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Dicke Luft in Roggau – Kirchenvorstand wegen Verkaufs der Oberburg total zerstritten

Am Donnerstag könnte der Synodalvorstand entscheiden, an wen die Oberburg verkauft wird. Die Verkaufsabsicht spaltet den Ort, der Kirchenvorstand ist nicht mehr beschlussfähig. Foto: Pegelow
Am Donnerstag könnte der Synodalvorstand entscheiden, an wen die Oberburg verkauft wird. Die Verkaufsabsicht spaltet den Ort, der Kirchenvorstand ist nicht mehr beschlussfähig. Foto: Pegelow

Karben. Es ist fast ein Dreivierteljahr her, da gab es in Burg-Gräfenrode eine Pressekonferenz. Dort verkündeten der Wetterauer Dekan Volkmar Guth, Pfarrer Eckart Dautenheimer und die damalige Kirchenvorstandsvorsitzende Ina Lauster-Ulrich, dass die Kirche das sanierungsbedürftige Gebäude, die Oberburg, verkaufen wolle. Sie präsentierten gleich einen Kaufinteressenten: Den langjährigen Patron der Kirche, Philipp Freiherr von Leonhardi. Der wollte das Gebäude sanieren, selbst dort einziehen und der Kirchengemeinde das Erdgeschoss für deren Gemeindearbeit vermieten. Alles schien abgemachte Sache.
Doch im kleinsten Karbener Stadtteil schlug die Verkaufsabsicht wie eine Bombe ein. Viele stellten sich dagegen, und verurteilten die Art und Weise des Vorgehens des Kirchenvorstandes. Im Januar 2019 ist die Oberburg immer noch nicht verkauft, die die Darmstädter Amtskirche und das Wetterauer Dekanat gerne so schnell wie möglich loswerden würden. Im Gegenteil: Die Fronten sind verhärtet, es herrscht dicke Luft im Ort. Der Vorstand der Kirchengemeinde ist zerstritten.
SYNODE ÜBERNIMMT
Gleich vier der acht Mitglieder haben bis zum Jahresende ihren Rücktritt erklärt. Einer von ihnen ist Heinz Christian Bär. Ihn habe gestört, »dass es keine seriöse Berechnung« gebe. Außerdem habe das Vorgehen innerhalb des Kirchenvorstandes »nicht den üblichen Gepflogenheiten entsprochen«. Seitens der Gemeinde und aus der Versammlung heraus habe es gute Vorschläge gegeben, »die aber einige nicht hören wollten«.
Mit Bär haben Iris Langhammer, Ronja Kuhlebrock und Dorothea Reinig-Stender ihre Ämter zur Verfügung gestellt. Da dem Kirchenvorstand nur noch drei gewählte Mitglieder plus Pfarrer Dautenheimer angehören, ist er nicht mehr beschlussfähig. Dafür sieht das Kirchenrecht vor, dass ein Ausschuss gebildet wird, bestehend aus den verbliebenen Mitgliedern, dem Pfarrer und dem elfköpfigen Synodalvorstand; der führt nun die Amtsgeschäfte der Kirche Burg-Gräfenrode.
Pfarrer Eckart Dautenheimer bestätigt die Rücktritte und auf der Homepage der Gemeinde schrieb er: »Die Auseinandersetzungen um die Zukunft der Oberburg hinterließen auch im Kirchenvorstand tiefe Spuren. Versuche, immer wieder eine gemeinsame Linie zu finden und vertrauensvoll zusammenarbeiten zu können, scheiterten.«
Von Burg-Gräfenrode ist die Entscheidung damit nach Friedberg und Darmstadt verlegt worden. Denn der Synodalvorstand fällt zusammen mit der Amtskirche demnächst die Entscheidung, an welchen Bewerber die Burg samt Grundstück verkauft werden soll. Wie Dekanatssprecherin Claudia Pfannemüller mitteilte, werde das Gremium am Donnerstag, 31. Januar, zusammentreten. Ob dann eine endgültige Entscheidung fällt, sei aber nicht klar.
Inhaltlich sind sich die Amtskirche und das Dekanat aber sicher. Sie wollen das Gebäude verkaufen. Dazu hatte eine bis Anfang November laufende Ausschreibung stattgefunden, bei der 30 Gebote eingegangen waren. Davon waren fünf in die engere Wahl gekommen.
STADT NOCH IM RENNEN
Nach Informationen der Zeitung gibt es nun noch zwei Bewerber, einer davon ist die Stadt Karben. Die Stadt habe ein Angebot für den Burggarten abgegeben, die städtische Wohnungsbaugesellschaft für die Burg selbst, so Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Eine Nachbesserung wurde in den Gremien nicht beschlossen. Der Rathauschef hofft, »dass es eine Lösung gibt, die dazu führt, dass wieder Ruhe einkehrt und alle gemeinsam für den Ortsteil Burg-Gräfenrode anpacken«.