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Der Zorn des Kelten

Mit „Keltenzorn“ legen die Journalistinnen Uli Aechtner aus Bad Vilbel und Belinda Vogt aus Wiesbaden nach „Frauenschwimmen“ (2009) einen neuen spannenden Regionalkrimi vor. „Der Verlag machte uns den Vorschlag die Story weiterzuschreiben, der Verleger steuerte bereits eine Idee bei“, berichtet Uli Aechtner. Das Duo entschied sich gegen eine Fortsetzung. Belinda Vogt hatte die Idee etwas mit Kelten zu schreiben. Sie und Uli Aechtner begann zu recherchieren. Erstaunt stellte die gebürtige Bonnerin Aechtner fest: „Viele Wetterauer müssen keltische Gene haben.“

Bad Vilbel. Die Kelten lebten von Anatolien bis Frankreich. Später flohen sie vor den Römern nach Schottland und Irland. „Die Kelten wurden zwischen den Römern und den Germanen aufgerieben, gingen in deren Bevölkerung auf.“ Der Name Kelten ist ein Oberbegriff für viele, sehr verschiedene Volksstämme, die alle ein ähnliches Kunsthandwerk betrieben und eine ähnliche Sprache hatten, erfahren die Leser von „Keltenzorn“. Da sie keine Schrift hatten, basiert das Wissen über sie aus römischen Quellen, die auch mündliche Überlieferungen von Kelten enthalten.

In dem spannenden Krimi mit Lerneffekt wird Geschichte lebendig. Globale Probleme wie die Suche und der Handel von seltenen Rohstoffen wie Molybdän, einem wertvollen Metall, docken die Autorinnen lokal am Glauberg an.

Aechtner fuhr fünf Mal – bei jedem Wetter – nach Glauburg. „Der Glauberg ist ein ganz besonderer, sehr schöner Ort mit einer ganz besonderen Magie.“ Vom Glauberg könne man bei schönem Wetter bis nach Frankfurt am Main sehen.

„Wir haben in Bibracte die Urgründe der deutsch-französischen Freundschaft entdeckt. Sie liegt 2500 Jahre zurück bei den Kelten.“ Das Gebiet rund um den Glauberg, das bereits in der Jungsteinzeit besiedelt wurde, bietet reichlich Stoff. Funde aus drei keltischen Gräbern des 5. Jahrhunderts vor Christus, die Statue eines Keltenherrschers sowie das 2011 eröffnete Museum.

Zur Keltenwelt am Glauberg gehören ein Forschungszentrum und ein großer Archäologischer Park mit einem rekonstruierten Grabhügel, mysteriösen Wall-Grabensysteme und Wehranlagen aus frühkeltischer Zeit. Auf dem Glauberg-Plateau gibt es weitere Denkmäler aus anderen geschichtlichen Epochen. Damit ist das Gebiet am Ostrand der Wetterau nicht nur ein Eldorado für Archäologen, sondern auch für Krimiautorinnen. Aechtner und Vogt lassen ihre Archäologin Mara Jordan am Glauberg in einem geplanten Molybdän-Abbaugebiet auf Schatzsuche gehen. Die Arbeitsweise von Archäologen beobachteten die Autorinnen in Frankreich und in Rheinland/Pfalz. Die extrem in sich gekehrte Wissenschaftlerin Mara Jordan hat fast schon autistische Züge. Sie ist blass, blond, unauffällig und sensibel, findet in ihrer Ausgrabungsstätte nicht nur Scherben, sondern auch das Skelett einer keltischen Fürstin und kurz darauf eine enthauptete Leiche. „Mara ist sich sicher: Der Mörder tötete nach keltischem Brauch.“ Skeptisch gegenüber dieser Theorie ist anfangs Hauptkommissar Daniel Richter „ein ausgebrannter Cop“, von der Kripo in Friedberg. Als aber ein zweiter Mord geschieht beginnt die Jagd des ungleichen Duos nach einem eiskalten Täter. Der Ermittler erfährt von seiner Expertin viel über die zahlreichen Opferrituale der Kelten über die schon Imperator Julius Caesar berichtete: „Wer von Krankheit befallen war oder im Krieg oder in großer Gefahr war, der opferte Menschen anstelle von Tieren. Die Kelten glaubten, die unsterblichen Götter könnten nur besänftigt werden, wenn man für das Leben eines Menschen ein anderes darbringe.“

Aechtner und Vogt schrieben an ihrem Krimi „Keltenzorn“ fünf Jahre „neben unserer Arbeit“. Die Kommunikation lief über das Internet. Die Figuren und Recherchen wie ein Seminar bei einem englischen Druiden, einer „Wicca“ (Hexe) in Frankfurt, der Frankfurter Gerichtsmedizin oder bei „Hessen Archäologie“ in Wiesbaden, teilten sie sich auf oder besuchten sie gemeinsam. Den Gegenpol zur einfach konstruierten Religion der Kelten und ihrer „Anderswelt“, in die man nach dem Tod ohne Auflagen wechselte, bildet ein evangelischer Pfarrer.

Der kurzweilige Krimi „Keltenzorn“ bietet den Lesern eine gute Sprache, einen spannenden Plot, viele schräge Charaktere, eine verschworene Dorfgemeinschaft, den Zusammenprall von Stadt und Land sowie jede Menge Spannung und Hintergrundwissen.

Uli Aechtner, Belinda Vogt „Keltenzorn“ – Kriminalroman, 320 Seiten, Euro 10,90, ISBN 978-3-95451-132-7.