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Ein Glas Krimi mit Rainer Witt im Gewölbe-Weinkeller

Bad Vilbel. Der Mann ist elegant gekleidet, als er dem Jet aus der Dominikanischen Republik entsteigt. Armani-Anzug, leichtes Gepäck und dennoch fällt den Zollfahndern des Frankfurter Flughafen die Nervosität des Passagiers auf. Bleich ist er trotz seiner dunklen Hautfarbe. Schweißtropfen stehen auf seiner Stirn als er den Zollhund entdeckt. Der Vierbeiner mit der empfindlichen Nase bleibt ruhig, der Fahnder in Zivil nicht. Die Schweißperlen machen den Mann verdächtig. Er wird festgenommen und später, auf der Toilette und nach der Einnahme eines Abführmittels, kann der Zoll 80 Präservative prall gefüllt mit Kokain aus den Exkrementen fischen.

Alltag bei der Fraporter Zollfahndung. Drei Monate war der Journalist Rainer Witt mit von der Partie. Ein guter Kontakt zum damaligen hessischen Finanzminister Hans Eichel öffnete die Türen. Witt war geschickt genug, das Vertrauen der Zollfahnder zu gewinnen und schließlich auch die Genehmigung zu erlangen, den Krimi zu veröffentlichen. Hier hatte der pensionierte HR-4-Moderator seine Fraport-Eindrücke verarbeitet. Nun hat es Witt aus Weiterstadt in das Gronauer Weinhaus Hamm verschlagen. Im heimeligen Gewölbekeller las der 65-Jährige vor Publikum auf reservierten Plätzen aus seinem 2005 entstandenen und inzwischen vergriffenen Werk „Der Drogenmann“ vor.

In eine dramatische Handlung verpackt, aber eng an der Realität orientiert, beschreibt Witt seine Eindrücke, berichtet von Verstümmelungen, die Drogenkuriere mit ihren Body-Packs in Magen und Darm auszuhalten haben, wenn sie beim Zoll singen. Der Körper einer Kurierin, die wegen eines geplatzten Packs in einer Frankfurter Wohnung gestorben war, sei regelrecht ausgeweidet worden, um die Rauschgift-Packs freizulegen. Auf jeden Fall habe die Familie daheim mit Repressionen zu rechnen. Nimmt der Kurier die Verhaftung schweigend hin, dürfe die Familie für die Zeit der Haft wenigstens mit Unterstützung rechnen.

„Der Drogenmann“ ist bereits das 13. Buch des einstigen Rundfunkmoderators.

Am 1. März erscheint sein neues Buch, „Maloche, Malaise, Montmartre“, in dem er Pariser Erlebnisse aus den späten sechziger Jahren verarbeitet. (hgm)