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Es sollte nicht sein

Senioren-Zehnkämpfer Thomas Stewens wird bei WM von alter Verletzung eingeholt

Zehnkämpfer Thomas Stewens (hier beim Training) hatte bei der Weltmeisterschaft in Australien Pech. Archivfoto: Deul
Zehnkämpfer Thomas Stewens (hier beim Training) hatte bei der Weltmeisterschaft in Australien Pech. Archivfoto: Deul

Voller Zuversicht ist Thomas Stewens vom Turnverein Bad Vilbel zur Senioren-WM für Leichtathleten ins australische Perth gereist. Und tatsächlich geht er auf den vorab angepeilten Weltrekord-Kurs. Doch dann schlägt das Schicksal zu.

Bad Vilbel. Die westaustralische Stadt Perth im Frühling zu erleben, gehört auch ohne sportlichen Hintergrund sicher zu den außerordentlichen Eindrücken, die ein Mensch sammeln kann. Auch der Bad Vilbeler Zehnkämpfer Thomas Stewens (50) kann den Aufenthalt hier erst einmal genießen, bevor es für ihn sportlich ernst wird.

„Die äußeren Bedingungen sind absolut top: Sonne, 22 Grad, Windstille“, beschreibt er. Und geht dann auch auf die sportlichen Bedingungen ein: „Schnelle Bahn, kräftig Zuschauer und tolle Stimmung.“ Doch Stewens hat ein Problem: Eine Verletzung vom Fünfkampf in Zella-Mehlis/Thüringen, ein Faserriss in der Wade des Sprungbeins aus der letzten Runde des 1500-Meter-Laufs, ist wieder durchgekommen.

Trotzdem geht er den Wettkampf mutig an. Mit dem ehemaligen Olympiateilnehmer Angel Diaz Granillo aus Puerto Rico und dem ehemaligen deutschen Spitzen-Zehnkämpfer aus Mainz Stephan Kallenberg gibt es einen erwartet starken Wettbewerb. Diaz legt mit 12,26 Sekunden auf die 100 Meter gleich eine Bomben-Zeit vor, während Stewens aufgrund der Verletzung in 12,54 Sekunden zwar zweitschnellster Teilnehmer ist, für seine Verhältnisse aber eher verhalten gestartet ist. „Im Weitsprung habe ich zur Schonung der Wade den Wettbewerb nach dem ersten gültigen Versuch beendet und konnte aber mit ordentlichen 5,93 Metern das zweitbeste Ergebnis erzielen und wieder zu Diaz aufschließen“, berichtet er.

Mediziner rät zum Aus

Beim Kugelstoßen ist der Knoten geplatzt, Stewens setzt sich mit 14,07 Metern deutlich ab und übernimmt die Führung im Wettbewerb vor Diaz und Kallenberg. Doch dann wird es wieder schlimmer: Beim Hochsprung tritt die Verletzung stärker auf, „ich quälte mich über die ordentliche Höhe von 1,72 Metern, konnte aber bei 1,75 Metern nicht mehr weitermachen.“

Die Untersuchung des erfahrenen Betreuers und Osteopathen Volkmar Reinecke ergibt, dass eine Teilnahme am anschließenden 400-Meter-Lauf mit hohen Risiken einer erheblichen Muskel- oder Sehnenverletzung verbunden gewesen wäre. „Die Aufgabe fiel mir sehr schwer, da die für mich besseren Disziplinen des zweiten Zehnkampftages noch folgen sollten und ich nach vier Disziplinen, insbesondere aufgrund des herausragenden Kugelstoßes, schon knapp 200 Punkte über dem Fahrplan zur Erreichung des Weltrekordes in der Klasse M 50 lag.“

Erholen und angreifen

Die Weltmeisterschaft gewinnt der Kolumbianer Diaz mit 7339 Punkten und durchweg guten Leistungen, unter denen der Hochsprung mit 1,78 Metern herausragt, was auch für Hochsprung-Spezialisten Weltklasseniveau in dieser Altersklasse bedeutet. Die Silbermedaille sichert sich mit einem starken Einstieg in den Seniorenmehrkampf Stewens’ Trainingskollege Kallenberg.

„Die Aufgabe war schmerzhaft, aber richtig, denn jetzt brauche ich nur etwa vier Wochen Reha zur vollen Herstellung der Wade und kann dann mit Schwung ins Wintertraining starten. Nächste Ziele wären dann ein Hallen-Fünfkampf und danach ein Zehnkampf in Stendal im Mai, wobei bei beiden Starts aufgrund der Leistungen von Perth der Weltrekord in der Klasse M50 als anspruchsvolles, aber erreichbares Ziel eingestuft werden kann“, gibt sich Stewens kämpferisch. (kop)