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Eine Freiluft-Galerie

Open-Air-Galerie: Aus der Lärmschutzwand an der Theodor-Heuss-Straße ist ein Kunstwerk geworden. Foto: Martina Sommer
Open-Air-Galerie: Aus der Lärmschutzwand an der Theodor-Heuss-Straße ist ein Kunstwerk geworden. Foto: Martina Sommer

Bad Vilbel. Museen und Galerien müssen auf Grund der Corona-Krise vorläufig geschlossen bleiben. Für Kunstinteressierte gibt es im Bad Vilbeler Stadtteil Dortelweil jedoch eine wunderbare, krisensichere Alternative mit sozialer Distanz. Entlang an dem Spazierweg der Schallschutzmauer zur Bundesstraße B3 und dem Wohnviertel wird Open-Air-Kunst vom Feinsten zum Nulltarif für Kunstbegeisterte angeboten.
Der Spaziergang bei schönem Wetter lohnt sich. Zwischen vielen bunten Graffitis findet sich Fotorealismus, begleitet von philosophischen Texten zum Nachdenken. Man kann die, zum Teil fünf Meter hohen Kunstwerke schon aus der Ferne ausmachen. Beim Näherkommen kann man häufig den Bad Vilbeler Graffitikünstler ›Indian‹ selbst antreffen. Oft steht er ganz oben auf einer Leiter und malt oder sprüht, tief in seiner Arbeit versunken.
Der freischaffende Kunstmaler nutzt die Krise für seine Herzensangelegenheit, die Bilder Serie ›Was ist Liebe‹ mit seinen fotorealistisch gemalten und gesprühten Gesichtern und den begleitenden Texten weiterzuführen. Sebastian Stehr (Künstlername ›Indian‹) ist Bad Vilbeler Bürger, er sprüht und malt seit dreißig Jahren. Es ist seine Berufung. Er sagt, dass er bei jedem großflächigen Wandbild etwas Neues dazu lernt. Es ist ein andauender Prozess sich künstlerisch weiterzuentwickeln.
Das Stadtmarketing Bad Vilbel stellt ihm die Flächen zur Verfügung, was für einen Graffitikünstler die Basis seines Schaffens ist. Die Zeit und das Material stellt er selbst. Seine Bilder werden von Passanten sehr beachtet und es wird viel fotografiert. Es entstehen gute Gespräche mit dem Maler, natürlich zurzeit in gebührender Distanz.
Demokratische Kunst
Graffiti ist eine sehr demokratische, öffentliche und aussagekräftige Kunstform. Nicht nur der gestalterische Aspekt ist wichtig, sondern auch die Aussage. Das Stadtmarketing der Quellenstadt zeigt sich der ›Streetart‹ (Straßenkunst) sehr zugewandt und aufgeschlossen. Statt in geschlossenen Räumen eines Museums oder einer Galerie wird so Kunst öffentlich allen Bürgern zugänglich gemacht. Diese Kunst prägt und verschönert das Stadtbild sehr, wenn eintönige Flächen, Mauern und Hausfassaden zu attraktiven Blickfängen werden.
Selbständige Künstler, wie der zweifache Vater Sebastian Stehr, leben von der Auftragsmalerei und von Graffiti-Workshops zum Beispiel für den Bad Vilbeler Kunstverein. Auch Wohnanlagen der Bad Vilbeler Baugenossenschaft GBW sind durch seine Malerei sehr aufgewertet worden und erfreuen die Bewohner wie ihre Besucher und Passanten.
Die sozialen Medien spielen beim Graffiti eine große Rolle, denn die Kunstwerke auf öffentlichen Flächen sind oft sehr kurzlebig. Werden die Werke jedoch auf Plattformen wie Instagram oder Facebook eingestellt, können sie dauerhaft präsent sein.