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Die Knusper-Burg – Premiere von „Hänsel und Gretel“ mit modischer Hexe und Live-Musik und singenden Schauspielern

Mit der märchenhaften Kinderoper „Hänsel und Gretel“ starteten die Burgfestspiele Bad Vilbel am Montag, 14. Mai, erfolgreich in die neue Saison – mit viel Gesang und einer gar nicht so bösen Hexe.

Bad Vilbel. Gebannt blicken alle Kinder und Erwachsenen auf die Bühne. Hänsel (Vanessa Katz) und Gretel (Annika Gerhards) spielen dort ausgelassen in der Besenbinderhütte. Gefangen vom Spiel, haben die Geschwister ihre von der Mutter (Yvonne Düring) übertragenen Aufgaben und ihren Hunger vergessen. Fröhlich singen sie bekannte Lieder wie „Suse, liebe Suse“ oder „Brüderchen, komm tanz mit mir“.

Bevor die beiden Hauptdarsteller alle Blicke auf sich ziehen, betreten die vier Musiker die Szene. Das ganz in schwarz gekleidete Quartett trägt einen Kopfschmuck aus lustig wackelnden Hörnchen. Flötistin Lucy Andersen, Pianist Markus Höller, Percussionist Michael Feil und Geigerin Katrin Ebert nehmen mitten im grünen Wald Platz. Den hat Pia Oertel in Scherenschnittmanier mit versetzt aufgestellten grünen Stellwänden gestaltet.

Spannendes Stück

Im Lauf der Oper ist immer wieder zu hören, wie gut der musikalische Leiter Marcus Höller die Besetzung des Orchesters wählte. Die von Engelbert Humperdinck komponierte Musik umrahmt das Geschehen, ohne Gesang oder Dialoge zu übertönen.

Die 70-minütige Handlung wird kurzweilig und spannend inszeniert. Liebevoll von Kostümbildnerin Anja Müller ausstaffierte Waldbewohner wie Eichhörnchen, Biber, Reh oder Grashüpfer wetteiferten um die Gunst der Zuschauer mit Sandmann (Samantha Gaul), Taumännchen (Eva Gniegler) oder Lebkuchenkind (Marie Link). Gute Laune auf den Rängen versprüht mit lustig im Wind tanzenden Seifenblasen das Taumännchen.

Fasziniert verfolgen alle das diabolische Spiel der Hexe Rosina Leckermaul (Nohad Becker). Spontaner Applaus brandet auf, als Hänsel und Gretel die Hexe in den Ofen schieben und die Lebkuchenkinder zu neuem Leben erwecken.

Die Haare schön

Die Hexe erinnerte in Wesen und Aufmachung wenig an die Märchenvorlage der Gebrüder Grimm. Uns tritt eine moderne Hexe entgegen, sie hat weder Buckel noch krumme Nase oder Warzen im Gesicht. Dafür trägt sie eine schicke Frisur und ein farbenfrohes Kleid mit rot-weiß gestreiften Zuckerstangen-Leggins. Regisseur Borrmann lässt auch statt der bösen Stiefmutter eine freundliche Mutter passend zum Vater (Xiao Eng Cai) auftreten, der seine humoristische Rolle mit Buffo-Elementen glänzend spielt, ganz im Sinne der Fassung von Adelheid Wette, die den Singspieltext für eine Hausinszenierung bei ihrem Bruder Humperdinck verfasste.

Charmant und verführerisch nähert sich die Hexe an ihrem Knusperhäuschen den ahnungslosen Geschwistern. Ihr „wahres Gesicht“ zeigt sie erst beim „Hexenritt“ – als sie den Zuschauern den Rücken zuwendet und die Kulissen kraftvoll ansingt.

Den Akteuren – Studenten der Frankfurter Musikhochschule für Musik und darstellende Kunst – gebührt großes Lob für ihre überzeugende schauspielerische und gesangliche Leistung. Vor allem Gretel besticht durch ihre gute, zarte Tongebung in allen Registern ohne Schwächen.

Weitere Vorstellungen von „Hänsel und Gretel“: Donnerstag (17. Mai) 15 Uhr, Donnerstag (24. Mai) und Freitag (25. Mai), jeweils 10.30 Uhr und am Dienstag, 12. Juni um 10.30 Uhr in der Burg. Karten (6 bis 14 Euro) gibt es im Ticketbüro (Klaus-Havenstein-Weg 1) und unter Telefon (0 61 01) 55 94 55.