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Ein Platz für „Cliquen“! – Der Kur- und der Burgpark sind durch ihre zentrale Lage natürliche Treffpunkte für Jugendliche

Bad Vilbel. Scherben vor dem Kurhaus, betrunkene, pöbelnde Gestalten im Park, zerborstene Fensterscheiben am Schaukasten des Kurhaus-Restaurants, Graffiti, Gegröle, Geschrei und Lärm in der Nacht – manchen Bürgern scheint es, als könnten sie dem Untergang des Abendlandes mitten in Bad Vilbel nur tatenlos zusehen. „Einfach zusehen sollte niemand“, mahnen der Vize der Polizeistation, Jürgen Mank, und Polizei-Jugendsachbearbeiter André Domagala. „Die Mehrzahl der Jugendlichen verhält sich anständig. Wenn ein paar austicken, sollten wir informiert werden, um etwas unternehmen zu können. Dank Vilbels Größe kennen wir unsere Spezis.“

„Wir“ – damit meinen sie auch die Kollegen vom freiwilligen Polizeidienst, städtische Sozialarbeiter und die Drogenberatung. Eine Verstärkung durch einen Streetworker könnte „hilfreich“ sein. Er unterliege nicht dem Strafverfolgungszwang wie Polizeibeamte. Doch es müsse der Richtige sein. Denn er werde „von Jugendlichen umso eher akzeptiert, je näher er selbst ihrem Milieu und ihrem Alter ist.“

Diese Ansicht teilt Sozialdezernent Jörg Frank (CDU). Dennoch hält er einen Streetworker auch mit Blick auf die Kosten für überzogen – wie die Mehrheit im Parlament. Die Situation sei „nicht schlimmer als in vergleichbaren Städten“, bestätigt auch Domagala. Es gebe „keine Intensivtäter, die immer wieder auffällig“ würden. Straßenraub und Übergriffe auf fremde Personen seien Ausnahme. Wenn es zu Auseinandersetzungen komme, dann eher untereinander. Übergriffe beschränkten sich meist auf Gewalt gegen Sachen.

Der Kurpark mit seiner zentralen Lage zwischen den Schulen und der Innenstadt sei der natürliche Treffpunkt Jugendlicher, so die Polizeibeamten. Auch von seiner gewollten Funktion her sei der Kurpark ein Treffpunkt für alle Bürger, also auch für Jugendliche. Dass dabei Alkohol getrunken werde und dass es zu Sachbeschädigungen komme, werde nie ganz zu verhindern sein. Doch es gebe Mittel, dem ebenso wie Pöbeleien und Flaschenscherben vorzubeugen.

„Jugendlichen Freiräume zu geben, ist ein wichtiger Teil der Prävention“, sagt Domagala. Frank bestätigt, dass deshalb im Rahmen der Spielleitplanung die Absicht besteht, bestimmte Flächen im Bereich des Kurparks speziell Jugendlichen zur Verfügung zu stellen. Zu Einzelheiten will er sich noch nicht äußern, „weil bisher in die Planung nur die Vorstellungen Erwachsener einbezogen sind. Der nächste Schritt besteht darin, Jugendliche an den Planungen zu beteiligen“. Das Dilemma bestehe darin, einerseits dunkle Ecken zu vermeiden, aber andererseits den Wunsch Jugendlicher, sich zurückzuziehen, zu respektieren.

Dieser Weg findet die Unterstützung der Polizei: Plätze unter aktiver Beteiligung Jugendlicher aufzuwerten und Flächen mehrfarbig zu gestalten oder für Graffiti freizugeben, sei der beste Weg, Sachbeschädigungen zu verhindern, so Domagala. Beispiele gebe es genug, etwa die Kohlensäurescheideanlage oder den Nordbahnhof. Hinzu komme, dass Schmierereien sofort zu entfernen seien, wie es die Putztruppe der Stadt erledige.

Prävention bedeute auch die Verwendung robuster Materialien. „Die Stadt Bad Vilbel handelt in dieser Hinsicht recht vernünftig!“, bestätigen die Ordnungshüter. Auch der Präventionskreis, in dem unter anderem städtische Jugendpflege, Drogenberatung und Schulsozialarbeit einbezogen sind, leiste gute Arbeit. Uneingeschränkt zu begrüßen seien die Initiativen der Hassia und des Stadtmarketings, Graffiti-Flächen freizugeben.

Da es sich in Bad Vilbel weniger um feste Gangs handelt, die ihr Unwesen treiben, sondern vielmehr um Jugendliche, die in Cliquen „abhängen“, könnten einzelne aktive Störenfriede relativ leicht ihres Publikums beraubt werden, wenn es gelingt, die Mehrheit der friedlichen Jugendlichen auf Abstand zu ihnen zu bringen.

Nicht nur im eigenen und im Interesse der Öffentlichkeit, sondern vor allem auch im Interesse der Jugendlichen selbst sei es deshalb wünschenswert, wenn bei sichtbaren Alkoholexzessen und Pöbeleien, beim Geräusch klirrender Flaschen oder klackernder Spraydosen die Polizei gerufen wird. Am besten sei es, die 110 zu wählen und während der Anfahrt der Polizei alle Beobachtungen, beispielsweise während des Rauchens am Balkon, mitzuteilen, bis die Beamten eingetroffen seien. Wer Mitteilungen über verdächtige Personen ohne Anzeige mache, brauche keine Vernehmungen zu befürchten.