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Feier für Lichtgestalt – Ludwig Steinbeck kämpfte für sein Eintritt in den Freiwilligen Polizeidienst

Bad Vilbel. Jetzt ist er 70, und da ist endgültig Schluss mit dem Freiwilligen Polizeidienst in Bad Vilbel. Ludwig Steinbeck wurde am vergangenen Montag verabschiedet. Steinbeck meint, dass man diesen Dienst auch noch bis zum 75. Lebensjahr ausfüllen könnte, aber darum wolle er sich nicht bemühen. Das mag Staatssekretär Werner Koch vom Hessischen Innenministerium bei der Verabschiedung des verdienten Polizeihelfers im Freizeitzentrum beruhigt haben.

Steinbeck ist in Wiesbaden bestens bekannt und sogar der Urheber einer Gesetzesänderung in Bezug auf den im Jahr 2000 vom damaligen Innenminister Volker Bouffier (CDU) ins Leben gerufenen ehrenamtlichen Dienst an der Verhinderung krimineller Vergehen. Steinbeck war 63 Jahre alt, als er sich um das Ehrenamt bemühte. Doch das damalige Gesetz sah ein Eintrittsalter von höchstens 60 Jahren vor. Steinbeck drängelte, hatte Rückenwind bei Stadtrat Jörg Frank (CDU) – und tatsächlich gab es die „Lex Steinbeck“. Eintrittsalter seitdem: 65 Jahre. Steinbeck ist seit 1986 Bad Vilbeler Bürger. Er war Referatsleiter im Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik, den er von Frankfurt nach Bad Vilbel ins Marktplatzzentrum geholt hatte. Dass er jetzt, „fit wie ein Turnschuh“ (Koch) verabschiedet wurde, ist sicher nicht üblich. Zu seiner Verabschiedung aus dem Ehrenamt war nicht nur der Staatssekretär gekommen, sondern alles, was bei der Polizei Rang und Namen hat: Da versammelten sich am runden Tisch um Koch herum der mittelhessische Polizeipräsident Manfred Schweizer, Alexander König, Polizeidirektor Wetterau, und der Leiter der Bad Vilbeler Polizeistation, Torsten Werner. Nicht zufällig fand die Verabschiedung im Jugendzentrum statt. Jugendliche, die in Bad Vilbel einen besonders hohen Anteil an der Bevölkerung haben, sind nicht selten im Visier der Polizei bei Alkohol- und Gewaltdelikten.

Immer zu zweit sind die Polizeihelfer patrouilliert. Sie sollen Präsenz zeigen, auffallen und den Bürgern ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Glaubt man den Worten von allen Seiten, war Steinbeck geradezu eine Lichtgestalt der Freiwilligen Polizeiler. Ein „Vorzeigehelfer“ sei er, sagte Koch. Steinbeck sei kameradschaftlich, kontaktfreudig und zuverlässig. „Alles keine große Kunst“, antwortete der Jubilar, „wir sind immer ansprechbar, während die Polizeibeamten mit ihrem Streifenwagen unterwegs sind“. Das Aufgebot an Prominenz hatte nicht nur mit Steinbeck zu tun. Er wurde als Stellvertreter für die Bemühungen der Stadt um Prävention genommen. Da war der Ruf bis Wiesbaden gedrungen, dass der Freiwillige Dienst hier funktioniert. Bad Vilbel sei ein „Leuchtturm“ – ein Wort, das der Schweizer und auch Koch bemühten.

Bad Vilbel sei die einzige Kommune im Wetteraukreis mit Bevölkerungszuwachs. Der Anteil der Zwölf- bis 21-jährigen sei mit 3500 relativ hoch. Unter den etwa 1800 Straftaten, die Polizeichef Werner jedes Jahr registriert, sind ein Drittel Sachbeschädigungen, Vandalismus, Körperverletzungen und Diebstähle, die häufig auf das Konto Jugendlicher gingen. Die Präventionsarbeit habe in Bad Vilbel einen Schub bekommen, als Ämter, Lehrer, Eltern und Vereine ihre Zusammenarbeit intensivierten und miteinander besser koordinierten.

Wie Ordnungsamtsleiter Matthias Stengel, der Verbindungsmann der Helfer, betonte, sei die Zusammenarbeit „äußerst angenehm und harmonisch“ gewesen.