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Eine Spenden-Flut

Helmut Englert hat eine Tasche mit Sportkleidung gebracht. Hartmut Polzer (r.) vom Bündnis Offenes Karben nimmt sie entgegen. Zum Team der Ehrenamtlichen gehören auch Christel Wortmann und Koordinatorin Katrin Flückiger, (hinten). Foto: Dostalek
Helmut Englert hat eine Tasche mit Sportkleidung gebracht. Hartmut Polzer (r.) vom Bündnis Offenes Karben nimmt sie entgegen. Zum Team der Ehrenamtlichen gehören auch Christel Wortmann und Koordinatorin Katrin Flückiger, (hinten). Foto: Dostalek

Rund 30 Flüchtlinge leben seit Anfang des Jahres in der Stadt. Das Bündnis offenes Karben hat zu Spenden aufgerufen und ist vom Ergebnis überwältigt.

Karben. „Den Schulranzen nehme ich gleich mit in den Fasanenhof“, sagt Christel Wortmann und legt gleich noch die beiden Brotdosen dazu, die sie unter den Spenden gefunden hat. Vier schulpflichtige Kinder konnten jetzt gut ausgestattet werden mit Schulbedarf.

Auch das Schuhregal, das abgegeben wurde, wird mit eingepackt. An solchen Kleinmöbeln fehlt es in den Wohnungen der Flüchtlinge. „Ach, die Windeln darf ich nicht vergessen“, sagt sie zum Schluss mit einem Lächeln und denkt dabei an das Baby der jungen Frau, das auf der Flucht zur Welt gekommen ist. In Italien war es, der Zwischenstation der kleinen Familie. Fast jeden Tag ist Christel Wortmann im Fasanenhof anwesend, erteilt dort Deutschunterricht oder hilft, wenn Fragen aufkommen. Was den Flüchtlingsfamilien zur Lebensführung fehlt, sieht sie entweder selber oder erfährt es von den beiden Sprechern der Flüchtlingsgruppen aus Serbien, Eritrea und Äthiopien.

Viel Freizeit zu füllen

Kaum, dass der Spendenaufruf veröffentlicht wurde, da ist ein paar Tage später das Lager in einem Hofgebäude des Schlosses von Leonhardi in Groß-Karben voll, und die Paten aus dem Bündnis Offenes Karben sind überwältigt von der Welle an Hilfsbereitschaft.

Seit zwei Wochen werden sie davon in Atem gehalten. Schließlich muss alles angenommen, sortiert, gelagert werden. „Kleidung, Geschirr, Besteck und Haushaltsartikel haben wir jetzt reichlich, mehr geht nicht“, sagt Koordinatorin Katrin Flückiger. Auch Spielsachen und Schulsachen sind abgegeben worden, und über die Fahrräder freut sich das Team besonders.

Die Räder machten die Menschen mobiler, sie könnten sie fürs Einkaufen nehmen, zum Sport, für die Freizeit. Weil die Flüchtlinge keine Beschäftigung aufnehmen dürfen, solange ihr Status ungeklärt ist, ist die Freizeit wichtig.

Flüchtlinge in Angst

Dankbar sind die Paten dafür, dass einige Sportvereine erklärt haben, dass die Flüchtlinge an Sportangeboten teilnehmen können. Deswegen ist auch der Bedarf an gut erhaltener Sportkleidung, Fußball- und Trainingsschuhen noch groß. „Wir sagen den Karbener Bürgern Danke für die vielen Spenden“, sagt Hartmut Polzer vom Bündnis offenes Karben.

Besonders habe ihn gefreut, dass viele Spender sich ausdrücklich zur Kultur des Willkommens bekannten. Ins Rampenlicht möchten die Flüchtlinge aber nicht treten. Sie hätten noch immer Furcht vor Verfolgung durch die Geheimdienste ihrer Heimatländer.

30 Flüchtlinge sind in verschiedenen Wohnungen in Karben untergebracht. Der Wetteraukreis hat bereits die Zuweisung von weiteren Flüchtlingen angekündigt, so dass die Zahl auf 49 steigen wird.

„Wir sind darauf vorbereitet“, sagt Flückiger und zeigt auf das überquellende Lager. Vorbereitet ist auch laut Polzer der gut organisierte Kreis an Ehrenamtlichen. Mit im Boot seien auch die Stadt und die Kirchen. „Wir können schnell und unbürokratisch Hilfe leisten“.

Die Spendenaktion koordiniert Katrin Flückiger, Telefon (0171) 1080160, E-Mail offeneskarben@gmx.de. Gebraucht werden neben Sportkleidung noch Fernsehantennen, Receiver und Fahrrad-Zubehör wie Helme, Schlösser und Luftpumpen. Diese können mittwochs von 18 bis 19 Uhr im Schloss der Familie von Leonhardi, Burg-Gräfenröder Straße 2 in Groß-Karben abgegeben werden.