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Der Streit geht weiter

Schulbuskosten: Nach der Sommerpause schalten sich Stadtverordnete ein

Weil die VGO die Kosten für die tägliche Fahrt zur Schule auf die Eltern umlegen möchte, machen die Betroffenen lange Gesichter. In ihrer jüngsten Sitzung forderten Karbens Stadtverordnete die Verkehrsgesellschaft zum Einlenken auf. Archivfoto: den
Weil die VGO die Kosten für die tägliche Fahrt zur Schule auf die Eltern umlegen möchte, machen die Betroffenen lange Gesichter. In ihrer jüngsten Sitzung forderten Karbens Stadtverordnete die Verkehrsgesellschaft zum Einlenken auf. Archivfoto: den

Karbens Stadtverordnete schalten sich mit deutlicher Kritik an der VGO und dem Kreistag in die Debatte um die Schulbuskosten ein. Mit zahlreichen Anträgen wollen sie die Verkehrsgesellschaft zum Einlenken bewegen.

Bürgermeister Guido Rahn (Mitte) versprach, sich für die betroffenen Eltern einzusetzen. Foto: Dostalek
Bürgermeister Guido Rahn (Mitte) versprach, sich für die betroffenen Eltern einzusetzen. Foto: Dostalek

Karben. Karbens Eltern bekommen politische Unterstützung in ihrem Streit mit der Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) um die Übernahme der Schulbuskosten: Einmütig und mit deutlichen Worten forderten Karbens Stadtverordnete in ihrer jüngsten Sitzung, dass die an die betroffenen Eltern geschickten Bescheide zurückgenommen werden sollen.

Die Kreisregierung müsse nun aktiv werden und bei der VGO dafür sorgen, dass zur alten Regelung zurückgekehrt wird. Das sah auch Bürgermeister Guido Rahn (CDU) so und versprach, sich dafür einzusetzen. Er kritisierte, dass Landrat Arnold (SPD) und Schuldezernent Helmut Betschel-Pflügel (Grüne) bis jetzt nicht handelten, obwohl der Wetterauer Kreistag Mitte Juli einen entsprechenden Beschluss gefasst habe. „Das versteht keiner“, sagte Rahn und setzte auf den Druck der Parlamentarier.

Bürgerferne

Seit einer Woche sind die Schulen wieder geöffnet und seit Montag sind Kinder wieder unterwegs. Ist ihr Weg allerdings kürzer als drei Kilometer, dürfen sie nicht mehr kostenfrei den Schulbus benutzen. So hatte es die VGO den Eltern mitgeteilt.

Die starre Drei-Kilometer-Regelung veranlasste die Eltern zu massiven Protesten. Karbens Stadtverordnete schlossen sich dem Standpunkt an, dass die Sicherheit der Kinder Vorrang habe. „Wir haben kein Verständnis dafür, dass die VGO die bewährte Regelung außer Kraft gesetzt hat“, sagte Mario Beck, Fraktionsvorsitzender der Karbener CDU.

Der Vorwurf: Die kreiseigene Verkehrsgesellschaft habe in einem bürgerfernen Verfahren Schulwege als sicher eingestuft, die bislang als unsicher galten. So werden den Kindern Schulwege zugemutet, für deren Bewältigung manches Kind zu Fuß oder mit dem Fahrrad bis zu 90 Minuten am Tag benötige.

Überdies seien bei der starren Drei-Kilometer-Regelung Schulwege zugrunde gelegt, die über stark befahrenen Straßen oder unbeleuchtete Feldwege führten. Wenn Eltern solche Schulwege zu gefährlich erschienen und sie ihre Kinder mit dem Bus fahren lassen, bleiben sie jetzt auf den Kosten sitzen.

Die VGO verweigert die Erstattung. „Dieser radikale Sparkurs muss gestoppt werden“, sagte Beck. Als „Gipfel der Unverschämtheit“ bezeichnete er, dass Eltern noch 150 Euro Bearbeitungsgebühr berappen sollen, wenn sie den ihnen zugestellten Bescheiden formal widersprechen wollen. Thomas Görlich (SPD) fühlte sich an das wenig transparente Vorgehen der VGO bei der Fahrplanänderung im Frühjahr dieses Jahres erinnert. Vielleicht wäre es nicht schlecht, einen Fahrgastbeirat zu installieren, empfahl Görlich.

Schülerticket

Die Grünen brachten in der Debatte ein Schülerticket als zeitgemäße Lösung ins Spiel, das allerdings auf Landesebene durchgesetzt werden müsse und eine Überarbeitung des Schulgesetzes verlange. Sie forderten auch eine Änderung in der Zuständigkeit für die Bewertung der Schulwege. Dafür müsse wieder der Schulträger zuständig sein und nicht die VGO. Kriterien für einen sicheren Schulweg sollen in Abstimmung mit Elternbeiräten und den Kommunen entwickelt werden. Dieser Ergänzungsantrag wurde einstimmig verabschiedet.

Am Ende waren sich alle Stadtverordneten einig: Die Bescheide der VGO müssen kassiert werden. Ferner müsse die Kreisregierung in diesem Sinne aktiv werden.