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Einmal alle Register ziehen

Am fahrbaren, volldigitlen Spieltisch der Orgel von der Firma Walcker kann jeder nach vorheriger Anmeldung beim Orgelworkshop Platz nehmen, sich alles zeigen lassen und spielen. Auf viele Interessenten jeden Alters freuen sich Dekanatskantorin Nilani Stegen, Musikschul-Leiterin Corinna Probst und Gemeindereferent Thorsten Mebus von der Evangelischen Christuskirchengemeinde Bad Vilbel. Foto: Fauerbach
Am fahrbaren, volldigitlen Spieltisch der Orgel von der Firma Walcker kann jeder nach vorheriger Anmeldung beim Orgelworkshop Platz nehmen, sich alles zeigen lassen und spielen. Auf viele Interessenten jeden Alters freuen sich Dekanatskantorin Nilani Stegen, Musikschul-Leiterin Corinna Probst und Gemeindereferent Thorsten Mebus von der Evangelischen Christuskirchengemeinde Bad Vilbel. Foto: Fauerbach

Bad Vilbel. Wer schon immer einmal alle Register ziehen wollte, der ist beim Orgelworkshop der Musikschule Bad Vilbel und Karben in Zusammenarbeit mit der evangelischen Christuskirchengemeinde Bad Vilbel richtig. Dekanatskantorin Nilani Stegen zeigt und erklärt Interessenten jeden Alters und aller Konfessionen die Königin der Instrumente.
Einmal alle Register ziehen und sein eigenes Orchester dirigieren, diesen Traum kann sich jeder am ersten Juli-Samstag erfüllen. Dann lädt die Musikschule zu ihrem ersten Orgelworkshop in die evangelische Christuskirche ein. Alle Interessenten dürfen auf der Kirchenorgel in der Christuskirche spielen.
Ermöglicht wird diese Premiere durch die Zusammenarbeit der Musikschule mit der evangelischen Christuskirchengemeinde. »In der Musikschule gibt es bisher keinen Orgelunterricht«, sagt Musikschulleiterin Corinna Probst. Sie spielt zwar selbst Orgel, aber den Schnupperworkshop und späteren Unterricht wird Dekanatskantorin Nilani Stegen geben. Diese sagt: »Wer Orgel spielt, der spielt ein ganzes Orchester. Man spielt mit den Händen und Füßen ein Instrument, das jeweils individuell für einen Kirchenraum gebaut wurde.« Der Orgelbauer hat die komplexe Aufgabe, das Instrument akustisch, optisch und funktional möglichst optimal aufzustellen, damit der Orgelklang in jedem Punkt des Raumes ausgeglichen und transparent zu hören ist.
Die Musikschule ist Träger des Projektes, die Dekanatskantorin erteilt den Unterricht, und alle evangelischen Kirchengemeinden Bad Vilbels sind unter Führung der Christuskirchengemeinde Kooperationspartner, informierte Gemeindereferent Thorsten Mebus. »Zu diesem Orgelworkshop ist jeder unabhängig von Alter, Geschlecht und der Religion eingeladen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Wer Klavier spielen kann, hat eine gute Grundlage. Wichtig ist allein das Interesse an diesem seit der Antike bekannten Musikinstrument und am Orgelspiel«, betont das Trio.
Nilani Stegen hebt die Bedeutung des Instruments hervor. Orgelbau und Orgelspiel wurden im September 2018 von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet. Beide haben in Deutschland eine große, über Generationen gepflegte und weltweit beachtete Tradition, die in vielen Länder zu Hause ist. Die Orgel ist alles andere als ein verstaubtes, altmodischen Instrument. Sie wird als die Königin der Instrumente bezeichnet, weil sie das größte, das tiefste und das höchste, das lauteste und leiseste zugleich ist. Sie hat den größten Tonumfang aller Instrumente, kann sehr leise hauchen oder donnernd laut einen ganzen Raum erschüttern.
»Man kann auf diesem tollen Instrument viele Musikstücke aus unterschiedlichen Musikrichtungen spielen. Die Bandbreite ist groß. Eine Orgel besitzt viele verschiedene Register, die unerwartete Klangfarben ermöglichen, die man mit anderen Instrumenten gar nicht spielen kann. Improvisation ist mit der Orgel eng verknüpft«, sagt Stegen. »An Pfingsten wurde auf unserer Walcker-Orgel Swing gespielt«, fügt Thorsten Mebus hinzu.
Zugang zu Instrumenten
ermöglichen

Nilani Stegen wird den Teilnehmern des Orgel-Workshops das vielseitige Instrument und seine Technik erklären. Die drei Hauptteile der Orgel sind das Pfeifenwerk, das Windwerk (Gebläse, Bälge, Kanäle, Windkasten, Windladen) und das Regierwerk, sprich der Mechanismus, welcher dem Wind den Zugang zu den einzelnen Pfeifen öffnet. Der Organist bedient die Orgel vom Spieltisch aus. Der ist in der Christuskirche volldigital und mobil, das heißt, er kann je nach Bedarf an verschiedenen Orten im Kirchenraum stehen. Neben dem Blick in das Innenleben der Orgel steht auf dem Programm des Orgel-Workshops auch das Ausprobieren unter fachlicher Anleitung.
Die Orgel in der Christuskirche wurde 1964 von der Firma Walcker in Ludwigsburg gebaut. 2013 hatte die Kirchengemeinde die Bevölkerung um »Spenden für Lust und Klang« gebeten. Für neue Pfeifen wurden 604 Paten gesucht, zudem konnten 280 alte Pfeifen gekauft werden. Die Grunderneuerung und Erweiterung hat die Firma Glatter-Götz durchgeführt.
Mit dem Orgelworkshop will die Musikschule ihr Angebot erweitern. Die evangelischen Kirchengemeinden wollen der Bevölkerung den Zugang zu ihren Instrumenten ermöglichen, indem Schüler auf ihnen Unterricht erhalten. Zudem sei es gut, wenn die Musikinstrumente mehr als ein- bis zweimal in der Woche gespielt werden. Und schön wäre es, wenn durch die Aktion neue Organisten gefunden werden könnten. Wichtig: Saubere, trockene Schuhe oder Socken sind mitzubringen.
Von Christine Fauerbach

Anmeldung bis 26. Juni

Der Orgelworkshop findet am 1. Juli von 16 bis 18 Uhr statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung bis zum 26. Juni unter info@musikschule-bad- vilbel.de ist erforderlich. (fau)