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Eine stille Kapitulation?

Das Wort zum Sonntag

Pastor Clemens Breest
Pastor Clemens Breest

Je unterschiedlicher die Menschen, desto größer die Herausforderung eines friedlichen Miteinanders. Menschen fliehen zu uns, weil in ihrer Heimat Gewalt ein friedliches Miteinander tötet. Aber auch bei uns stehen sie vor der Aufgabe, als Menschen unterschiedlicher Sprachen, Religionen und Werte miteinander auszukommen. Was können wir ihnen zur Bewältigung dieser Herausforderung vermitteln? Wie gelingt uns ein friedliches Zusammenleben trotz unterschiedlicher Überzeugungen und Vorlieben? Diese spannende Frage begegnet uns bereits im Kinderzimmer und lässt uns bis zum Seniorentreff nicht los.

Es gibt Menschen, die diese Frage mit Zäunen und Mauern beantworten. Allein in der strikten Aus- und Abgrenzung sehen sie ein Mittel Konflikte beizulegen. Dort wo die Bereitschaft zum Frieden ausbleibt, ist dies eine scheinbar alternativlose Antwort. Eine stille Kapitulation angesichts der eigenen Unzulänglichkeit.

Die Bibel vermittelt uns auf diese Frage aber eine echte Alternative. Im Epheserbrief lesen wir: „Christus ist es, der uns allen den Frieden gebracht und Juden und Nichtjuden zu einem einzigen Volk verbunden hat. Er hat die Mauer eingerissen, die die beiden trennte und zu Feinden machte.“ (Eph. 2,14) Versöhnung statt Mauer. Eine damals strikte Grenze wurde durch den christlichen Glauben überwunden. Der Apostel Paulus ist ein Beispiel für die gelebte Versöhnung trotz schwerer Anfeindungen seiner Volksgenossen. Als ein Saulus sich zu einem Paulus wandelte, wurde aus einem Verfolger ein Versöhner. Anlass war die Begegnung mit Christus. Die durch Christus geschenkte Versöhnung überwindet größte Gegensätze, ermöglicht Frieden, wo zuvor Streit herrschte. Dies ist zumindest aus christlicher Perspektive eine Antwort auf die Frage, wie ein friedliches Zusammenleben gelingen kann.

Diese Antwort setzt allerdings voraus, dass man diese Versöhnung selbst erfahren hat. Sich allein auf die Christenheit zu berufen, reicht angesichts dieser Herausforderung nicht aus. Das lehrt uns die Kirchengeschichte, in der Christen die Mauer zu den Juden wieder errichtet haben. Wer meint, als Christ Mauern gegenüber anderen Menschen errichten zu müssen, arbeitet gegen Christus. Ihm ist nur zu wünschen, dass er dabei Christus begegnet und eine Saulus-Paulus-Erfahrung macht.

Versöhnliche Grüße,

Ihr Pastor Clemens Breest,

Freie ev. Gemeinde Bad Vilbel