
Bad Vilbel. Eine Gruppe von Bad Vilbelern und Ukrainern hat sich gefunden, um eine Städtepartnerschaft ins Leben zu rufen. Noch ist offen, mit welcher Stadt die Partnerschaft eingegangen wird. Die Vorbereitungen laufen aber schon auf Hochtouren: Ein Verein wird gegründet, Mitstreiter werden gesucht.
Etwas Sinnvolles und Dauerhaftes zu initiieren, etwas mit oder für die Ukraine zu machen – das war und ist der Wunsch von Ralf Decker gewesen. Er wollte sich engagieren und war beeindruckt vom Freiheitskampf der Ukraine. So kam Decker auf die Idee, eine Städtepartnerschaft zwischen Bad Vilbel und einer ukrainischen Stadt zu initiieren.
Damit die Städtepartnerschaft zustande kommen kann, braucht es zuerst einen Verein, erklärt Decker bei einem Treffen mit weiteren Beteiligten – Bernd Wrangelheim, Kurt Janssen sowie dem ukrainischen Paar Anton Khorkin und Yevheniia Khorkina. Nach und nach hat Decker seine zukünftigen Mitstreiterinnen und Mitstreiter kennengelernt.
Kontakte
in die Ukraine
Vor einem Dreivierteljahr hatte Decker beschlossen, die Städtepartnerschaft anzugehen. Für ihn ging es mit Netzwerken los. Das hieß: viele Anrufe, viele E-Mails und an vielen Türen klingeln. Sein Einsatz war von Erfolg gekrönt. Er kam in Kontakt mit einem Stammgast der Nova Bar, der die Ukraine liebt: Bernd Wrangelheim. Wrangelheim war achtmal in Kiew, hat Odessa fünfmal besucht und hat auch die Krim vor ihrer Besetzung gesehen. »Ich habe den Kriegshafen in Sewastopol besucht. Da lagen russische und ukrainische Schiffe noch friedlich nebeneinander.« Bis heute hat Wrangelheim Kontakte in die Ukraine.
Nachdem die beiden sich gefunden hatten, entschieden sie, sich an die Flüchtlingshilfe zu wenden. »Das war naheliegend«, sagt Wrangelheim. Im internen Netzwerk wurde das Anliegen der beiden geteilt. Und so kamen Kurt Janssen, Anton Khorkin und Yevheniia Khorkina zum Initiatorenteam. Janssen kommt aus der Entwicklungshilfe, hat als Rentner bei der Flüchtlingshilfe angefangen.
Mittlerweile gibt es laut Decker 20 Interessierte, die dem Verein beitreten würden. »Wir müssen schauen, wie sie sich dann engagieren wollen.« Denn um den Verein zu gründen, müssen verschiedene Kriterien erfüllt werden: »Wir brauchen eine Satzung, mehrere Personen für den Vorstand, eine Mindestanzahl an Mitgliedern. Dann müssen wir uns bei Amtsgericht und Finanzamt anmelden«, erklärt Decker.
Städte sollen
sich ähnlich sein
Ein erster Satzungsentwurf ist bereits fertig. »Da orientieren wir uns an den Satzungen anderer Partnerschaftsvereine.« Außerdem sind die Initiatoren im Kontakt mit der Stadt Bad Vilbel. Aber welche Stadt soll es werden? »Das steht noch nicht fest«, sagt Decker. Momentan wartet die Gruppe noch ab, mit welcher ukrainischen Region das Land Hessen eine Partnerschaft eingehen wird. Das soll im Sommer feststehen. »Es liegt nahe, eine Stadt aus dieser Region zu wählen.«
Und nach welchen Kriterien soll die zukünftige Partnerstadt ausgewählt werden? Da gebe es verschiedene Möglichkeiten. »Es liegt nahe, eine Stadt auszuwählen, die anhand ihrer Größe oder wirtschaftlich Bad Vilbel ähnelt«, sagt Decker. Eine Stadt, die in der Nähe einer Großstadt liegt oder selbst Bäderstadt ist, würde sich auch anbieten. »Es gibt mehrere Anknüpfungspunkte«, sagt Janssen. »Und es gibt viele, die an einer Partnerschaft interessiert sind.« Je nachdem mit welcher Stadt die Partnerschaft aufgebaut wird, entscheidet sich auch, wie diese in den ersten Jahren aussieht, sagt Janssen. »In einem Gebiet, das noch mitten im Krieg ist, werden am Anfang Hilfeleistungen benötigt.«
In einem Punkt sind sich alle Beteiligten einig: Die Städtepartnerschaft soll langfristig bestehen. »Wir erhoffen uns eine lebendige Partnerschaft«, sagt Decker. Ziel sei vor allem der Austausch. »Das ist das Fundament für Völkerverständigung«, sagt Janssen. Von Jennifer Ningel