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Erinnerung an die Bombardierung – Fotos und Dokumente zur teilweisen Zerstörung Vilbels am 2. März 1944 • „Ferien vom Krieg“

Bad Vilbel. Der Vorsitzende des Bad Vilbeler Heimat- und Geschichtsvereines, Claus-Günther Kunzmann, zeigte in Erinnerung an die Bombardierung und teilweise Zerstörung Bad Vilbels am 2. März 1944 Fotos und Dokumente. Die Karbenerin Monika Hofmann präsentierte auf Stellwänden im Eingangsbereich der Kirche von St. Nikolaus die erfolgreiche Initiative „Ferien vom Krieg“.

Den Anlass bot die Friedensmesse. Sänger und Musiker konnten ihr mit Texten aus verschiedenen Epochen, Kulturen und Sprachen angereichertes Konzert mit einem lokalen Gedenktag und Blicken auf die Folgen kriegerischer Konflikte in Europa verbinden.

Mit Fotos und Berichten der privaten Aktion „Ferien vom Krieg“ erzählten Kinder aus den Kriegs- und Krisengebieten in Israel und Palästina, Serbien und Kroatien von ihren Erlebnissen in Zeiten brachialer Gewalt, aber auch vom Sieg der Vernunft und der zarten Pflanze des friedlichen Miteinanders. „Wir können miteinander leben – sogar unter einem Dach, das ist eine fantastische Erfahrung“, bilanzierte ein junger Palästinenser in diesen Berichten nach 14 Tagen Ferien mit einem jungen Israeli. Viele der Jugendlichen bewiesen großen Mut, denn die Suche nach Verständigung und Aussöhnung mit „dem Feind“ kann harte persönliche Folgen haben.

Wie der Krieg in Vilbel eskalierte, beschrieb Heinrich Martini nach Augenzeugenberichten. Ein von deutschen Jagdflugzeugen und der Flak in die Enge getriebener Verband von 35 bis 40 amerikanischen Flugzeugen hatte am 4. Februar 1944, zwischen elf und zwölf Uhr über Bad Vilbel etwa 250 Bomben ausgeklinkt. Getroffen von Sprengbomben wurden Häuser im Berkersheimer Weg, die Bahnlinie, Sportplatz, Freibad und Kläranlage. Im Wald und am Schöllberg flammten Brandbomben auf. Dem Angriff fielen 47 Bürger zum Opfer, 50 Häuser wurden zerstört. Sprengtrichter und Trümmer blockierten die Straßen. Die Eisenbahnlinie, Gas und Wasser waren für Tage unterbrochen, so Martini. Das „erbarmungslose Bombardement“ war der Bevölkerung und Fremdarbeitern im Großraum Frankfurt, Mannheim und Ludwigshafen mehrsprachig vom Alliierten Oberkommando angekündigt worden. Kopierte Exemplare der Bekanntmachung hingen von der Kirchendecke. (fau)