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Der gemeinsame Weg zählt

Pfarrer Michael Neugber (l.) und Kirchenvorsteher Conny von Schumann vor dem romanischen Taufstein im Petterweiler Pfarrgarten. Sie erhoffen sich vom Zusammenschluss den Wegfall von Verwaltungsaufgaben und die Stärkung der Ökumene. Foto: Schenk
Pfarrer Michael Neugber (l.) und Kirchenvorsteher Conny von Schumann vor dem romanischen Taufstein im Petterweiler Pfarrgarten. Sie erhoffen sich vom Zusammenschluss den Wegfall von Verwaltungsaufgaben und die Stärkung der Ökumene. Foto: Schenk

Karben. Spannende Zeiten im kirchlichen Miteinander in Karben: In der evangelischen Kirchengemeinde Petterweil hat zuletzt ein Umdenken stattfinden müssen. In Zukunft öffnet die bisher eigenständige Gemeinde ihre Arme Richtung Osten und begibt sich in den Verbund der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Karben.
»Das Frühjahr und den Sommer wollen wir dazu nutzen, das Gemeindeleben wieder aufblühen zu lassen«, sagt der Vorsitzende des Kirchenvorstands, Conny von Schumann. Gleichzeitig wolle man bis zum Sommer alle Modalitäten zum Beitritt in die Gesamtkirchengemeinde auf den Weg bringen. Dieser Beitritt wäre wohl auch schon zum 1. Januar 2023 denkbar gewesen. Aber es sei unbestritten, dass ein solcher Schritt in Petterweil eine gewisse Vorlaufzeit brauche. Zu sehr schätzten die Petterweiler ihre Eigenständigkeit, die in vielen Bereichen historisch gewachsen ist.
Der Beitritt zur evangelischen Gesamtkirchengemeinde Karben soll zum 1. Januar 2024 vollzogen werden. Bis dahin müssen Formalitäten geklärt und Gemeinsamkeiten ausgelotet werden.
Landeskirche plant in
Nachbarschaften

Als am 1. Januar 2020 die evangelische Gesamtkirchengemeinde in Karben entstand, war Petterweil nicht mit von der Partie. Aus dem Kirchenvorstand kam damals ein entschiedenes Nein gegen die Zusammenlegung mit den anderen Gemeinden. Die Richtung wurde von den Verantwortlichen klar festgelegt. »Wir wollen unseren eigenen Weg gehen«, ließ man verlautbaren. Und tatsächlich hat das mit nur einer halben Pfarrstelle immer funktioniert. In Petterweil mit seinen rund 1150 Gemeindemitgliedern finden an zwei Sonntagen im Monat Gottesdienste statt. An den beiden anderen Sonntagen steht die Kirche offen. Dann organisiert die Gemeinde in Eigenregie Zusammenkünfte in der Kirche, unter anderem in Form von Textlesungen und Andachten.
Conny von Schumann und Pfarrer Michael Neugber berichten von neuen Weisungen seitens der evangelischen Landeskirche. Die Quintessenz ist: In Hessen, wie auch in ganz Deutschland, sollen die Gemeinden in sogenannten Nachbarschafträumen miteinander kooperieren. »Alleingänge« sind nicht mehr erwünscht. Verwaltungsaufgaben sollen zentralisiert und Gemeindebüros entlastet werden. Dadurch will die Landeskirche 14 Millionen Euro einsparen.
»99 Prozent Verwaltungskram könnte so wegfallen«, schätzt Pfarrer Neugber. »Auch die Ortsausschüsse werden entlastet, wodurch sich die dort tätigen Menschen komplett ortsspezifischen Projekten widmen können.« Einschränkend weist der Seelsorger aber auf die Konsequenzen des Verschlankungsprozesses hin. Vermutlich werde es zukünftig nicht mehr in jedem Stadtteil ein Gemeindebüro geben können. Zudem sollen andere kirchliche Gebäude einer Überprüfung unterzogen werden. Dennoch scheint am Ende nur noch der gemeinsame Weg zu zählen. Darauf freuen sich die Verantwortlichen in Petterweil, wie sie sagen.
Petterweil bringt
Ökumene ein

»Hier im Ort stehen evangelische und katholische Christen eng zusammen, die Ökumene wird traditionell hochgehalten. Diese Idee möchten wir in ganz Karben stark machen«, erklärt von Schumann. Damit könnte die ökumenische Kinderbibelwoche, eine lokale Tradition, im Veranstaltungskalender der Gesamtkirchengemeinde Platz finden. »Wir kommen mit gefüllter Hand und nicht als hadernde Gemeinde«, betont Pfarrer Neugber. Von Jürgen Schenk