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Ein Thema – viele Aspekte

Boten einen vielfältigen Abend zum Thema (von links): Margit Wiegand, Angelika Peschke, Birgitt Schnitzler, Illona Geupel, Kathrin Anders, Ricarda Müller-Grimm und Claus Metz. Foto: Ingrid Schneider
Boten einen vielfältigen Abend zum Thema (von links): Margit Wiegand, Angelika Peschke, Birgitt Schnitzler, Illona Geupel, Kathrin Anders, Ricarda Müller-Grimm und Claus Metz. Foto: Ingrid Schneider

Bad Vilbel. Vielfältig und hochkarätig besetzt war die Referentinnengruppe, die vom Arbeitskreis Gesundheit des Bad Vilbeler Seniorenbeirates eingeladen war, um am Internationalen Frauentag im Haus der Begegnung Aspekte des Themas »Frauen und Gesundheit« darzulegen.
Unter der Moderation von Angelika Peschke sprachen die Bad Vilbeler Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm, die Leiterin des Frauenhauses Wetterau in Friedberg, Illona Geupel, die Frauenberaterin Birgitt Schnitzel vom Frauenhaus Frankfurt, die Landtagsabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Kathrin Anders, die Seniorenbeirätin Margit Wiegand sowie Claus Metz, Arzt und ebenfalls Mitglied des Seniorenbeirates.
Eingangs ging Sozialdezernentin Müller-Grimm auf den Equal Pay Day am 7. März ein und forderte, die Gleichstellung von Frau und Mann in Sachen Lohn, Besoldung und Sozialleistungen, wie sie im öffentlichen Dienst gegeben sei, müsse für alle Wirtschaftszweige gelten.
Über körperliche und psychische Gewalt
Das Frauenhaus Friedberg berate, biete Schutz, leiste Hilfe zur Selbsthilfe, generiere zudem permanent Unterstützungsgelder, berichtete Illona Geupel, die seit 46 Jahren in der Einrichtung tätig ist. »Ich dachte einst, im Verlauf von 20, 30 Jahren werde das Frauenhaus überflüssig sein, doch weit gefehlt: Gesetzlich hat sich einiges geändert, die Gesellschaft ist wachsamer geworden und die Schwelle, sich Hilfe zu holen, hat sich etwas abgesenkt«, meinte Geupel. »Aber den Verein ›Frauen helfen Frauen‹ als unseren Träger gibt es immer noch – und ebenso hat die häusliche Gewalt nicht abgenommen.«
Ferner erläuterte Geupel, das Phänomen finde sich quer durch alle Gesellschaftsschichten und kulturelle Hintergründe. Dringend gesucht werde erschwinglicher Wohnraum, um von zu Hause geflüchteten Frauen und ihren Kindern eine neue Lebensperspektive zu bieten.
Birgitt Schnitzler, Beraterin vom Frauenhaus Frankfurt, legte den Schwerpunkt auf die psychische Gewalt von Männern gegen Frauen, die viel schwerer nachweisbar sei als körperliche Angriffe, aber nicht weniger zerstörerisch sind.
Bedrückend plastisch schilderte Schnitzler den schleichenden Beginn einer Gewaltspirale und die Folgen: »Achten Sie unbedingt darauf, wenn eine Bekannte sich deutlich verändert, Kontakte meidet, eingeschüchtert wirkt, ohne Selbstbewusstsein, eigene Meinung und Willen zu sein scheint. Fragen Sie offen und verständnisvoll nach, hören Sie zu und glauben Sie generell alles, was die Freundin erzählt – so wie wir es in der Beratung tun«, erläuterte Schnitzler.
Plädoyer für eine
gendergerechte Medizin

Als Landtagsabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen ging Kathrin Anders auf die Notwendigkeit gendergerechter Medizin in Forschung und Pharmazie, Lehre, Ausbildung und Therapie ein. Auf allen diese Gebieten sei nach wie vor der »weiße Mann um die 50 mit normaler Statur« das Maß aller Dinge. »Frauen besitzen eine andere biologische Ausstattung und soziale Prägung, einen anderen Stoffwechsel und Hormonhaushalt, andere Krankheitsbilder, Symptome und Medikamentenunverträglichkeiten – eine Gleichbehandlung in Sachen Medizin ist daher wünschenswert«, forderte Anders.
Arzt bricht eine Lanze fürs Wandern
Über die Frau als Gesundheits- und Ernährungsmanagerin der Familie referierte Seniorenbeirätin Margit Wiegand, während Claus Metz als Arzt für eine gesunde und hochwertige, vor allem aber mit Genuss und Freude verbundene Ernährung plädierte und zudem eine Lanze für das Wandern brach.
Seniorenbeirätin Angelika Peschke erläuterte anhand einer Grafik, wie viele Gesundheitsfaktoren neben den genetischen Voraussetzungen sehr wohl beeinflussbar seien, zum Beispiel Ernährung, Bewegung, soziale Netze, geistige Anregung und Vorsorge.
In der abschließenden lebhaften Diskussion ging es unter anderem um die Themen »Gewalt gegen Frauen in Alter und Pflege«, um Depressionen und Süchte im Alter sowie um den Mut zur späten Scheidung.
Von Ingrid Schneider