeitsfeld.

Seine ruhige, konzentrierte Art sowie aufgeräumte Schreibtische in beiden Schulen helfen dabei, die Übersicht zu behalten. Zudem komme ihm seine berufliche Erfahrung zugute. Bevor er sich für den Beruf des Lehrers entschied, war Schramm als Bankkaufmann und Immobilienmakler tätig, hat bei der Messe gearbeitet und in die Studiengänge Zahnmedizin und Chemie hineingeschnuppert.

Bevor er im Juli 2006 die Leitung der Struwwelpeter-Schule übernahm, war er stellvertretender Schulleiter an einer Grund- und Hauptschule in Frankfurt. Und gerade weil er in diverse Berufsfelder Einblick bekommen habe, „bin ich Schulleiter aus Überzeugung“, sagt Schramm. An dem Beruf gefalle ihm, „Gestaltungsspielräume zu haben“, obgleich er einräumen muss, wegen knapper Mittel manchmal auch „Mängelverwalter“ zu sein.

Zudem schätzt er es, Schwerpunkte für „seine“ Schule zu setzen. So habe er den bereits vor seinem Amtsantritt bestehenden Schwerpunkt Sport an der Struwwelpeter-Schule gern übernommen, da Sport sein Hauptfach im Studium war. Außerdem wird sowohl an der Struwwelpeter- als auch an der Sterntaler-Schule das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ durchgeführt. Das Ziel des Projekts: die Musikalität der Schüler zu fördern.

„Am dritten Schwerpunkt ,Förderkonzept‘ bauen wir derzeit“, so Schramm. So sei Niederdorfelden geprägt von bildungsnahen Familien im Neubaugebiet, von dörflich gewachsenen Strukturen und von sozial benachteiligten Familien. Daraus ergebe sich ein breites Spektrum an Voraussetzungen, die die Schüler in die Schule mitbringen. Schramm ist es ein Anliegen, sowohl Kinder aus sozial benachteiligten Familien zu fördern als auch hochbegabte Kinder. „Auch diese Kinder müssen gefördert werden, damit sie nicht hungrig und somit auffällig werden.“ An der Struwwelpeter-Schule habe man sich zum Ziel gesetzt, den Familien Beratungsstellen für weiterführende Hilfe zu nennen. Zudem nimmt die Struwwelpeter-Schule am Konzept „Faustlos“ mit dem Ziel der Gewaltprävention teil. Neben der Vermittlung von Lerninhalten müssten die Schulen immer mehr erzieherische Aufgaben leisten, erklärt Schramm.

Bei aller Herausforderung, an zwei Schulen gleichzeitig Verantwortung zu tragen, freue er sich, „wenn ich wieder nur noch für eine Schule zuständig bin“, sagt Schramm. Doch bis es soweit ist, müssen seine Kinder noch so manchen Abend ohne den Gute-Nacht-Kuss von Papa zu Bett gehen.