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Die FDP glänzt im Höhenflug – Die Christdemokraten Utter, Dietz und Kartmann direkt gewählt • Desaster für die SPD

Bad Vilbel/Friedberg. Das sieht man im Kreishaus bei einer Wahlnachlese selten: Fast nur glückliche Gesichter! Überglückliche Christdemokraten, deren Direktkandidaten Tobias Utter, Norbert Kartmann und Klaus Dietz alle drei Wetterauer Wahlkreise klar gewonnen haben. Glückliche Liberale, die in zwei Wetterau-Kommunen (Bad Vilbel und Bad Nauheim) sogar zweitstärkste politische Kraft vor der SPD wurden und deren Spitzenmann Jörg-Uwe Hahn in seiner Vilbeler Heimat auch bei den Erststimmen mit 16,8 Prozent überdurchschnittlich gut für einen FDP-Kandidaten abräumte.

Hochzufrieden auch die Linken – was ihren Kreistagsfraktionschef Klaus Fischer bereits um 19.30 Uhr veranlasste, im Friedberger Kreishaus die Sektkorken knallen zu lassen. Zufrieden auch die Grünen – auch in der Wetterau legte die ehemalige Ökopartei satt zu.

Gequälte Mienen trugen allein die Sozialdemokraten zur Schau. Ihr engagierter Spitzenkandidat in der südlichen Wetterau, Udo Landgrebe, SPD-Vorsitzender in Bad Vilbel, der wacker „für ein soziales starkes Hessen“ gefochten hatte, konnte das von der wie mit Pattex an ihrem Parteichefsessel klebenden Andrea Ypsilanti angerichtete Desaster nicht aufhalten. Landgrebe sprach von einem „Super-Desaster“ und davon, dass seine Partei vom Wähler „kräftig einen auf den Boppes“ bekommen habe.

Die Überraschung des Abends gelang zweifelsohne Klaus Dietz. Vor einem Jahr in der östlichen Wetterau noch von der jungen SPDlerin Lisa Gnadl im direkten Vergleich knapp geschlagen, eroberte er den Wahlkreis nun mit 41,4 Prozent wieder zurück; Gnadl rutschte von 38,5 Prozent auf jetzt 32,8 Prozent ab. Ihm sei ein Stein vom Herzen gefallen, räumte Dietz ein. Vorsichtig wie er ist, hatte er aber keinen Sekt kalt gestellt. Er sei von den Wählern vor allem wegen seiner Bodenhaftigkeit und seinen landwirtschaftlichen Fachkenntnissen belohnt worden, mutmaßte der Bad Nauheimer. Lisa Gnadl bleibt allerdings im hessischen Landtag vertreten. Sie zieht nämlich über die Landesliste ihrer Partei ein.

In Champagner-Laune zeigte sich auch Landtagsmitglied Tobias Utter, CDU-Vorsitzender in Bad Vilbel. Der Dortelweiler hatte vor einem Jahr den damaligen SPD-Vize Jürgen Walter mit 41 Prozent aus dem Rennen geworfen – jetzt verbesserte er sich sogar auf 42,3 Prozent, liegt also deutlich über dem Landestrend.

Neu-Herausforderer Udo Landgrebe schaffte nur 27,8 Prozent – immerhin auch mehr als der Hessendurchschnitt der SPD. Auch bei den Zweitstimmen bestätigte die CDU, dass Bad Vilbel „schwarz“ ist: 40 Prozent sprechen eine klare Sprache, gefolgt von der FDP mit 19,6 Prozent, dann die SPD mit grottigen 17,4 Prozent vor den Grünen mit 16,1 Prozent.

„Das ist auch ein klares Signal für die Bundestagswahl“, jubelte Tobias Utter. Er hatte selbst am Morgen des Wahlsonntags noch Wahlkampf gemacht und Butter-Stückchen verschenkt – nach dem Motto „Zum Frühstück ein Stück Butter, danach wählen wir den Utter“. Souverän schaffte auch der bisherige Landtagspräsident Norbert Kartmann (CDU) aus Butzbach die Rückkehr nach Wiesbaden. Er verwies SPD-Herausforderer Matthias Görlach mit 45,1 zu 28,4 Prozent klar in die Schranken.

Das unerwartet gute Abschneiden der FDP sorgte im Kreishaus nicht nur für Lob, sondern auch für Spötteleien: Nun werde der Bad Vilbeler Jörg-Uwe Hahn, Chef der hessischen Liberalen, wohl einen Hubschrauberlandeplatz neben dem Golfplatz in Dortelweil bekommen, hieß es. Die Liberalen sahen das jedoch gelassen, wähnten sich viel mehr in Vorfreude auf die Regierungsbeteiligung. „Wir werden nun versuchen, nicht nur das Wirtschafts- und das Justizministerium zu bekommen, sondern auch das für die Schulen zuständige Kultusministerium“, betonte ihr Wetterauer Spitzenkandidat Peter Heidt. Dem Rechtsanwalt aus Bad Nauheim wird nachgesagt, als Staatssekretär in eines der FDP-geführten Ministerien ziehen zu wollen.

Unbedeutend blieb auch die FWG. Sie kommt selbst in Karben, woher Spitzenfrau Laura Macho kommt, nur auf 2,7 Prozent.

Die Rechtsextremen spielten diesmal in der Wetterau keine Rolle. Selbst im einst „braunen“ Wölfersheim holte die NPD nur noch vier Prozent. (zlp) Seite 4