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Eine Mammutaufgabe

Sven Kunisch, hier beim Derby gegen den FV Bad Vilbel, in dem er erstmals als Spielertrainer seines KSV Klein-Karben Klein-Karben auflief. Fotos: Endres
Sven Kunisch, hier beim Derby gegen den FV Bad Vilbel, in dem er erstmals als Spielertrainer seines KSV Klein-Karben Klein-Karben auflief. Fotos: Endres

An 18 von 24 Spieltagen lag der KSV Klein-Karben auf dem letzten Tabellenplatz der Fußball-Verbandsliga. Aktuell ist der Hessenmeister des Jahres 2000 Vorletzter, und der Klassenerhalt liegt in weiter Ferne.

Zeynel Güngörmez ist nicht mehr Coach des Karbener Verbandsligisten.
Zeynel Güngörmez ist nicht mehr Coach des Karbener Verbandsligisten.

Karben. Das bisschen Hoffnung, das nach einer kleinen Erfolgsserie zum Ende des vergangenen Jahres keimte, wurde nun gleich im ersten Spiel nach der Winterpause durch eine weitere Niederlage erschüttert. Ausgerechnet beim FV Bad Vilbel, beim Nachbarn und Erzrivalen unterlag der KSV mit 0:2.

Während sich Bad Vilbel vom Absturz in die Verbandsliga inzwischen erholt hat und wieder im oberen Tabellendrittel mitspielt, ging es mit dem KSV immer weiter bergab. 2012 waren die Wetterauer nach einem unterirdischen Start noch Dritter, in der vergangenen Saison reichte es nur noch zu Platz elf. Trainer Thomas Biehrer wurde nach drei Jahren nicht mehr weiter beschäftigt, obwohl er „eigentlich andere Pläne“ hatte, wie er damals sagte. Von beiderseitigem Einvernehmen also keine Spur, auch wenn der Verein das nach außen so darstellte.

Und die Standardformulierung aller Drumherumredner wurde auch wieder benutzt, als es vor wenigen Wochen galt, die Trennung von Biehrers Nachfolger Zeynel Güngörmez bekanntzugeben. Der 51-Jährige musste den Verein schnell und plötzlich verlassen. Die Nachfolge trugen die Verantwortlichen Kapitän Sven Kunisch an. Und der durfte die Umstände von Güngörmez’ Abgang natürlich auch nicht verraten. „Nach den Tumulten bei uns wurde ich angesprochen, ob ich es nicht machen könnte“, erzählt der 27 Jahre alte Druck- und Mediengestalter – und verrät so indirekt, dass es bei der Trennung von seinem Vorgänger wohl nicht so besonders einvernehmlich zuging.

Sven Kunisch ließ sich schließlich überreden, den Trainerposten bis zum Saisonende zu übernehmen. „Ich bin seit der B-Jugend hier und will dem Verein helfen. Aber es ist natürlich eine sehr schwierige Situation, wenn man vom Mitspieler und Kumpel direkt zum Trainer wird. Dazu kommt die Tabellensituation – das ist schon eine Mammutaufgabe.“

Als ernsthaftes Problem stellt sich schon das Training dar. Kunisch ist einer der wichtigsten Spieler der Mannschaft. Nun kann er selbst kaum noch am Training teilnehmen, dass er es ja leitet. „Ich gehe für mich joggen und versuche mitzunehmen, was geht“, erzählt er. Und dann sei da natürlich noch das Problem, dass er vor einigen Tagen noch mit seinen Mitspielern in der Kabine gesessen und geflachst habe und jetzt keiner mehr von ihnen sei: „Plötzlich musst du den Jungs auch mal Bescheid sagen oder durchgreifen. Das ändert alles.“

Man merkt ihm an, dass Fußball für ihn plötzlich von einer engagierten Art der Freizeitgestaltung auch zu einer Belastung geworden ist. Und zwar nicht nur wegen der drei oder vier Mal Training pro Woche. „Man hat das den ganzen Tag im Kopf und denkt darüber nach, was man im nächsten Spiel macht. Das fängt am Montag schon an und geht die ganze Woche so weiter.“ Bleibt zu hoffen, dass der Verein zu würdigen weiß, was sich Sven Kunisch seinetwegen antut.

Auch in seinem zweiten Spiel als Trainer gab es eine Niederlage.

Türk Gücü Friedberg – KSV Klein-Karben 2:0 (1:0). – War’s das schon für Klein-Karben? Größer wurde die Hoffnung durch die zweite Niederlage im zweiten Spiel nach der Winterpause jedenfalls nicht. Dabei war es richtig knapp. Cyril Ngolumou brachte die Gastgeber per Foulelfmeter in Führung (35.), Ugur Üren sorgte erst in der 89. Minute für klare Verhältnisse.