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„Kaum noch Abkühlung“

Die Grünen messen stadtweit Temperaturen, warnen vor Hitze-Inseln und fordern Baumpflanzungen

Selbst um 17 Uhr noch Temperaturen weit über 30 Grad – für die Grünen ein sicheres Zeichen für den Klimawandel. Sie fordern mehr natürliche Schattenspender.

 

Bad Vilbel. Die Grünen in Bad Vilbel haben den Auswirkungen fehlender Bäume im Sommer nachgespürt. Bei anhaltender Hitze wirken sich die fehlenden Bäume zusätzlich negativ auf das Stadtklima aus. Deshalb fordern die Grünen in Bad Vilbel, mehr Straßenbäume anzupflanzen und die Grünpflege zu verstärken. Denn in der dicht bebauten Stadt komme es kaum noch zur Abkühlung.

„Auf dem Niederberg erhitzen sich die inzwischen baumlosen Straßenzüge ungehindert. Früher gab es noch mehr Straßenbäume, die für Schatten und Befeuchtung der Luft gesorgt haben“, sagt Fiona Janus, stellvertretende Vorsitzende der örtlichen Grünen. In der Rechthienstraße und Auf dem Niederberg wurden zuletzt eine Reihe Straßenbäume gefällt. In einem Schreiben an die Anwohner informierte Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU), dass keine neuen Straßenbäume angepflanzt werden. Bad Vilbel Grünen-Chef Clemens Breest: „Wie falsch die Magistratshaltung ist, spüren wir am eigenen Leib. Angesichts zunehmender und andauernder Hitzeperioden müssen dringend Klimaanpassungsmaßnahmen in der Stadt vorgenommen werden. Effektiv wäre die Pflanzung zahlreicher Straßenbäume.“

Wohltuende Orte

Die Grünen haben an verschiedenen Punkten in der Kernstadt die Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit gemessen. Am Stichtag wurde für Bad Vilbel die Höchsttemperatur mit 35 Grad angegeben. In der Rechthienstraße wurden auf der Straße selbst um 17 Uhr noch 38,1 Grad im Schatten gemessen bei einer Luftfeuchtigkeit von nur 20 Prozent. Der baumlose Niddaplatz erreicht um 18 Uhr, trotz tiefstehender Sonne und langen Schatten, noch 35 Grad. Die Luftfeuchtigkeit betrug immerhin 29 Prozent, was sich angenehmer anfühlte als die 20 Prozent in den versiegelten Straßenzügen ohne Grün.

Ein Kontrast ist die mit großen Platanen bestandene Verkehrsinsel beim Akazienweg auf dem Niederberg. Hier maßen die Grünen nur 33 Grad bei 34 Prozent Luftfeuchte. Fiona Janus erklärt: „Wohltuende Orte sind überall dort zu finden, wo große Laubbäume für ein angenehmes Mikroklima sorgen. Das hat der Wirt der Mondnacht auf dem Niddaplatz auch erkannt, der sich mit Kübelpflanzen und Sonnenschirmen behilft, um seinen Gästen einen angenehmen Aufenthalt zu gewährleisten.“

Bei lang andauernden Hitzeperioden heizen sich dicht bebaute und versiegelte Gebiete deutlich stärker auf als aufgelockerte Bereiche. Hinzu kommt noch die Abwärme des Autoverkehrs. In der Nacht kommt es kaum zu Abkühlung, da Beton und Asphalt die gespeicherte Wärme abgeben. Dadurch bilden sich an solchen Orten sogenannte Hitze-Inseln. Diese sind für Kinder, ältere oder kranke Personen ein erhebliches Gesundheitsrisiko.

Natürliche Klimaanlage

Das Phänomen nimmt durch den globalen Klimawandel noch weiter zu. Fiona Janus fordert: „Statt immer mehr Bäume aus der Stadt zu entfernen, benötigen wir in Bad Vilbel mehr Laubbäume an Straßen und Plätzen der Stadt. Ein großer Laubbaum mit guter Wurzelbildung befeuchtet die Luft täglich mit mehr als 100 Litern Wasser. Entlang von Straßen braucht es mehr Bäume, die als Schattenspender und natürliche Klimaanlage wirken. Maßnahmen gegen urbane Hitzeinseln helfen, gesundheitliche Folgen von großer Hitze zu lindern und steigern die Lebensqualität“, resümiert Breest. (zlp)