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Der Dreck muss endlich weg

Marianne Leonhardt regelt den Einlass am Tor. Im Hintergrund sieht man die Autoschlange am Tag der Wiedereröffnung in Karben. Foto: Schenk
Marianne Leonhardt regelt den Einlass am Tor. Im Hintergrund sieht man die Autoschlange am Tag der Wiedereröffnung in Karben. Foto: Schenk

Karben / Bad Vilbel. In diesen Tagen scheint es schon zu genügen, wieder ein Ziel vor Augen zu haben. Selbst die Müllbeseitigung kann da schon Abwechslung bringen. Seit Mitte März waren die Recyclinghöfe in der Wetterau wegen der Coronavirus-Pandemie geschlossen. Zu Beginn der Woche hat sich das geändert. Im Zuge der Wiedereröffnung muss sich die Kundschaft auf veränderte Öffnungszeiten und strikte Hygienemaßnahmen einstellen. In Karben war am Dienstag Stichtag, Bad Vilbel öffnete einen Tag später.
Der Dreck muss weg – so denken wohl viele Bürgerinnen und Bürger. Abfälle, die sich in den vergangenen Wochen nach dem Frühjahrsputz in Haus und Garten angehäuft haben, sollen direkt in die Container wandern. Als Konsequenz bedeutet das einen selten gesehenen Stau im Karbener Industriegebiet. Von der Einfahrt des Wertstoffhofes bildet sich rasch eine lange Fahrzeugschlange in der Dieselstraße zurück.
Mehr als drei Fahrzeuge darf Mitarbeiterin Marianne Leonhardt nicht gleichzeitig auf den Hof lassen. Das ist eine Vorgabe, auf die sie am Tor zu achten hat. So extrem sei es noch nie gewesen. Auch wenn im regulären Betrieb samstags manchmal bis zu 450 Autos kämen, meint sie. Freundlich fragt sie in jedem ankommenden Fahrzeug nach der Ladung und bittet um etwas Geduld.
Ihre Freundlichkeit wird in der Regel erwidert. Einige Leute muss sie jedoch abweisen. Denn die Abfallentsorgung ist jetzt nur mit dem Auto, nicht aber zu Fuß, gestattet. Hineingelassen wird außerdem nur, wer eine Mund- und Nasenbedeckung trägt. Schals und Tücher tun es auch. Das Einhalten der geltenden Abstandsregeln scheint kein Problem zu sein. Auf dem Gelände sind drei weitere städtische Mitarbeiter damit beschäftigt, einen geregelten Ablauf zu gewährleisten.
Müll im Wald entsorgt
»Wir tun alles zum bestmöglichsten Schutz von Kunden und Mitarbeitern«, versichert Gerald Leps von der Stadtverwaltung Karben. »Grundsätzlich gilt: So viel wie notwendig, aber nur so wenig wie möglich. Bargeldloses Bezahlen wird noch in dieser Woche möglich sein. Um den Abstand einzuhalten, muss derzeit die Anzahl der Leute an den Containern reguliert werden. Im Normalbetrieb stellt das kein Problem dar. Jetzt geht es nicht anders.« Als Ärgernis bezeichnet er jene Zeitgenossen, die während der Schließung ihren Müll einfach am Trimmpfad im Wald abgelegt hätten.
Harald Wilke ist Rentner und verdient sich bei der Stadt Karben etwas als Mini-Jobber dazu. Seine Tätigkeit auf dem Recyclinghof sieht er derzeit mit einem mulmigen Gefühl. Was er damit meint, ist klar. Trotzdem kann er den Ansturm der Leute irgendwie verstehen. »Nachdem alle in der letzten Zeit aus Langeweile Keller und Wohnung aufgeräumt haben, muss der Abfall irgendwo hin«, findet er.
Einen Tag später zeigt sich am Wertstoffhof in Bad Vilbel ein etwas anderes Bild. Von einem Verkehrsstau ist nichts zu sehen. Die Zahl der Müllanlieferer bleibt übersichtlich. Gut möglich, dass es an der frühen Öffnung am Vormittag liegt. Das Sicherheitskonzept ist aber ähnlich streng wie in Karben: Zeitgleich dürfen nur fünf Fahrzeuge auf den Hof, zwei Personen sind erlaubt, aber keine Kinder. Fünf städtische Mitarbeiter überprüfen, dass der Müll in die richtigen Container geworfen wird. Helfen, so wie sie es vor Corona getan haben, sollen sie aber nicht mehr.
»Das müssen die Leute jetzt selbst machen«, erklärt der Fachdienstleiter Abfallwirtschaft und Grünflächenpflege bei der Stadt Bad Vilbel, Sören Bußmann. Die Öffnungszeiten seien angepasst worden. »Trotzdem kann es jederzeit zu Veränderungen kommen«, sagt Bußmann.