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Die Tücken der Mülltrennung

Olaf Deller (li.) erklärt, was beim Sortieren des Abfalls in die diversen Tonnen alles zu beachten ist. Die beste Lösung ist das Vermeiden von Müll. Foto: Privat
Olaf Deller (li.) erklärt, was beim Sortieren des Abfalls in die diversen Tonnen alles zu beachten ist. Die beste Lösung ist das Vermeiden von Müll. Foto: Privat

Anforderungen bei der Sortierung in die verschiedenen Tonnen sind komplizierter als eine Fahrprüfung

Bad Vilbel. Die bestehenden Regelungen zur Trennung und Sortierung von Plastikmüll überfordern selbst die treuesten Anhänger einer nachhaltigen Lebensweise, teilt die Initiative »Bad Vilbel Plastikfrei« mit. »Die Sortieranforderungen sind komplizierter als die Fahrprüfung«, lautet das Fazit der Teilnehmer einer Veranstaltung.

Etliche Aktive der Initiative haben sich auf dem Dortelweiler Platz eingefunden. Vor ihnen steht ein Tisch, auf dem der übliche Inhalt einiger gelber Mülltonnen, wie ihn die Müllabfuhr regelmäßig abholt, ausgebreitet ist. Aus hygienischen Gründen wurden allerdings die Becher, Waschmittelbehälter, Kosmetikutensilien, Plastiktüten, Kugelschreiber und verbrauchte Büroartikel sowie Verpackungen aller Art und eine Vielzahl undefinierbarer Restmaterialien vorher gereinigt. Neben dem Müllberg waren vier Mülltonnen mit gelben, blauen, braunen und grauen Deckeln aufgestellt.

»Wer weiß, welcher Abfall in welche Tonne gehört«, fragt am Aktionsnachmittag Olaf Deller, der Sprecher der Initiative. Eine Frau macht den Anfang: Sie nimmt einen Joghurtbecher und entfernt darauf mühsam das Papieretikett, um ihn dann in die gelbe Tonne zu werfen. »Richtig«, kommentiert Deller, »aber die Mühe mit dem Papier ist nicht nötig.« Das wird maschinell entfernt.

Ein anderer Besucher nimmt eine Putzmittelflasche und will sie ebenfalls in die gelbe Tonne geben. »Stopp«, ruft jemand, »Sie müssen den Verschluss entfernen, denn der ist aus einem anderen Material als die Flasche.« Die nächste Frage habe sich sodann ergeben: Was ist mit dem Verschlussring, der auf der Flasche bleibt und sich nicht entfernen lässt? Keiner weiß eine Antwort.

Ein weiterer Teilnehmer nimmt einen gepolsterten Briefumschlag und versucht erfolglos Plastik und Papier zu trennen. Dann meint er, gehöre der wohl in den Restmüll. »Falsch«, erläutert Deller, denn so ein Briefumschlag ist Verpackung und gehört daher in die gelbe Tonne, auch wenn er nicht recycelt werden kann.

Lieber ganz vermeiden
Deller fragt, wo der Kunststofftopf in dem einmal eine Pflanze aus der Gärtnerei steckte, hingehört. Der Vorschlag, »ab in die gelbe Tonne« sei richtig, aber eine Wiederverwertung ist auch hier nicht möglich, denn der Kunststoff ist schwarz. Und so geht es weiter. Am Ende sei die Verwirrung groß gewesen. Was wirklich in die gelbe Tonne darf und dort auch einer Wiederverwertung zugeführt werden kann, vermögen mit Sicherheit die meisten Anwesenden nicht zu sagen.

Bei weiteren Materialien, beispielsweise Compactdiscs oder Drucker-Toner-Kassetten, fragen sich viele, warum diese zwar beim Wertstoffhof in Frankfurt, nicht aber bei dem in Bad Vilbel abgegeben werden können. Alle seinen sich am Schluss einig gewesen: Die Situation in Bad Vilbel sei dringend verbesserungswürdig. Zum einen müsse die gelbe Tonne zu einer »Wertstofftonne« umgewidmet werden, in die die Bürger wirklich alle Kunststoffe und recycelbaren Materialien einwerfen können, ohne vorher eine unlösbare Auswahl treffen zu müssen.

Ferner benötige die Stadt ein breiteres Angebot durch Wertstoffhöfe mit bürgerfreundlichen Öffnungszeiten und der regelmäßigen Annahme einer Palette von Wert- und von Gefahrstoffen. Fazit der Initiative: »Plastikabfall lässt sich ganz vermeiden, das ist die beste Lösung.« (zlp)