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Ein lang geplanter Abschied

Ganz schön viel zu tun hat Stadtverordnetenvorsteher Herbert Anders während den Sitzungen des Kommunalparlaments. »Man muss immer den Überblick behalten«, sagt er. Nun kandidiert er nur noch für den Ortsbeirat Dortelweil. Foto: Privat
Ganz schön viel zu tun hat Stadtverordnetenvorsteher Herbert Anders während den Sitzungen des Kommunalparlaments. »Man muss immer den Überblick behalten«, sagt er. Nun kandidiert er nur noch für den Ortsbeirat Dortelweil. Foto: Privat

Stadtverordnetenvorsteher Herbert Anders tritt nicht mehr an

Von Patrick Eickhoff

Bad Vilbel. Herbert Anders (CDU) hat ein Lächeln im Gesicht, wenn er an die vergangenen Jahre zurückdenkt. Der 70-Jährige war seit 1997 Stadtverordneter und seit 2013 Vorsteher des Kommunalparlamentes. »Eine besondere Ehre«, wie er sagt. Doch damit ist jetzt Schluss. Anders tritt kürzer. »Es ist Zeit, den Jüngeren Platz zu machen. Ich freue mich, dass davon einige kandidieren.«
Zwar wird Herbert Anders in dem am Sonntag zu wählenden Stadtparlament nicht mehr vertreten sein, aber er wird sich weiterhin im Ortsbeirat Dortelweil kommunalpolitisch engagieren. Seit 15 Jahren ist er Ortsvorsteher und kandidiert auch für die nächste Legislaturperiode auf Platz eins der CDU-Liste. Die Arbeit direkt vor Ort habe immer ganz wesentlich sein Engagement geprägt, betont er.

50 Kinder spielen im Sozialausschuss
Der 70-Jährige hat eine lange Historie in der Bad Vilbeler Politik hinter sich. Herbert Anders tritt 1994 in die CDU ein, übernimmt 1997 den Vorsitz der CDU Dortelweil, den er bis 2013 innehat. »Wenn man für Dortelweil was erreichen will, dann ist es wichtig, auch im Stadtparlament vertreten zu sein, deshalb kandidierte ich auch für das Stadtparlament.« Seit 1997 ist er Teil des Parlaments, den Sozialausschuss leitet er als Vorsitzender seit 2011, die Stadtverordnetenversammlung seit 2013. »Besonders die einstimmige Wiederwahl 2016 macht mich stolz.«

Erlebt hat Herbert Anders in diesen Jahren einiges. Zwei Erlebnisse sind beim Dortelweiler allerdings besonders hängen geblieben. »2012 ging es im Sozialausschuss unter anderem um den Erlass einer neuen Kindertagesstättensatzung. 250 Besucher waren vor Ort, davon 50 Kinder. Da war was los«, sagt Anders und lacht. »Eine geordnete Sitzung war kaum möglich. Die Kinder rannten durch den Saal, spielten fangen direkt vor meinem Tisch. Es war eine echte Herausforderung, Ruhe zu bewahren und die Sitzung abzuhalten. Das Bild mit all den Besuchern und Kindern habe ich heute noch vor Augen.«

Das zweite prägende Erlebnis datiert aus dem Januar 2016. »Es war die Bürgerversammlung mit dem Thema Bad Vilbel handelt – Maßnahmen der Stadt zur Unterbringung und Integration von Flüchtlingen«, sagt der 70-Jährige. »Ein brisantes Thema. Zu der Versammlung waren größere Proteste angekündigt und ich als Stadtverordnetenvorsteher und Leiter der Bürgerversammlung, musste vorbereitet sein, um Chaos zu vermeiden.« Denn der Leiter übt auch das Hausrecht aus. »Es gab Gespräche mit Polizei, Ordnungsamt und Verwaltung, wie man reagieren wird, falls etwas passiert.« Die Polizei sei in Bereitschaft gewesen. »Der Leiter der Polizeistation saß sogar zivil im Publikum, um sofort reagieren zu können«, wie Anders verrät. Die Versammlung lief letztlich friedlich. »Ich bin froh, dass alles glimpflich gelaufen ist und kein Polizeieinsatz nötig war.«

Die HGO unterm Kopfkissen
Im letzten Jahr seiner Amtszeit als Stadtverordnetenvorsteher hat Corona sich als echte Herausforderung erwiesen. »Es war geprägt von der Diskussion um die richtige Art und Weise, die Sitzungen der Gremien zu vereinbaren. Vor jeder Sitzungsrunde wurde im Ältestenrat darüber beraten, wo, und in welcher Besetzung die nach Hessischer Gemeindeordnung (HGO) notwendigen Sitzungen abgehalten werden sollen.« Wissen, das sich auch Anders nach und nach aneignen musste. »Die HGO muss man sich am Anfang schon unsers Kopfkissen legen«, sagt er und lacht. »Ich habe jedes Jahr ein Seminar des Hessischen Städte- und Gemeindebundes besucht. Das war sehr hilfreich, denn es gibt viele Rahmenbedingungen, die man sich aneignen muss.«

Glücklich ist Anders über die Zusammenarbeit im Ältestenrat. »Ich bin den Fraktionen sehr dankbar, dass wir uns im Ältestenrat immer auf einen Modus einigen konnten.« Auch was die politischen Debatten angeht, zieht der 70-Jährige ein positives Fazit. Die Fragen, wann es zu persönlich wird oder was noch erlaubt ist, beschäftigten ihn. »Es ist nicht immer leicht, da die Grenzen durchaus fließend sind.« Anders sagt, er habe viel laufen lassen. »Das müssen sie aushalten.« Zwei Beschwerden bei der Kommunalaufsicht habe es gegeben nach einer Sitzung. »Beide waren negativ.«

Entscheidung bereits 2014 getroffen
Die Entscheidung, sich Stück für Stück aus der Kommunalpolitik zurückzuziehen, hat Herbert Anders 2014 getroffen. »Zuerst mit der Aufgabe als Vorsitzender der CDU Dortelweil, bei dieser Kommunalwahl das Amt des Stadtverordnetenvorstehers.« Glücklich ist er besonders über das, was sich in seiner letzten Sitzung abgespielt hat. Alle Fraktionen dankten ihm am Mikrofon, überreichten Geschenke. »Es macht mich stolz. Es war nichts abgesprochen, es hat mich überrascht, aber ich bin sehr glücklich und dankbar über all die netten Worte.«

In den kommenden Jahren möchte sich Herbert Anders seinen sieben Enkelkindern widmen. »Die machen mir viel Freude.« Aber auch seine Hobbys rücken in den Vordergrund. Der 70-Jährige ist Mitglied in 18 Vereinen, zwölf davon aus Bad Vilbel. Angeln, Segeln und seit vier Jahren die Imkerei. »Ich freue mich darauf«, sagt Anders. Den Wahlsonntag wird er dennoch gespannt verfolgen. »Natürlich fiebere ich noch mit.«