Veröffentlicht am

Fällt die Zukunft ins Wasser? – Kronia-Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze und fühlen sich von Unternehmerfamilie Saur im Stich gelassen

Bad Vilbel. „Die Familie Saur hat immer mit unseren Ängsten gespielt. Und am Ende hat sie uns belogen. Über den Verkauf der Quelle zum 1. September an Hassia Mineralquellen wurden wir am 3. August mit Aushängen der Familie Saur und Dirk Hinkel informiert“, berichten Mitarbeiter der Kronia Quelle Heinrich Kroner GmbH & Co. KG (Kronia-Quelle). Von den 44 Mitarbeitern des traditionsreichen Vilbeler Mineralbrunnenbetriebes sind 20 zur außerordentlichen Mitgliederversammlung mit Hans-Jürgen Hinzer, Sekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), gekommen.

Um den großen Tisch im Kolleg der Kloppenheimer Ratsschänke sitzen Frauen und Männer, die jahrelang im Familienunternehmen arbeiteten. Einer bereits seit 38 Jahren. Betriebsratsvorsitzender Istvan Horvat ist seit 36 Jahren als Gabelstaplerfahrer bei Kronia beschäftigt. Sein Stellvertreter in dem 1984 gegründeten Betriebsrat ist Lademeister Mesut Aksu. Die Mitarbeiter fühlen sich von den Geschäftsführern Gertrud und Lothar Saur und ihren Kindern Christina und Christian, hintergangen. Auf ihre berechtigten Fragen zur Zukunft des Unternehmens erhielten sie keine Antworten. „Wir wurden mit Sprüchen wie ,Ich bin nicht euer Kindermädchen““ von Gertrud Saur abgefertigt“. Das Geschäftsführerquartett war nicht gewillt mit uns zu sprechen“, berichten die Mitarbeiter. „Dabei haben wir in den letzten fünf Jahren über 5000 Überstunden geleistet, die nicht bezahlt wurden“, sagen die beiden Betriebsräte. Weder Überstunden noch Zuschläge wurden bezahlt oder abgefeiert. Allein diese Summe komme einem Kredit der Belegschaft an die Inhaberfamilie gleich.

Auch auf andere Dinge wie die im Manteltarif für die Getränkeindustrie Hessen geregelte tarifliche Wochenarbeitszeit von 38 Stunden ausschließlich der Pausen für Vollzeitbeschäftigte verzichtete die Belegschaft. Etwa auf Arbeitskleidung wie Sicherheitsschuhe.

Überstunden kommen während der Hochsaison in den Sommermonaten schnell zusammen. Ein LKW-Fahrer leistete zusätzlich zu seiner Wochenarbeitszeit innerhalb von drei Wochen 180 Stunden. „Wir haben in den letzten fünf Jahren bis zu 14 Stunden pro Tag gearbeitet. Die gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeit von elf Stunden konnten wir nicht einhalten“, sagt Kraftfahrer Heinz Seide. Mitarbeiter, die bei der Geschäftsleitung das Thema Überstunden zur Sprache brachten, bekamen laut Information der Belegschaft von Seniorchef Lothar Saur zur Antwort: „Im Winter müssen wir euch durchfüttern.“ Die wirtschaftliche Lage der Kronia-Quelle habe sich seit 2006 kontinuierlich verschlechtert.