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Eiche ist Eiche ist Eiche – Sanierung am Dachstuhl des Burgturms vor Abschluss • Schwelle aus 1678

Bad Vilbel. Die Sanierungsarbeiten am Dachstuhl des Burgturms stehen kurz vor ihrem Abschluss. Voraussichtlich wird bereits von kommender Woche an das Dach eingedeckt. Vorgesehen ist nach dem Vorbild des bisherigen Bestandes eine altdeutsche Deckung mit verschiedenen Höhen und Breiten der Schieferplatten, die sich von unten nach oben verjüngen. Bevor die Balken wieder unter dem Dach verschwinden, zeigten Architekt Gustav Jung, Stadtbaurat Dieter Peters (parteilos) und Vize-Bauamtsleiter Werner Hilbert gestern die Ergebnisse der Sanierung.

Wie zwar nicht bekannt, aber zu erwarten gewesen sei, seien bei den Freilegungsarbeiten bisher unbekannte Schäden an Deckenbalken, Sparren und am Dachstuhl sichtbar geworden, erklärte Jung. „Wer an ein altes Gebäude herangeht, weiß, dass die Kosten immer nur Schätzungen sein können“, erklärte Peters deshalb. Dennoch geht er davon aus, dass der für die Turmsanierung in den städtischen Haushalt eingestellte Betrag von 250 000 Euro nicht überschritten wird.

Von der historischen Dachkonstruktion wurde so viel Substanz wie möglich erhalten, indem sie nicht ausgetauscht, sondern „ertüchtigt“ wurde. Altersschwache Eichenbalken wurden durch Nadelholzlaschen und Zangen verstärkt, um statische Mängel zu beheben. Hinsichtlich der Kosten schätzt Peters, dass sich diese Methode gegenüber einem Austausch die Waage hält.

Anschließend wurden die Schwellen wieder untermauert. Eine ausgezeichnet erhaltene historische Schwelle an der Nordwand, deren Alter mittels einer dendrochronologischen Untersuchung auf 1678 datiert werden konnte, lieferte den Handwerkern den Beweis für die Dauerhaftigkeit von Eichenholz bei günstigen Bedingungen. Sie lag auf der Mauer auf, war jedoch nur punktuell mit Mörtel untermauert. Dadurch blieb sie trocken oder trocknete schnell wieder aus und hat 330 Jahre ohne Schaden überstanden. Nach diesem Vorbild wurden nun auch die anderen Schwellen gelegt.

Da die Dachkonstruktion bei einem Feuer zerstört worden wäre, muss es ein Brand vor 1678 – vermutlich bei der Zerstörung der Burg im ausgehenden 14. Jahrhundert – gewesen sein, der an den Mauern des Turms starke Schäden hinterlassen hat. Diese müssen nun, im 21. Jahrhundert, dringend behoben werden. Denn die Hitze hat damals die Substanz vieler Sandsteine so stark geschädigt, dass sie sich über die Jahrhunderte weitgehend aufgelöst haben. Sie müssen ausgetauscht werden. Zudem hat sich nach dem Brand eine Gipskruste gebildet, die in Verbindung mit saurem Regen ebenfalls zur Zerstörung der Steine führt.

Zusammen mit dem Institut für Steinkonservierung hat die Stadt ein Sanierungskonzept entwickelt. Danach wird die Ostwand vollständig saniert. An den übrigen Wänden müssen die Anschlussbereiche an die Schwellen sowie die Abdeckung eines Gusserkers über dem Eingang saniert werden.

Sowohl die Tatsache, dass der Einlauf in diesen Gusserker (Maschikuli), durch den heißes Öl und andere grässliche Dinge auf Eindringlinge herab geschüttet werden konnten, überbaut war, als auch eine Kaminöffnung auf der gegenüber liegenden Ostwand des Turmes lassen Rückschlüsse zu, dass der Turm ursprünglich einen völlig anderen Dachaufbau oder wahrscheinlich sogar überhaupt kein Dach hatte, sondern einen umlaufenden Wehrgang mit Zinnen.

Zur Sanierung der Mauer gehört es auch, dass Putzflächen entfernt werden, die von provisorischen Reparaturen zeugen. Zudem erhält der Turm am Dach neue Regenrinnen und ein Fallrohr. „So weit es geht, verwenden wir bei der Sanierung zwar neue, aber historisch überlieferte Materialien, so dass sich sein Erscheinungsbild nicht ändern wird“, versichert Peters. „Trotzdem wird man hoffentlich sehen, dass er saniert wurde.“

Über Zuschussanträge beim Kreis und beim Landesamt für Denkmalpflege gebe es noch keine Bescheide. Zum ersten Bauabschnitt der Sanierung an der Brücke hat der Kreis 6000 €, das Land 50 000 € beigesteuert. Als nächster Teilbereich der Burgsanierung rückt der Palas in den Mittelpunkt. In Zusammenarbeit mit Statikern werde zuerst das Gewölbe untersucht, so Peters. In der weiteren Zukunft bilde die Sanierung der kompletten Burgmauer den Abschluss der Arbeiten an der Burg.