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Flügge werden, 25+1

„Mut zu haben, das Glück in die eigene Hand zu nehmen, Hilfe zu suchen, wenn man sie braucht, und gleichzeitig auch anderen zu helfen“, das wünscht Sheila Böhm allen Lesern im Vorwort der neuen Broschüre „JugendHilfeArbeit – Reden wir über die Zukunft“ der Möwe Jonathan. Für die „Ehemalige“ bei der Möwe war der Jugendhilfeverein Möwe Jonathan eine große Hilfe bei der Suche nach ihrem Platz im Leben. Dafür bedankt sie sich 16 Jahre später ausdrücklich beim Möwe-Team.

Bad Vilbel. Die Möwe Jonathan unterstützt seit 1987 in Not geratene Jugendliche in Bad Vilbel und der Region. Ende August feiert der Jugendhilfeverein nach den Worten des Vorsitzenden Burkhard Fiebig mit einem „Paukenschlag“ unter dem Motto „25 + 1 Jahr“ das Jubiläum engagierter Tätigkeit in der Mitte der Gesellschaft.

Bei dem geplanten Jubiläumsfest mit vielen Überraschungen im Bad Vilbeler Kurhaus wird das Möwe-Team der Öffentlichkeit die oben genannte Broschüre präsentieren. Das Jubiläum ist aber auch ein willkommener Anlass für einen Rück- und Ausblick. Hervorgegangen ist die Möwe 1987 aus dem damaligen „Kinderund Jugendheim Heilsberg“. Das Konzept war seiner Zeit voraus. Es wollte Kinder und Jugendliche nicht mehr nur zentral „verwalten“, sondern sie auf ihrem Weg in ein selbstständiges Leben begleiten. Um allen Anforderungen gerecht zu werden, begann die Möwe mit der Spezialisierung ihrer heute 40 Mitarbeiter, die sich 28 Stellen teilen, und über viele Zusatzausbildungen verfügen. Einige Mitarbeiter waren als „Streetworker“ aktiv, andere organisierten die „dezentrale“ Unterbringung der Jugendlichen in Wohnungen und Häuser in der Region. Dadurch erhielten die von der Möwe betreuten Jugendlichen die Chance „Tür an Tür“ mit der Gesellschaft aufzuwachsen.

Blick in die Statistik

„Jugendhilfe heißt nicht raus aus der Familie“, betont Fiebig. Ausnahmen bilden Drogenmissbrauch, Gewalt und Missbrauch in der Familie. Die Jugendlichen können selbst über die Jugendämter einen Platz bei der Möwe beantragen. Ein Blick in die erste Statistik des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass die deutschen Jugendämter im letzten Jahr knapp 107000 Verfahren zur Einschätzung der Gefährdung des Kindeswohls vornahmen. In 16 Prozent der Fälle sahen die Jugendämter eine Gefährdung des Kindeswohls. Zwei Drittel der Kinder wiesen Anzeichen einer Vernachlässigung auf. In jeden vierten Fall gab es Hinweise auf psychische oder körperliche Misshandlungen. An der Erhebung beteiligten sich alle Bundesländer außer Hamburg.

Hinter jedem Fall steht ein Kind oder Jugendlicher, betont Fiebig. Sie finden bei der Möwe tatkräftige Unterstützung. Die „stationäre Betreuung“ der Jugendlichen wird von Bad Vilbel aus organisiert. In Wohnungen und Häusern in Bad Vilbel, Mühlheim, Offenbach und Frankfurt sind 20 Mitarbeiter im Bereich „Betreutes Wohnen“ tätig. Dies ist nach einem Baukastenprinzip konzipiert, wie Fiebig erläutert. „Mit zunehmendem Grad der Verselbständigung der Jugendlichen nimmt der Umfang der Betreuung ab“. Seit 2010 wir die Tradition der „MöweStreetworker“ in der Niederlassung in Frankfurt am Nibelungenplatz von 15 Mitarbeitern fortgeführt. In Frankfurt gehen die Sozialpädagogen im Gegensatz zum stationären Zweig in Bad Vilbel, der sich um verschiedene Betreuungskonzepte in Wohngruppen konzentriert, in die „Familien hinein“.

„Rechtzeitige Investition in Jugendliche zahlt sich für die Gesellschaft aus. Die Not wird nicht kleiner, sondern größer. Die Not verlagert sich in andere Bereiche“, stellt Burkhard Fiebig fest. Der im Wetteraukreis beheimatete, selbstständige Trägerverein Möwe Jonathan kooperiert mit dem St. Elisabeth Verein in Marburg. Die Möwe ist Mitglied im Diakonischen Werk Hessen Nassau.

Mit dem Jubiläumsfest und der neuen Broschüre will das Team der Möwe Jonathan die Bevölkerung für die Probleme von gefährdeten Kindern und Jugendlichen sensibilisieren, für Unterstützung ihrer wertvollen gesellschaftlichen Arbeit werben und ihr Profil in der Öffentlichkeit stärken. Über das Jubiläumsfest werden die BVA-Leser vorab informiert.