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Freies Spielen ist „toll“ – Japanische Pädagogik-Studenten zu Besuch bei der Kita Kunterbunt

Bad Vilbel. Das „Guten Tag!“, es kam klar und herzlich aus den Kindermündern, aber dann wurde es wieder still in der Kita Kunterbunt. Dort in der Kernstadt waren in der vorigen Woche zehn japanische Pädagogik-Studentinnen und ihr Professor zu Besuch. Obwohl sie nur Japanisch sprachen, fanden die neugierigen Gäste rasch Kontakt zu den bald ebenso neugierigen Kindern, etwa bei der Kunst des Origami (Papierfalten).

Die angehenden Erzieherinnen kommen von einer Privat-Uni in Chiba bei Tokio. Sie bereiten sich auf die Kleinkinder-Betreuung vor, die in Japan viel verbreiteter ist als in Deutschland. Schon kurz nach der Geburt können japanische Babys in Tagesstätten untergebracht werden, die wie die Kindergärten meist in privater Regie betrieben werden, erläutert Dolmetscherin Yayoi Aihara-Preller.

Vier Jahre dauert das Studium der angehenden Erzieherinnen. In Deutschland absolvieren Erzieherinnen eine dreijährige Ausbildung sowie ein Anerkennungsjahr, erläutert Kita-Leiterin Marie Marowsky. Sie erhält schon seit über drei Jahren Besuch von japanischen Delegationen. Damals sei der Kontakt nach Tokio über ein japanisches Kita-Kind entstanden.

Japan sei eine Insel, dort sei alles von der gleichen Art, sagt Professor Tetsuo Onari, die jungen Leute wollten aber auch sehen, was es anderswo gebe. Sehr interessant sei, dass es in der Kita verschieden gestaltete Räume gebe. Jedes Kind könne dort machen, was es wolle. Als Kunst-Professor hat ihn vor allem die Kreativwerkstatt beeindruckt, die er, stets mit der Mini-Kamera am Handgelenk, ausgiebig fotografierte. Onari nahm die Anregung mit, auch in Japan die Kita-Räume unterschiedlich zu gestalten. Bislang sind sie alle gleich.

Auch der Ablauf ist so, wie ihn Kita-Leiterin Marowsky eher aus den 60er-Jahren kennt: Alle Kinder sind in strikt altersgleichen Gruppen in jeweils eigenen Räumen untergebracht. Dass in Deutschland viel Wert darauf gelegt werde, dass jedes Kind seine Eigenschaften entwickeln könne, erschien der Dolmetscherin „ein wenig schwierig“, es gebe „ein Durcheinander“. Es sei aber auch wichtig, dass alle zusammenkämen, dabei auch mehr Rücksicht aufeinander nähmen. Die Studentinnen sahen das entspannter, fanden das freie Spielen „toll“. Eine Studentin war vom Rollenspiel beeindruckt, das wolle sie auch machen, wenn sie Erzieherin sei.

Am Tag nach dem Besuch in Bad Vilbel endete die Europa-Reise der Japaner, die sie zunächst in die Schweizer Partnerstadt Montreux geführt hatte. Zum Abschluss besuchten sie in Frankfurt noch das berühmte Goethe-Haus.