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Dortelweil im Badminton-Olymp

Siegerehrung mit dem SV Fun-Ball Dortelweil: Victor Svendsen präsentiert den Riegel-Pokal des Deutschen Meisters. Rechts neben ihm jubelt Kapitän Kai Schäfer. Auch Teammanager Klaus Rotter (links) genießt den Triumph seiner Schützlinge. Foto: Kessler
Siegerehrung mit dem SV Fun-Ball Dortelweil: Victor Svendsen präsentiert den Riegel-Pokal des Deutschen Meisters. Rechts neben ihm jubelt Kapitän Kai Schäfer. Auch Teammanager Klaus Rotter (links) genießt den Triumph seiner Schützlinge. Foto: Kessler

Bad Vilbel. Die Feierlichkeiten hielten sich im Rahmen. Eher ruhig genossen die Profis des SV Fun-Ball Dortelweil ihren großen Triumph. Werbung für den Badminton-Sport war das Final-Four um die deutsche Meisterschaft in Bad Vilbel allemal.
Eine feucht-fröhliche Partynacht war es nicht, mit der die Spieler des SV Fun-Ball Dortelweil die deutsche Meisterschaft zelebrierten. Die dänische Entourage saß spät am Sonntag wieder im Flugzeug Richtung Heimat. Die meisten anderen Akteure bestiegen den Zug. Doch ein wenig Zeit blieb den neuen Badminton-Helden der Wetterau am Abend schon noch, um im nahe gelegenen Restaurant eine fulminante Bundesliga-Saison Revue passieren zu lassen.
Bei der dritten Final-Four-Teilnahme in Folge gelang den Fun-Ballern der große Wurf – noch dazu vor heimischer Kulisse. Mit den Zuschauern im Rücken landete der 1996 gegründete Club aus dem Bad Vilbeler Stadtteil einen historischen Triumph. Es ist der vorläufige Höhepunkt der nunmehr 13 Jahre andauernden Präsenz des SV Fun-Ball in den beiden höchsten deutschen Ligen.
»Mein Puls war am höchsten beim Match von Kai Schäfer. Ich freue mich am meisten für ihn, weil ich weiß, wie viel ihm das bedeutet«, bilanzierte Emma Moszczynski nach dem 4:2 im Endspiel gegen den BC Wipperfeld. Sie selbst hatte am Sonntag nicht gespielt, siegte aber im Halbfinale tags zuvor an der Seite von Julie MacPherson. »Bei der Kulisse hier bin ich fast froh, das Finale nicht gespielt zu haben«, sagte sie zur stimmungsvollen, aber auch nervlich nicht ganz leichten Atmosphäre.
670 Zuschauer in der Vilco bedeuteten ein ausverkauftes Haus. Das Publikum erwies sich als leidenschaftlich und fair. Oft waren nur die peitschenden Smashes der Profis oder aber das ploppende Geräusch des Federballs auf den hart gespannten Schlägersaiten zu vernehmen. Im nächsten Moment tauchten die Fans das Kongresszentrum mit Klatschpappen, Trommeln und Rasseln in ekstatischen Jubel.
Einen schwierigen Job zu verrichten hatte Mads Vestergaard, der im Endspiel das mögliche Mixed mit MacPherson hätte bestreiten müssen. »Ich habe mich natürlich während des zweiten Herren-Doppels auf mein Match vorbereitet und musste fokussiert bleiben. Als ich dann sah, wie nah die Jungs am Sieg waren, wurde ich ruhiger. Da wir heute Abend noch nach Dänemark zurückfliegen, werden wir im Flugzeug etwas feiern«, erklärte der Doppel-Spezialist.
Unter den zahlreichen Zuschauern weilten etliche Ehrengäste und Funktionäre, u. a. der Wetterauer Sportkreis-Vorsitzende Jörg Wulf: »Es ist mein erstes Mal beim Badminton. Ich bin fasziniert von der Energie dieser Sportart. Ich denke, die Vilco hat sich nun auch für Sportveranstaltungen bewährt«, ließ der Karbener wissen.
Kai Schäfer huldigt Klaus Rotter
Von den Dortelweiler Profis waren 13 anwesend, auch wenn nicht alle zum Einsatz kamen. Yvonne Li laborierte noch immer an ihrer Verletzung und verpasste nach der Heim-EM nun auch das Final-Four. Dennoch hängte sich die mehrfache Deutsche Einzelmeisterin für ihre Teamkollegen voll rein, coachte die Frauen und feuerte an. »Ich kannte die eine oder andere Gegnerin von Wipperfeld gut. Da kann ich natürlich ein paar Tipps geben. Aber wichtig sind diese Hinweise beim Seitenwechsel vor allem in emotionaler Hinsicht«, erklärte die 25-Jährige.
Hinter dem großen Erfolg steht vor allem auch Teammanager und Zweiter Fun-Ball-Vorsitzender Klaus Rotter, der zu den Gründungsmitgliedern des Vereins gehört. Kapitän Schäfer zeigte bei der Siegerehrung auf den Dortelweiler Macher und erklärte am Hallenmikro: »Man darf nicht vergessen, dass wir alle nur wegen ihm hier stehen.« Da dürfte es Rotter eiskalt den Rücken herunter gelaufen sein.
Aber nicht nur emotional, sondern auch wirtschaftlich war die Veranstaltung für den Ausrichter durchaus profitabel. »Ich konnte bei unseren Bundesliga-Sponsoren zusätzliche Gelder akquirieren für das Final-Four. Die entstandenen Kosten sind gedeckt. Durch das hohe Zuschauerinteresse können wir sogar von einem kleinen Plus ausgehen«, bilanzierte Rotter.
Von Christoph Sommerfeld