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Fröhlicher Brauch zu Ostern

Die Väter sollen die Kinder beim Schmücken eigentlich nur abstützen, doch nutzen die meisten von ihnen die Gelegenheit und schmücken kräftig mit. Foto: Niehoff
Die Väter sollen die Kinder beim Schmücken eigentlich nur abstützen, doch nutzen die meisten von ihnen die Gelegenheit und schmücken kräftig mit. Foto: Niehoff

Karben. Burg-Gräfenrode ist bereit für das Osterfest: Der Heimat- und Kulturverein, Kinder und Eltern der evangelischen Kita haben zusammen den kleinen Brunnen neben der evangelischen Kirche am Wochenende in der vorigen Woche bunt geschmückt.
Um ihren Stadtteil in der Osterzeit zu verschönern und einen alten Brauch wieder heimisch werden zu lassen, schmücken die Mitglieder des Heimat- und Kulturvereins Burg-Gräfenrode (HeKu) zusammen mit Kindern der Kita »Regenbogenland« der evangelischen Kirche Burg-Gräfenrode seit dem Jahr 2007 vor jedem Osterfest den Sandsteinbrunnen. »Der Heimat und Kulturverein Burg-Gräfenrode ist nach unserer 600-Jahr-Feier entstanden. Von der Feier war damals ein größerer Geldbetrag übriggeblieben und der sollte sinnvoll für den Ort eingesetzt werden«, sagt der Vereinsvorsitzende Ulrich Bedacht. Derweil wuseln die Kinder fröhlich um ihn herum, reden und hängen bunte Ostereier an der mit grünen Ästen ummantelten Krone auf, die über den Brunnen gestellt ist.
Die Krone auf den Brunnen, ein extra für die Aktion angefertigtes Metallgestell, hatten am Tag zuvor acht Mitglieder des Heimatvereins geschmückt und sie dann sorgfältig auf dem Brunnen befestigt. Das dazu benötigte Grünzeug stammte mit ausdrücklicher Erlaubnis des Revierförsters aus dem heimischen Wald. Wie in den vergangenen zwei Jahren hat sich auch dieses Mal wieder unter die Frühlingsfarben eine besondere auffällige blau-gelbe Farbkombination gemischt. Es sind die Farben der ukrainischen Nationalflagge. »Wir wollten damit erneut ein Zeichen setzen – in der Hoffnung, dass der Frieden bald zurückkehrt«, sagt Bedacht.
Etwas für
die Gemeinschaft tun

Die erste »Wohltat« des Heimat- und Kulturvereins nach der Gründung sei das Aufstellen von Bänken in und um Burg-Gräfenrode gewesen. »Auf besondere Anordnung der Stadt mussten dazu sogar noch Abfalleimer aufgestellt werden«, ergänzt rückblickend und sichtlich amüsiert der zweite Vereinsvorsitzende Frank Ulrich. In der Folgezeit wurden dann mittelalterliche Ritterspiele – die waren zu dem Zeitpunkt in Mode – und später Weinfeste sowie Musikveranstaltungen regelmäßig organisiert. »Wichtigstes Ziel dabei war und ist es, etwas für die Gemeinschaft in Burg-Gräfenrode tun zu wollen«, erklärt Bedacht. Deshalb wurde inzwischen auch ein digitales Dorfarchiv angelegt, auf das alle Bürger Zugriff haben. Die letzte größere Aktion ist die Wiederauflage einer inzwischen 40 Jahre alten Dorfchronik im vergangenen Jahr. Sie umfasst mehr als 750 Seiten.
Zurück zum Osterbrunnen. Ehe die Kinder die bunten Eier anhängen, singen sie ein Lied zum Frühlingsbeginn und tanzen dazu. Rund zwei Dutzend Eltern sind gekommen, um mit ihrem Nachwuchs anzupacken. »Wir haben die Eier dieses Mal nicht von den Kinder selber anmalen lassen. Dazu haben wir nicht mehr genug Personal in der Kita. Die Eier sind fertig bemalt gekauft worden«, erklärt Ina Lauster-Ulrich von der Kirchengemeinde. Hauptsache sei es, dass den Kindern die Aktion Spaß mache. Und nicht nur die Kinder hatten ihre Freude daran, sondern auch die Väter, die angeblich ihre Kinder nur auf den Brunnenrand heben und dort festhalten sollten, schmückten kräftig mit.
»Das gemeinsame Schmücken des Osterbrunnens ist mittlerweile fester Bestandteil unseres Vereinsjahres«, erklärt Ulrich Bedacht. Und erinnert an den Ursprung des Brauches, der aus der Fränkischen Schweiz kommen soll. Das ist auch auf einer kleinen Tafel neben dem Brunnen zu lesen.
Traditionell bestand der Brauch dabei aus zwei Teilen, dem »Fegen«, also der Vorbereitung des Brunnens und dem eigentlichen Dekorieren. Diese alte Tradition hat der Heimat- und Kulturverein wieder aufleben lassen. Und wie sich zeigt, mit beachtenswertem Engagement der Roggauer Bürger. Von Jürgen W. Niehoff