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„Ein absurder Plan“

Der Gewerbering läuft Sturm gegen grüne Pläne

Ein neuer Magnet in der Innenstadt: der Niddaplatz. Kaum kehrt in der Kernstadt wieder Leben ein, wollen gerade die Grünen die Menschen und die Kaufkraft aus der City abziehen – nach Ansicht des Gewerberinges eine Schnapsidee. Foto: Kopp
Ein neuer Magnet in der Innenstadt: der Niddaplatz. Kaum kehrt in der Kernstadt wieder Leben ein, wollen gerade die Grünen die Menschen und die Kaufkraft aus der City abziehen – nach Ansicht des Gewerberinges eine Schnapsidee. Foto: Kopp

Irritiert ist der Vorstand des Bad Vilbeler Gewerberings über den Inhalt des Grünen-Kommunalwahlprogramms „Ideen für ein grüneres Bad Vilbel“. Hierin planen die Grünen, den Bereich Nordbahnhof und Friedberger Straße als ein verkehrsgünstig erschlossenes „Einkaufszentrum“ zu entwickeln. Dafür ernten sie herbe Kritik.

Bad Vilbel. Die Grünen sehen laut Gewerbering in ihrem Wahlprogramm eine „städtebauliche Verwahrlosung der Innenstadt“ voraus und wollen dieser durch einen Ausbau zu einer Gastro- und Kulturzeile begegnen. „Ein absurder Plan“, finden die Gewerbetreibenden in Bad Vilbels Innenstadt. „Ein gutes Jahrzehnt hat sich der Gewerbering um den wirtschaftlichen Niedergang der Frankfurter Straße gesorgt und für eine positive Entwicklung gekämpft. Seit der Fertigstellung des Niddaplatzes ist ein kontinuierlicher Aufschwung zu verzeichnen“, schildert die Vorsitzende Monika Delazer.

Die Stadt sei belebter als je zuvor, die geschäftliche Entwicklung der Einzelhändler stabilisiere sich. Vor allem in der wärmeren Jahreszeit tobe das Leben rund um den neu gestalteten Niddaplatz. Ringsherum befinde sich eine gewachsene, zum Teil seit Generationen bestehende Einzelhandelsstruktur.

Nicht umsiedeln

„Eine positive Entwicklung, entgegen des Trends der Verödung der Innenstädte, um die uns viele Städte beneiden“, stellt Delazer fest. Die Idee der Grünen, den Einzelhandel nun gezielt in den Bereich des Nordbahnhofs zu verlegen, um dort ein Einkaufszentrum entstehen zu lassen, würde diese innenstädtische Entwicklung komplett zunichte machen, findet sie. „Hat man bedacht, dass es in diesem Bereich gar nicht den Platz für die vielen Quadratmeter Einzelhandelsflächen wie in der Frankfurter Straße gibt?“, fragt sie.

Einkaufzentrum

Die Grünen stehen zu ihren Plänen, machen aber deutlich, dass sie dadurch die Frankfurter Straße nicht gefährden wollten. Die Kritik will der Grünen- Bürgermeisterkandidat Clemens Breest nicht stehenlassen. Es gehe nicht darum, Geschäfte umzusiedeln oder die Situation in der Frankfurter Straße bewusst zu schwächen. Aber bereits jetzt sei die Friedberger Straße zwischen dem Eingang zur Kernstadt und der Kasseler Straße ein zweites Einkaufszentrum. Während die Innenstadt vornehmlich der Laufkundschaft diene, seien es hier Kunden, die mit Autos kämen, um einzukaufen.

Bewusster Mix

Er macht sich Sorgen darum, dass Gastronomen in der Frankfurter Straße öfters wechselten oder aufgäben. Deswegen brauche man ein klares Konzept und einen bewussten Mix aus Einzelhandel, Dienstleistung, Kultur und Gastronomie, fordert Breest. Sicher könne eine weitere Ansiedlung von Gastronomie und auch von Kultur die Innenstadt zusätzlich bereichern, räumt Delazer ein. Aber schon jetzt sei es schwierig, neue Gastronomie gut zu platzieren, da ein attraktiver Außenbereich städtebaulich gar nicht oder nur schwer möglich sei. Angesichts der Länge von über einem Kilometer und der großen Anzahl von Einzelhandelsflächen müsste jedem klar sein, dass es kaum möglich werde, diese allein durch Gastronomie, Künstlerläden und Kulturschaffende zu ersetzen.